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Was hat, außer Frau Käßmann, denn die Polizei da getan? Wieso meldet sie den Namen der Delinquentin der Presse? Ist das üblich? Hat die Frau sich totgefahren und kann ihr Leichnam nicht identifiziert werden? Ist sie abgehauen? War sie im Dienst? Nichts von alledem. Elfriede Meier hat vorgestern genau dasselbe gemacht und wurde ebenfalls gestellt - kein Schwein interessiert das.
Vor einigen Wochen wurde Neo Rauchs kapitalistisch großer Pkw in Leipzig demoliert. Die Polizei suchte Zeugen für den nächtlichen Vorfall. Dabei nannte sie den Namen von Neo Rauch? Warum? Die Ortsangabe und der Autotyp hätten gereicht. Aber nein, es war der Wagen von Leipzigs berühmtestem Bewohner.
Was sollen solche Boulevardmeldungen? Un warum greifen vernünftige Zeitungen das auf? War es nicht, außer Frau Käßmann, die Polizei, die ihre Pflichten verletzte? Waren die Polizisten geldgeil (BILD zahlt gut für sowas) oder waren sie besoffen wie die Bischöfin? Oder nur blöd?
Gut, bei Neo Rauchs Auto kann Neid mitspielen: "So ein Auto will ich auch." Aber bei der Käßmann? Sie hat doch Millionen Mittäter, wahrscheinlich mehr als es Christen gibt.
Der Erfolg der AfD ist eine Zäsur für den deutschen Rechtsextremismus. Die Politik hat ihrem Aufstieg viel zu lange zugeschaut.
Kommentar Käßmanns Autofahrt: Mensch Margot
Es wäre schade, wenn die Stimme von Bischöfin Käßmann wegen dieser einen Dummheit in den großen gesellschaftlichen Debatten fehlen würde.
Wir wissen nicht, ob Jesus jemals besoffen war - und wenn ja, wie viel Promille er dann hatte. Die Theologen aber weisen darauf hin, dass er den Evangelien zufolge - etwa bei der Hochzeit zu Kanaan - durchaus dem Feiern und dem Wein zugeneigt war. Ja es gab, wie die Bibel verrät, Kritiker des Nazareners, die ihm vorwarfen, zu viel Umgang mit Zechern zu pflegen. Abgesehen davon dürfte Jesus als Wanderrabbi die jüdischen Regeln zum kontrollierten Rausch, etwa zu Pessach, durchaus ernst genommen haben.
Nun ist die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, betrunken Auto gefahren. Das Problem ist dabei weniger der Rausch, der auch einem Christenmenschen nicht verwehrt werden sollte. Auch Oberhirten sollte er gelegentlich erlaubt sein, will man nicht als Pharisäer enden - und nebenbei: gehören für die bayerischen Bischöfe der anderen Volkskirche gelegentliche Gelage mit gutem Klosterbier nicht fast schon zur Jobbeschreibung?
Insofern ist dieser eine Alkoholexzess der Bischöfin nicht vorzuwerfen. Das ist, selbst in der Fastenzeit, eine lässliche Sünde. Problematisch ist vielmehr die Menge des Alkohols, die wohl einer guten Flasche Wein entspricht. Und es ist zuallererst die Tatsache, dass die Bischöfin mit dieser Menge Alkohol noch Auto gefahren ist - und Menschen damit gefährdet hat.
Das wird ihren Ruf schädigen. Viele werden Käßmann nun nicht mehr zuhören oder das Gesagte nicht mehr ernst nehmen - zumindest, wenn sie über das Thema Fasten oder gar über Sicherheit im Straßenverkehr redet. Aber es gibt noch wichtigere Themen in der kirchlichen Verkündigung, etwa der Appell zum Frieden und zur Gerechtigkeit. Es wäre schade, wenn Käßmanns Stimme wegen dieser einen Dummheit in den großen gesellschaftlichen Debatten fehlen würde.
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Kommentar von
Philipp Gessler
Autor*in