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Kommentar Klaus ErnstNicht gewappnet für den Ernstfall

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Klaus Ernst ist ein westdeutscher Aufsteiger. Er hat deswegen keine Scheu, seinen Reichtum zu zeigen. Beim Streit um sein Einkommen geht es im Kern um Mentalitäten.

D as Sommerloch hat ein erstes Opfer gefordert: Klaus Ernst, Chef der Linkspartei. Ernst verdiene zu viel, heißt der mit moralischem Tremolo unterlegte Vorwurf. Der Zeigefinger wird erhoben, gerne von Journalisten, die für die 3.500 Euro, die Ernst als Parteichef bekommt, noch nicht mal aufstehen würden. Diese mediale Kampagne lässt sich auch durch den Mangel an skandalösen Neuigkeiten nicht irritieren. Die Süddeutsche Zeitung überschrieb einen Artikel neulich mit der Zeile: "Ernst tritt nicht zurück." So macht man Stimmung.

Natürlich hat die Öffentlichkeit ein Recht, über die Gehälter von Spitzenpolitikern zu debattieren. Es gibt aber zu denken, dass sich niemand über das (höhere) Gehalt etwa von SPD-Chef Sigmar Gabriel aufregt. Was im Falle Ernst stört, ist zudem die Maßlosigkeit der Vorwürfe, die bedenkenlose Übertreibung seiner Bedeutung und die Inszenierung als Sündenfall.

Im Kern geht es um Mentalitäten. Ernst ist ein westdeutscher Aufsteiger, der von ganz unten kommt und seine Karriere in der IG Metall gemacht hat. Er hat, wie viele Aufsteiger, keine Scheu, seinen Reichtum zu zeigen. Dieser Habitus verstört viele ostdeutsche Genossen, die einem gefühlten Egalitarismus verpflichtet sind, der noch aus DDR-Zeiten stammt.

Bild: taz

Stefan Reinecke ist Redakteur im Parlamentsbüro der taz, hier insbesondere zuständig für die Partei "Die Linke".

Ernst hat viel dafür getan, dass die Debatte in einer Endlosschleife hängen geblieben ist. Warum verzichtet er nicht auf die Zulage von 1.900 Euro als Fraktionsvorstand? Das wäre eine souveräne Geste, die zeigen würde, dass der Parteichef seine Ostgenossen verstanden hat. Doch diese Art von Klugheit fehlt ihm leider. Stattdessen vergeigt er das Krisenmanagement.

Doch diese Affäre wird verschwinden. Die Frage, die bleiben wird, ist: Was macht Klaus Ernst, wenn die Partei mal ein echtes Problem hat?

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.

10 Kommentare

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  • W
    Walter

    @Michael:

    "Ich finde das kein Linker gute Arbeit macht und dementsprechend das Geld auch nicht verdient."

    Gut, daß dieses "Argument" nicht zählt.

    Denk mal nach.

    IG-Metall und Co haben den Bossen das Recht genommen mit dieser Begründung den Lohn zu verweigern.

    An das gottgegebene Recht, so zu begründen glauben die oft immer noch.

     

    Grüße

     

    Walter

  • H
    Hanna

    Guter Kommentar - das Problem an Ernst ist doch, dass Gysie, Lafontaine, Bsky und Modrow alle erheblich glaubwürdiger und ehrlicher gewirkt haben, als IG-M-Porsche-Fan Ernst. Das linke Credo ist eben, alles ist politisch. Bei der FDP würde das wirklich niemand aufregen, aber die wollen eben auch keine egalitäre Verteilung, soziale Gerechtigkeit und Ausgleich - im Gegenteil, die stehen für Polarisierung und große Unterschiede.

    Mir persönlich ist Ernst suspekt. Er wirkt für mich irgendwie zanghaft besserwisserisch und von irgendeinem Bazilus beseelt. Die IG Metall bezahlt ihre Leute ganz gut, Ernst hat in den letzten 20 Jahren keine Not gelitten. Das merkt man.

  • W
    Waage

    @ Werner G.

    .

    Der Kommentar von Herrn Reinecke ist ja wohl an Ausgewogenheit kaum zu übertreffen, haben Sie sich den Artikel überhaupt richtig durchgelesen?

  • A
    Amos

    Solange man gute Politik macht, sollte man das Geld was man verdient auch bekommen. Wenn Geld (besonders durch die Nebeneinkünfte aus der Wirtschaft) die politischen Entscheidungen beeinflusst ist das was anderes.

  • SN
    Staatsfeind Nr. 1

    Herr Ernst verkörpert meiner Meinung nach den typischen Linken: Wasser predigen und Wein saufen! Wenn man tagtäglich seine demagogischen Ergüsse gegen das Kapital, gegen Besserverdienende, gegen "Reiche" etc. von sich gibt und den ach so heldenhaften Kämpfer für die Unterprivilegierten mimt, dann muß man auch mit gutem Beispiel vorangehen.

     

    Herr Ernst muß sich auch gefallen lassen, daß er in seiner Funktion als Vorsittzender der Linkspartei mit anderen Maßstäben gemessen wird als beispielsweise ein FDP Vorsitzender.

     

    Ich sage ja immer: die Kapitalismuskritik endet immer am eigenen Geldbeutel

  • BG
    Bernd Goldammer

    Steht ihm das Geld zu? Wenn Ja, dann geht es uns nichts an was Klaus Ernst mit seinem Einkommen macht. Wovon will man denn ablenken? Wenn man meint, dass die Rechtslage Klaus Ernst ein zu hohes Einkommen beschehrt, dann sollten alle Politikereinkommen auf den Prüfstand kommen. Wenn es im Bundestag bisher um Diätenerhöhungen ging, dann ist die Ablehnung seitens der Linkenfraktion immer klar und eindeutig überstimmt worden.

  • WG
    Werner G.

    Lieber Herr Reinecke.

    Was, zum Teufel, treibt Sie eigentlich dazu, diese

    ekelhafte BILD - Kampagne weiter zu führen???

    Als ich vor ca. 30 Jahren die

    - damals noch LINKE -

    TAZ abonniert habe, hätte ich meinen Kopf gegen eine faule Tomate verwettet, dass die TAZ niemals auf ein solches Niveau sinken könnte. Hab' mich wohl leider geirrt.

    Oder haben Sie vielleicht eine Wette laufen, dass es doch möglich ist, NOCH dämlichere Kommentare zu schreiben, als die Ihres Kollegen Klingelschmidt?

    Antwort tut nicht nötig!

  • DJ
    Delphina Jorns

    Gibt es ein falsches Leben im richtigen?

  • P
    Pit

    Es ist ja nicht die Kohle allein. Warum muss er z.B. das Phallussymbol des Kapitals - einen Porsche - fahren? Warum Landsitz und sonstiger Snobismus als einer, der ArbeiterInnen-Politik machne soll?

  • M
    Michael

    Bei anderen Parteien stört es mich auch nicht. Aber wie die Linke immer gegen Besserverdienende hetzt, dann muss man damit leben das man bei Linke Politiker genauer hinschaut. Beim Lafontaine gab's das Thema doch auch. Und wenn man dann liest das Ernst das Geld verdient, sagt wer? Ich finde das kein Linker gute Arbeit macht und dementsprechend das Geld auch nicht verdient.