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Kommentar KaufsuchtDer beratungsresistente Mann

Ines Kappert
Kommentar von Ines Kappert

Kaufsucht ist kein weibliches Problem. Eine neue Studie besagt, dass Männer und Frauen gleichermaßen dazu neigen, die Kontrolle über ihr Konsumverhalten zu verlieren.

Kaufsucht, so sagt es der Hausverstand, ist ein weibliches Problem. Schließlich sind es die Frauen, die seit Ewigkeiten völlig sinnlos Hundertschaften von Schuhen, Handtaschen und Parfümflakons anhäufen. Männer hingegen verfolgen bestenfalls mit Leidenschaft ein mehr oder weniger nützliches Hobby. Auch die zwölfte Bohrmaschine hat schließlich irgendeine superpraktische Extrafunktion, die die anderen elf nicht besitzen!

Eine neue Studie räumt mit diesem männlichen Selbstbetrug auf. Sie besagt, dass Männer und Frauen gleichermaßen dazu neigen, die Kontrolle über ihr Konsumverhalten zu verlieren. Und weil immer mehr junge Menschen davon betroffen sind, ist die Kaufsucht ein echtes Problem.

Dass die Medizin das erkannt hat und erstmals Therapieangebote macht, ist erfreulich. Doch der Hälfte der Betroffenen dürfte das kaum weiterhelfen. Denn wer sich selbst nicht als krank wahrnimmt, der lässt sich auch nicht helfen - auch dann nicht, wenn sein Verhalten ihn selbst oder seine Familie in den Ruin treibt. Er wird sein Suchtverhalten einfach weiter verdrängen - und zwar vorzugsweise, indem er es allen Evidenzen zum Trotz weiterhin für "normal" erklärt.

Ein männliches Selbstverständnis, welches das eigene Verhalten stets als Norm begreift, steht einem produktiven Umgang mit Krankheiten und anderen Schwächen entgegen. Schon über Probleme zu reden erscheint ihm als weiblich, es ist Frauensache, das Sprechen über Abhängigkeiten wird als persönliche Bankrotterklärung aufgefasst. Aus diesem Grund setzen sich viele Männer auch nicht einer Therapie aus. Denn beim Therapeuten geht es nicht nur um die eigene Genesung - es steht immer auch die eigene Virilität auf dem Spiel. Das hemmt, verständlicherweise.

Wer betroffenen Männern helfen will, der muss sie deshalb für zwei Dinge sensibilisieren: zum einen für die Frage, welche Rolle der Warenerwerb für ihr psychisches Gleichgewicht spielt. Und zum anderen dafür, dass Beratungsresitenz in existenziellen Fragen nicht ihre Männlichkeit sichert. Sondern ihre Lebensqualität senkt. INES KAPPERT

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Ines Kappert
Gunda-Werner-Institut
leitet seit August 2015 das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie der Heinrich-Böll-Stiftung.   Mich interessiert, wer in unserer Gesellschaft ausgeschlossen und wer privilegiert wird - und mit welcher kollektiven Begründung.   Themenschwerpunkte: Feminismus, Männlichkeitsentwürfe, Syrien, Geflüchtete ,TV-Serien.   Promotion in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft zu: "Der Mann in der Krise - oder: Konservative Kapitalismuskritik im kulturellen Mainstream" (transcript 2008).   Seit 2010 Lehrauftrag an der Universität St. Gallen.
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1 Kommentar

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  • A
    Apo

    Und Frauen machen aus jeder Mücke einen Elefanten. Besser ist gerade nicht mit Frauen über solche Probleme zu sprechen, auch auf die Gefahr hin, dass sie stattdessen einen Artikel verfassen könnten in dem sie so tun als ob sie Männer verstehen würden.

     

    Erstaunlich wieso man ständig die Klischeemühle bedienen muss um über Dinge zu schreiben die eigentlich jeder schon weiß. Solche Artikel triefen einfach nur vor blöden Klischees.