Kommentar Kommunalwahl Niedersachsen: Für McAllister wird es eng
Der Abstand der CDU zur SPD schmilzt - und die FDP spielt keine Rolle mehr. Der grüne Höhenflug in Niedersachsen ist ein Signal an Schwarz-Gelb, nicht nur in Hannover.
K ein Anlass zur Freude für Niedersachsens Ministerpräsidenten David McAllister (CDU). Zwar hat er sein offizielles Ziel beim ersten Wählervotum seit seinem Amtsantritt erreicht: Die CDU blieb bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen am Sonntag mit 37 Prozent landesweit stärkste Kraft. Aber im Vergleich zur Kommunalwahl 2006 büßte sie über 4 Prozentpunkte ein.
Und auch der Abstand zur SPD ist, ein Jahr nachdem McAllister das Amt des Ministerpräsidenten von Bundespräsident Christian Wulff geerbt hat, auf rund 2 Prozentpunkte geschmolzen. Ein denkbar knapper Vorsprung für den CDU-Mann, der als eine der großen Nachwuchshoffnungen der Partei gilt. Nimmt man das Ergebnis als Vorboten der Landtagswahl 2013, zeigt sich: Für McAllister wird es eng. Zumal sein Koalitionspartner FDP in den Kreistagen, Stadt- und Gemeinderäten schon jetzt so gut wie keine Rolle mehr spielt. Ein Trend, der in den gut anderthalb Jahren bis zur Landtagswahl kaum umkehrbar sein wird.
Einziger Sieger der Kommunalwahl sind die Grünen: Auch in Niedersachsen sind sie weiter auf Höhenflug und kommen erstmals auf ein zweistelliges Ergebnis. Und das nicht nur in den Städten. Themen wie die Energiewende, die Frage der Atommüllendlagerung oder die sich im Land ausbreitende Agrarindustrie bringen auch in den ländlichen - und traditionell CDU-dominierten - Gegenden Zuwächse. Im Wendland etwa haben die Grünen ihr Ergebnis verdreifacht, im Emsland, erzkonservatives Zentrum der Geflügelmastbranche, fast 4 Prozentpunkte gewonnen.
TERESA HAVLICEK ist Redakteurin bei taz Nord.
2013, wenn in Niedersachsen als letztem Land vor der Bundestagswahl ein neuer Landtag gewählt wird, könnten die Grünen nach dem jetzigen Resultat über die Mehrheit entscheiden. Das ist ein Signal für Schwarz-Gelb. Nicht nur in Hannover.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“