Kommentar Klimaplan: Globale Schuld anerkannt
Dass die EU in ihrem Klimaplan den Entwicklungsländern jährlich 15 Milliarden Euro zusagt, ist ein wichtiges Zeichen.
B eim Klimaschutz geht es um die Reduktion von Treibhausgasen. Eine sehr eurozentristische Betrachtungsweise: Den armen Ländern dieser Welt - also den meisten Staaten - geht es beim Klimaschutz vor allem um Geld. Ihre Frage an die Industriestaaten ist: Wie viel Geld zahlt ihr für den bereits heute von euch angerichteten Schaden?
80 Prozent der Treibhausgase, die heute in der Atmosphäre sind, entstammen den Schloten der Industriestaaten. Den Schaden aber haben zumeist die Entwicklungsländer, wie der ausbleibende Monsun in Indien oder die Flut am Bosporus vor Augen führt. In Burkina Faso, Niger und weiteren westafrikanischen Ländern machten die schwersten Regenfälle seit 90 Jahren hunderttausende Menschen obdachlos, während ausbleibender Regen die Menschen in Mittelamerika in die Hungersnot treibt. Sicherlich sind das "nur" Wetterereignisse. Doch der kausale Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und einer Zunahme von Extremwetter-Ereignissen ist wissenschaftlich bewiesen.
Dass die EU in ihrem Klimaplan den Entwicklungsländern jährlich 15 Milliarden Euro zusagt, ist ein wichtiges Zeichen. Erstens erkennt Europa damit seine globale Schuld an, zweitens ist die Finanzzusage notwendig, um die festgefahrenen Verhandlungen zum Post-Kioto-Protokoll wieder in Gang zu setzen. Schwellen- und Entwicklungsländer hatten zuletzt klargemacht, dass sie die Verhandlungen in Kopenhagen am Jahresende platzen lassen würden, wenn der Norden weiter zahlungsunwillig bleibt. Allerdings - und das ist die Crux - gehen die Vorstellungen über die Summen gehörig auseinander. Die Afrikanische Union forderte auf ihrem Umweltminister-Gipfel gerade 67 Milliarden Euro jährlich. Die von der EU offerierten 15 Milliarden sind also allenfalls ein Anfangsgebot an den Verhandlungswillen der Mehrheit der Welt.
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