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Kommentar KlimaschutzBush funkt dazwischen

Kommentar von Adrienne Woltersdorf

Umweltgruppen fordern zu Recht, die Hinhaltetaktik der Administration des US-Präsidenten George W. Bushs zu entblößen.

I st es falsch, an einer Klimakonferenz teilzunehmen, bei der der Gastgeber die Eingeladenen zur Imageverbesserung nutzt? Und dabei nichts weiter herauskommen wird als die üblichen klimaschädlichen Luftblasen? Umweltgruppen fordern zu Recht, die Hinhaltetaktik der Administration des US-Präsidenten George W. Bushs zu entblößen.

Bild: privat

Adrienne Woltersdorf, 40, berichtet seit 2005 für die taz aus Washington. Faszinierend an den USA findet sie, dass sich alle Vorurteile bestätigen lassen - und zugleich widerlegen.

Die europäischen Befürchtungen dürften sich bewahrheiten, dass der Bush-Gipfel darauf abzielt, auf dem Weg zur Klimakonferenz in Bali dazwischenzufunken. Denn mit Washingtons rhetorischem Dreh, dass "wir alle ein gemeinsames Klimaproblem haben, aber jeder Staat für sich nach Lösungen suchen sollte", können sich die Klimasünder wie China und Indien weiterhin bestens herauswinden. Denn dass individuelle und freiwillige Lösungsansätze im globalen Problem der Erderwärmung nicht fruchten, das hat bereits der Versuch aus dem Jahr 1992 gezeigt. Damals unterzeichneten Dutzende Staaten nichtbindende Zielsetzungen bei der Emissionsreduktion. Das Ergebnis war eine Steigerung der CO2-Emissionen im zweistelligen Prozentbereich.

Die USA, die bis heute eine Unterschrift unter das Klimaschutzabkommen von Kioto verweigern, werden kaum bei der Kioto-Folgekonferenz in Bali einsteigen. Die Europäer müssen nun vielmehr mit Geschick und Offenheit verhindern, dass die USA gemeinsam mit den anderen Verweigerern eigene Verhandlungen führen. Sonst wäre für ein weiteres Jahrzehnt ein effektiver Klimaschutz nicht möglich.

Obwohl in den USA das Bewusstsein um den Klimawandel geweckt ist, ist ein Umdenken bei der aktiven Bekämpfung noch nicht in Sicht. Hinzu kommt, dass eine Konferenz mit Bush, objektiv betrachtet, Zeitverschwendung ist. Der Mann gilt 15 Monate vor den US-Präsidentschaftswahlen als lahme Ente. Längst hat der Wahlkampf begonnen, und der von Demokraten geführte Kongress wird alles tun, die Ente noch lahmer aussehen zu lassen, als sie ohnehin schon ist. Doch die USA jetzt abzustrafen und zu isolieren und den Folgevertrag von Kioto ohne sie anzugehen, würde es auch Bushs Nachfolge fast unmöglich machen, einen Neuanfang zu wagen. ADRIENNE WOLTERSDORF

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