Kommentar Italien Lega Nord: Humor à la Ku-Klux-Klan
Die Lega Nord kann sich darüber freuen, die Grenzen dessen, was rassistisch so geht, ganz offiziell und von oben wieder ein kleines Stück verschoben zu haben.
Bloß ein "humoristischer Einfall" der Stadtpolizei sei es gewesen, eine Aktion gegen örtliche Ausländer "White Christmas" zu nennen, erklärte der Bürgermeister im norditalienischen Coccaglio. In Reihen der Lega Nord ist dieser Ku-Klux-Klan-Humor ganz normal. Parteichef Umberto Bossi etwa findet nichts dabei, Schwarze "Bingo Bongos" zu nennen. Und Giancarlo Gentilini, einst Bürgermeister in Treviso, stieg zum Helden der Lega auf, als er den witzigen Einfall hatte, man könne Immigranten ja als Hasen verkleiden, um italienische Jäger an ihnen üben zu lassen.
So sind Rassisten und Populisten überall. Aber in Silvio Berlusconis Italien dürfen sie mitregieren und mit Roberto Maroni auch gleich den Innenminister stellen. Das hat für die im Land lebenden Ausländer spürbare Folgen, denn in Rom werden jene Gesetze gemacht, die den Kommunalpolitikern der Lega als Grundlage für ihre fremdenfeindlichen Aktivitäten dienen. Von Schikanen gegen Kebab-Buden über feuerpolizeilich begründete Verbote von Moscheen bis hin zur jetzt organisierten kommunalen Rasterfahndung nach "Illegalen".
Der Rassismus von oben hat auch Folgen für die demokratische Kultur des Landes. Außer den "üblichen Verdächtigen" - den Linken, den Gewerkschaften, der Caritas - regt sich in Italien kaum noch jemand auf, wenn die Lega wieder ein Beispiel ihres aggressiven Rassismus liefert. Von einem öffentlichen Aufschrei ist da keine Spur, erst recht nicht von einer politischen Ächtung der Lega Nord - von einer Ausgrenzung aus dem Kreis jener Parteien, mit denen Demokraten sich einlassen. Und so sieht auch der jüngste Skandal um die sogenannte Säuberungsaktion am Ende bloß wieder die Lega Nord als Gewinner. Sie kann sich darüber freuen, die Grenzen dessen, was rassistisch so geht, ganz offiziell und von oben wieder ein kleines Stück verschoben zu haben.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Wahlkampf in Deutschland
Rotzlöffeldichte auf Rekordniveau
Regierungsbildung nach Österreich-Wahl
ÖVP, SPÖ und Neos wollen es jetzt miteinander versuchen
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“
Buch über Strategien von AfD und Putin
Vergangenheit, die es nie gab
+++ Die USA unter Trump +++
Trump entlässt den Generalstabschef der US-Streitkräfte