Kommentar Joachim Herrmann (CSU): Tipps vom Politprofi
Wann kommt man am einfachsten in die „Tagesschau“ – sogar mit abstrusen Forderungen? Zwischen den Jahren natürlich.
S o, liebe Hinterbänkler, hier können Sie was lernen: Grundkurs I „Wie komme ich in die reichweitenstärksten Medien“ mit Privatdozent Joachim Herrmann (CSU), Bayerischer Staatsminister des Innern, Mitglied des Landtags.
Wählen Sie zunächst einen Veröffentlichungstermin, an dem außer Ihnen alle im Urlaub sind. Sie selbst müssen Zeit haben, da Sie für etwaige Fernsehinterviews zur Verfügung stehen müssen! (s. u.) Gut geeignet: die freien Tage im Anschluss an die Weihnachtszeit, beispielsweise der 27. Dezember, wenn er auf einen Sonntag fällt.
An diesem Tag seilen Sie in einem Ihnen gewogenen Medium eine Forderung ab. Das Thema ist dabei nicht so wichtig, es muss nur in irgendeiner Weise kontrovers erscheinen. Kann ruhig auch völliger Quatsch sein, zum Beispiel, dass die bayerische Polizei die Außengrenzen der Bundesrepublik kontrollieren sollte. Irgendein Käse wird Ihnen schon einfallen.
Weil an diesem Tag nichts los sein wird, sind dann alle anderen Medien froh, dass Sie ihnen zumindest irgendetwas zu Fressen in den Napf werfen. Nun schalten Sie am Tag der Veröffentlichung Ihre Telefone auf volle Lautstärke und warten auf die Anrufe. Seien Sie ruhig zu Hause. Fernsehsender kommen gerne vorbei, ist schließlich mal was anderes.
Doch Vorsicht! Achten Sie darauf, vorher die Gärtner noch mal durch Ihre Grünanlage zu scheuchen! Denn draußen sind Interviews doch am schönsten – und wir wollen doch nicht, dass der Zuschauer die Altöl-Kanister aufm Kompost sieht.
Nun wiederholen Sie Ihren Blödsinn, der schon in der Zeitung stand, in Richtung Kamera (im besten Fall: Kameras).
Wenn jetzt nichts Schlimmes mehr passiert (Flugzeugabsturz, Krieg in relevantem Land etc.), haben Sie beste Chancen, einen prominenten Platz in der „Tagesschau“ zu bekommen.
Viel Erfolg!
Profitipp: Der 1. und 2. Januar (in diesem Jahr ein Samstag) stehen kurz bevor!
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