Kommentar Kinderlärm: Sind so kleine Schritte
So erfreulich die nun vorgelegte Novelle auch ist: Gesetze, die Kinderlärm nicht mehr als Umweltbelastung werten, können nur der erste Schritt sein.
E s ist ein erster Schritt: Die nun vorgelegte Kinderlärmnovelle der Bundesregierung setzt ein deutliches Signal, dass Kinderlärm dazugehört, dass Spielgeräusche, lautes Toben, lustvolles Krakeelen nicht als Umweltbelastung zu bewerten sind. Dieses Signal war überfällig. Ein erster Schritt, wie gesagt - aber auch nicht mehr als das.
Denn überfällig ist auch eine Rechtsgrundlage, die Kinderspielplätze und Kindergärten auch in Wohngebieten zur Normalität erhebt. Warum es bis zu einer solchen Gesetzesänderung noch mindestens ein Jahr dauern soll, ist nicht nachvollziehbar - eigentlich muss da ja nur ein einziger Satz umformuliert werden.
Dass Kindergärten abgeschoben werden können in Gewerbegebiete - das darf es keinen Tag länger geben.
Zu hoffen ist, dass der Bundestag die Lärmnovelle nun zeitnah beschließt und die Länder nicht erst dann damit anfangen, sich Gedanken zu machen über die konkrete Umsetzung.
Sonst könnte der große Jubel über das "gesetzgeberische Signal für eine kinderfreundliche Gesellschaft" - so tönte gestern die Bundesregierung - lange verhallt sein, ehe auch nur ein einziges Kind seine positiven Auswirkungen zu spüren bekommt.
Und aus den vielen zusätzlichen Kita-Plätzen, die nicht nur in Hamburg in den kommenden Jahren zur Deckung des Bedarfs eingerichtet werden sollen, würde auch nichts.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden