Kommentar Klimagipfel: Lula und Sarkozy als Klimaplayer
Die beiden Staatschefs haben begriffen, dass man mit dem Klimagipfel in Kopenhagen auch punkten kann. Mit ihrem Vorstoß heben sie sich gerade erfreulich vom Rest der Politiker ab.
Der Klimavorstoß Brasiliens und Frankreichs kommt zur rechten Zeit. Zwar haben sich bislang weder Luiz Inácio Lula da Silva noch Nicolas Sarkozy als Umweltpolitiker hervorgetan. Aber immerhin haben die beiden Staatschefs begriffen, dass man mit dem Weltklimagipfel in Kopenhagen auch punkten kann. Geschickt verbinden sie jetzt das Umweltthema mit der Nord-Süd-Frage.
Damit heben sie sich erfreulich von der Funkstille aus Berlin oder Brüssel ab und von dem fatalen Signal, das die USA und viele asiatische Länder gerade auf dem Asean-Gipfel ausgesandt haben: Dort wollte man sich nicht einmal darauf verständigen, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 um die Hälfte zu verringern. Demgegenüber fordern Lula und Sarkozy von den Industrieländern eine Reduktion um mindestens 80 Prozent.
Gerhard Dilger ist Lateinamerika-Korrespondent der taz. Er lebt und arbeitet in Porto Alegre, Brasilien.
Außerdem wollen sie neben der EU noch möglichst viele Länder des Südens mit ins Boot nehmen. Sarkozy lässt mit Indien einen weiteren Schlüsselakteur becircen, und Brasilien ist dank Lulas aktiver Süd-Süd-Diplomatie besser aufgestellt denn je. Altruistisch ist all das nicht, wie etwa Brasiliens dubioser Einsatz für Agrotreibstoffe in Afrika zeigt.
Mit konkreten kurzfristigen Zielen und Maßnahmen hingegen tun sich die beiden Geopolitiker schwer. Das Zahlenfeuerwerk, das Brasília in Sachen Tropenwaldschutz und Klima abfeuert, reicht nicht. In seiner Amazonienpolitik bleibt Lula eine Geisel des Agrobusiness. Doch in die Klimadiplomatie kommt Bewegung, immerhin. Das ist vor allem dem Druck von Umweltgruppen und der Präsidentschaftskandidatur seiner Exministerin Marina Silva zu verdanken.
Die Achse Paris-Brasília ist der derzeit erfolgversprechendste Ansatz für Kopenhagen. Fortschritte wird es aber nur geben, das zeigt das Beispiel Brasilien ebenfalls, sobald die Regierungen genug Gegenwind verspüren.
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