Kommentar Klima und Entwicklung: Hunger auf einer heißen Erde
Entweder wollen Union und FDP weder Klimawandel noch Welthunger ernsthaft bekämpfen. Oder sie verstehen das Verhandlungssystem nicht.
D ie Bundesregierung will auf dem Klimagipfel in Kopenhagen von den Entwicklungsländern verlangen, dass die ihre Emissionen vermindern. Andererseits sollen die Mittel, die armen Ländern versprochen wurden, damit diese sich an die Erderwärmung anpassen können, mit deren Entwicklungshilfe verrechnet werden. Für diesen Regierungsbeschluss kann es nur zwei Gründe geben: Entweder wollen Union und FDP weder Klimawandel noch Welthunger ernsthaft bekämpfen. Oder sie verstehen das Verhandlungssystem nicht.
Die Entwicklungsländer fordern auf dem Kopenhagen-Gipfel zusätzliches Geld, um sich an den Klimawandel anpassen zu können. Und sie sind damit im Recht: Erstens treffen sie die Folgen des Klimawandels bereits heute deutlich härter als zum Beispiel Deutschland. Zweitens haben vor allem die Industrieländer das Problem zu verantworten. Allein die USA haben beispielsweise zwischen 1903 und 2000 insgesamt 350 Prozent mehr Treibhausgase produziert als China.
Deshalb war den Entwicklungsländern auf Bali zusätzliches Geld versprochen worden. Und die G 77 haben in den Verhandlungen immer wieder klargemacht, einem neuen Klimapakt nur zuzustimmen, wenn für sie deutlich mehr Geld rausspringt. Über eigene Reduktionsverpflichtungen wollen sie - völlig zu Recht - erst reden, wenn der Norden gezahlt hat.
Die Bundesregierung geht nun den umgekehrten Weg: Zuerst sollen die Entwicklungsländer sich zur Reduktion verpflichten. Dann gibt es Geld, und das nur aus dem Millenniums-Topf. Zur Erinnerung: Das Millenniumsziel lautet, die Zahl der Hungernden auf der Welt zu halbieren. Nicht, höhere Dämme zu bauen. Die Zahl der Hungernden aber ist in den letzten Jahren um 80 Millionen gestiegen, nicht zuletzt wegen der Klimakrise.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier