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Kommentar ItalienDuce Berlusconi

Michael Braun
Kommentar von Michael Braun

Italien hat sich unter Berlusconi weit entfernt von der demokratischen Normalität, für die die Unterscheidung zwischen Amt und Amtsinhaber konstitutiv ist.

S elbst die Parteigranden im Faschistischen Großrat haben es seinerzeit geschafft, Mussolini abzulösen!" Deutlicher konnte Italiens Oppositionsführer Pierluigi Bersani kaum werden: Ganz wie Mussolini im Jahr 1943 hat auch Berlusconi sich im "Bunker" verschanzt - anders als sein Vorvorgänger aber muss er trotz all seiner Skandale, muss er auch im Angesicht der sich dramatisch zuspitzenden Situation Italiens in der Euro-Krise bisher keinerlei Verschwörungen in der eigenen Partei gewärtigen.

Für diesen Tatbestand gibt es nur eine Erklärung: Italien hat sich unter Berlusconi weit entfernt von der demokratischen Normalität, für die die Unterscheidung zwischen Amt und (temporärem) Amtsinhaber konstitutiv ist.

Noch von ganz anderer Seite erhielt diese Diagnose kürzlich Bestätigung: von einer der Prostituierten, die an Silvios Hof arbeiteten. "Klar" habe sie satte Honorare erhalten, und das sei auch richtig so, erklärte sie: Schließlich könne sie ja nicht im "Billig-Fummel zum Imperator gehen".

MICHAEL BRAUN ist Italien-Korrespondent der taz.

Der "Imperator" hat es geschafft, sein Schicksal untrennbar an das seiner Privat-Partei ebenso wie seiner Gefolgsleute zu knüpfen. Sie werden mit ihm untergehen, und nur dies hält seinen Sturz noch auf. Das heißt aber auch: Italien wird nach seinem Abgang nicht bloß seine Wirtschaft, sondern auch seine Demokratie sanieren müssen.

Eine Demokratie, in der ein milliardenschwerer Medienunternehmer ungehindert politisch tätig werden konnte, eine Demokratie, in der Parteien ohne jede Kontrolle diktatorisch geführt werden können: eine Demokratie schließlich, in der sich der Regierungschef jahrelang der Justiz zu entziehen vermochte. Berlusconi mag womöglich bald der Vergangenheit angehören - die Aufräumarbeiten aber werden Jahre dauern.

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Michael Braun
Auslandskorrespondent Italien
Promovierter Politologe, 1985-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Duisburg und Essen, seit 1996 als Journalist in Rom, seit 2000 taz-Korrespondent, daneben tätig für deutsche Rundfunkanstalten, das italienische Wochenmagazin „Internazionale“ und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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2 Kommentare

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  • N
    neuhaus

    italiens justiz wurde nie von berlusconi auf distanz gehalten, er konnte anders als in deutschland durchleuchtet werden, auch er hat das recht auf verteidigung etc. auch ist seine partei nicht autokratisch geführt, sondern garnicht. kohl hatte seine cdu voll im griff. "ein sultanat!", so einst biedenkopf. und italien verfügt über vitale leuchttürme der demokratie, eine zivilgesellschaft, die das geld in der hand hat, echte gewerkschaften, die solche tarife wie in deutschland unmöglich machen, genossenschaften, stiftungen, clubs und und und. es wird sich schnell erholen, es kann berlusconi vertragen, da es einmalig demokratisch ist. schreiben sie doch lieber über diese fdp und den alldeutschen ton in der heutigen regierung.

     

    besten dank

     

    n.

  • BA
    bitte anonym

    Der Burlusconi inspiriert doch irgendwie...

     

    Das sich noch kein polit-thriller autor der wirklich neu-artigen Politik und Politiker der post-89ger Jahre gewitmet hat, ist fast unvorstellbar, da soviele irgendwie an etwas Erinnern was der Westen als ' very- soviet 'sieht - es irgendwie an was wir uns unter Soviet vorstellen, erinnert. Faschismus/kommunismus, viva what difference ?

     

    So ein Polithriller waer doch mal lustig - wo auf einmal rauskommt das hinter der Eisernen 'Gardine' Nationalisiert wurde, also verschiedene Sprachtalentierte Soviets als Italiener, Araber, Israelen, Deutsche,Franzosen, sprachlich und Kulturmaessig erzogen wurden, und dann in die Laender mit Geburtsurkunden, Paessen, Familien migriert wurden, und sich am Staatswesen beteiligten, gute Positionen erlangen, bis zu Staatsoberhaeuptern wurden, usw. bis aufeinmal auffaelt das ihre Blomben im Mund nicht Westlich sind, ihre Nabel auch keinen schnitt der Westlaender vorzeigt und dem der Sovietunion gleichen, und halt lustige kleinigkeiten, und dabei auffallen. und halt andere lustige sachen, die auffallen und nicht dem Westen entsprechen, zb der ' Amerikaner' der nicht weiss was ein Washington apple ist, oder eine Georgia Peach, usw,

     

    Koennte auch eine Polit-thriller Komoedie werden.

    Waere echt mal was lustig polit-thrillerisches, nee ?