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Kommentar Kanada und das Kioto-ProtokollEin fatales Signal

Bernhard Pötter
Kommentar von Bernhard Pötter

Warum soll sich noch jemand an Verträge halten, wenn man sie am Ende einfach aufgeben kann? Kanada untergräbt so das Fundament von Diplomatie und globalem Handel.

D as ist der zentrale Begriff der Klimadiplomatie der letzten Jahre: "Legally binding", völkerrechtlich verbindlich, sollten Klimaverträge sein. Das fordern vor allem Europäer und Umweltschützer. Der Gipfel von Kopenhagen scheiterte vor zwei Jahren an diesem Anspruch. Im vergangenen Jahr wurde er ausgeklammert. Und in Durban fanden die Staaten mit Ach und Krach einen Kompromiss, der ein völkerrechtlich verbindliches Abkommen für die Zukunft in Aussicht stellt.

Doch jetzt steht all das wieder zur Disposition. Und zwar nicht, weil jemand an den wolkigen Worten über die Zukunft zweifelt, sondern weil Kanada von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Die Regierung in Ottawa hat sich lange nicht um Klimaschutz gekümmert. Jetzt merkt sie, dass Nichtstun teuer wird. Darum will sie aus dem Kioto-Protokoll fliehen. Und meint, damit seien alle Probleme gelöst.

Tatsächlich aber beginnen die Probleme für Kanada gerade erst. Denn inzwischen werden Klimathemen international mit einer Vehemenz verhandelt, die zeigen, dass sich bei diesem Thema Wirtschaftspolitik, Überlebensstrategien, Sicherheitsfragen und Gerechtigkeitsempfinden überlagern.

Bild: taz
BERNHARD PÖTTER

ist Autor der taz.

Kanada will sich nicht mehr an die Spielregeln halten. Ein Land, das keine Bananenrepublik, kein Failed State, keine Entwicklungsdiktatur, sondern ein Industrieland ist: reich an Einkommen, Bodenschätzen und Einfluss. Und das trotzdem das Fundament von Diplomatie und globalem Handel untergräbt: die Sicherheit, die international verbindliche Verträge garantieren sollen.

Sollte Kanada damit durchkommen, dann wäre das ein fatales Signal. Denn warum soll sich noch jemand an Verträge halten, wenn man sie erst feierlich schließen und am Ende einfach aufgeben kann? Vor allem die Europäer werden ihre Grundsätze verteidigen und damit wieder in Konflikt mit einem transatlantischen Partner geraten. Importverbote für kanadisches Drecksöl aus Teersänden sind eine Antwort, generelle Strafzölle gegen Klimadumping könnten die nächste sein.

Gerade die Industrienationen pochen immer auf die Rolle der Gesetze: Beim Patentschutz, bei Menschenrechten und Arbeitsnormen, bei Umweltschutz oder ausländischen Investitionen sind sie schnell mit der "rule of law" zur Hand, wenn sie mit Schwellenländern diskutieren. Da muss man daran erinnern, was die Basis eines Rechtssystems ist: dass es für alle gleich gilt. Sogar für Kanada.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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4 Kommentare

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  • GS
    Gesunder Skeptiker

    Langfristig wird es der Klimareligion genauso ergehen wie allen anderen Weltungergangsprophetien: Sie wird im Orkus der Geschichte verschwinden, spätestens in 20-30 Jahren wird sich niemand mehr an sie erinnern (wollen).

     

    Genauso kam es mit dem Waldsterben, was nachweislich nie flächendeckend exitierte. Über das Ozonloch habe ich noch in der Schule gelernt, dass FCKW 30 Jahre bräuchte um in die Athmosphäre aufzusteigen und wir daher im Grunde eh schon alle halbtot wären. Greenpeace zeigte Spots im Kino in denen Kinder in Schutzanzügen Fussball spielen müssen, während die Großmutter sich wehmütig an die alte, längst abgestorbene Natur erinnert.

     

    Was war das alles für ein ausgemachter Humbug. Zersetzt von Millardeninteressen, Machtpolitik und Weltanschaungsideologien. hofiert von unzähligen Opportunisten und Feiglingen, die es stets besser wussten. Hoffen wir alle, dass Kanada die erste Tür zur Eindämmung des Kilmawahns geöffnet hat. Mehr Realismus ist immer ein Schritt in die richtge Richtung.

     

    Wer Interesse hat, sich all die großen und kleinen Unglaublichkeiten der Klima-Branche einmal in aller Ruhe zu Gemüte zu führen, der möge unbedingt bei Google "DIE WOLKENSCHIEBER" und "SPIEGEL" eingeben. Das alte Klimakampfblatt SPIEGEL hat hier in einem Anfall von investigativem Journalismus eine wirklich erhellende Abendlektüre verfasst. Es lohnt sich wirklich...

  • W
    wessinger

    Höchstwahrscheinlich ist die Klima-kampagne ein großes Geschäft. fusst aber nicht seriös auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auf Lobby-Arbeit.

    Hierzu bitte folgende ernst zu nehmende Informationen:

     

    Ein "Spiegel"film:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=Xgcpl3IFGn4&feature=fvsr

     

     

    Guter englischer Film zum Thema :

     

    http://www.youtube.com/watch?v=28glS2XFoF8

     

    Schweizer Film:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=idwZbh3QSDE&feature=related

     

    ARD Film über Zensur:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=wsaPBX2xnQY&feature=related

  • T
    Thom

    Ich werde es in Zukunft genauso machen wie Kanada. Sobald ich merke, dass ich bei einem abgeschlossenen Vertrag Geld bezahlen muss, kündige ich den einfach und zahle nichts mehr. Das mach ich beim Internet-Provider, beim Strom, beim Gas, bei der Miete, beim Taz-Abo. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Aber mal ehrlich. Man muss sich schon fragen, welche Rechts-Legastheniker das damals ausgehandelt haben, wenn bei einem solchen Austritt, keine saftige Vertragsstrafe fällig wird. Waren das etwa dieselben, die die Euro-Verträge mit Griechenland gemacht haben??

  • M
    Maik

    Was ist das denn für ein lächerlicher Artikel? Na logisch kann man Verträge kündigen, ein ganz normaler Vorgang - was soll daran aufregend, überraschend oder gar undemokratisch sein? Zumindest hat mit Kanada ein Land erkannt, dass das Kyoto-Protokoll nur eine gigantische Umverteilungsmaschine von allen Ländern der Welt hin zu den USA ist - und das es logischerweise die Umwelt massiv beeinträchtigt. Leider denkt die taz nur in den Kategorien "Ideologie" und "Profitmaximierung" - in der endlosen Reihe strunzdummer taz-Kommentare sicherlich der dümmste. Ganz dolles Fremdschämen.