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Kommentar Israels NGO-GesetzKnebelgesetz für Kritiker

Kommentar von Susanne Knaul

Das NGO-Gesetz der Knesset ist Teil einer systematischen Regierungskampagne. Kritikern soll der Mund gestopft werden.

Wer sich für Frieden stark macht, für den gelten besondere Regeln Foto: reuters

R ein formal ändert das NGO-Gesetz, das die Knesset am Montagabend verabschiedete, für Israels kritische Nichtregierungsorganisationen wenig. Sie werden neue Briefbögen drucken lassen mit dem ab sofort vorgeschriebenen Hinweis, dass sie mehr als die Hälfte ihrer Spendengelder von ausländischen Regierungsinstitutionen erhalten.

Die Aktivisten werden sich rasch daran gewöhnen, bei offiziellen Terminen mit Politikern ihr obligatorisches Sprüchlein zur Finanzierung aufzusagen. Die Formalie ist kontraproduktiv und überflüssig, denn längst kann jeder im Internet einsehen, welche Organisation mit welchen Summen aus dem Ausland unterstützt wird.

Entscheidend für die Gesetzreform ist die Botschaft, die sich dahinter verbirgt: Wer die Regierung und die Besatzung kritisiert, wer sich für Frieden starkmacht, für Menschenrechte und mehr Gerechtigkeit für das Zusammenleben von Juden und Arabern – für den gelten besondere Regeln. Es ist ein so frappanter Einschüchterungsversuch, der die Kritiker jetzt erst recht mobilisieren wird.

Mit gutem Grund warnten EU-Politiker vor einem Bumerang-Effekt für Israels Image. Die Initiatoren der Reform mussten von einem Paragrafen ablassen, der NGO-Aktivisten bei Treffen mit Politikern zum Tragen von Ansteckern verpflichtet hätte, um eine Mehrheit im Parlament sicherzustellen.

Diese demütigende Brandmarkung, die düstere Assoziationen wecken mag, ging einigen Abgeordneten schließlich doch zu weit. Sie zeigt indes, worum es eigentlich geht. Das NGO-Gesetz ist Teil einer systematischen Regierungskampagne, Kritikern die Münder zu stopfen und sie zu delegitimisieren.

Immer weiter rückt Israels nationaler Konsens nach rechts. So weit, dass Rivka Carmi, Direktorin der Ben-Gurion Universität in Beerschewa, sich jüngst gegen einen Preis für die NGO „Das Schweigen brechen“ entschied. Das Institut für Nahoststudien wollte die Besatzungsgegner mit dem mit knapp 5.000 Euro dotierten Preis auszeichnen als Anerkennung für ihren Beitrag zum jüdisch-arabischen Verständnis.

Carmi stoppte die Preisverleihung und brachte damit eine Welle der Solidarität in Gang. Der New Israeli Fund, eine NGO für religiösen Pluralismus und Zivilrechte mit Sitz in New York rief zu Spenden auf und sammelte binnen kürzester Zeit über 20.000 Euro für „Das Schweigen brechen“, ein um ein Vierfaches mehr als die Höhe des Preises. Das NGO-Gesetz ist Wasser auf den Mühlen der Besatzungsgegner im Ausland.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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6 Kommentare

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  • Die Transparenz, die das Gesetz einfordert, ist unbedingt zu begrüßen, insbesondere da es ja hier um öffentliche Gelder geht.

     

    Andererseits kann das nur ein erster Schritt sein. Letztlich müssen die Aktivitäten dieser Gruppen eingeschränkt werden, denn es kann ja nicht sein, dass die EU über Organisationen, die unter dem offensichtlich falschen Etikett "NGO" firmieren (eine NGO, die hauptsächlich staatlich finanziert wird, ist schließlich keine), Einmischung in die israelische Innenpolitik betreibt und so die israelische Souveränität untergräbt.

     

    P.S.:

    "Brandmarkung, die düstere Assoziationen wecken mag" - diese Anspielung war wohl unvermeidlich, trotzdem ist sie äußerst unpassend.

    • @kdw59:

      also... wenn ich ein gesetz mache, das transparenz für NGO's und andere vereine vorschreibt, dann gilt das für alle und - vor allem! - für jegliches geld!

      also auch für sog. private spenden.

       

      im übrigen: wenn schon die EU die besatzung finanzieren darf, dann darf sie auch nachgucken lassen, wie gut oder schlecht die besatzung klappt.

      wer das als "Einmischung in die israelische Innenpolitik" versteht, der soll seine besatzung gefälligst selbst finanzieren.

      • @christine rölke-sommer:

        ".. wenn ich ein gesetz mache" - zum Glück machen ja nicht Sie die Gesetze in Israel.

        • @kdw59:

          so so...

          wenn Sie meinen....

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Es fehlen die Namen des Initiators und seines Ideengebers: Netanjahu und Putin.

  • Gibt es in Israel nur ausländische Agenten die sich für " Menschenrechte und mehr Gerechtigkeit für das Zusammenleben von Juden und Arabern", einsetzen? Wie steht es mit Organisationen der Israelischen Zivilgesellschaft aus? In Israel setzt sich ein Trend fort, vom Ausland bezahlte Unruhestifter zu brandmarken. Das das nötig ist zeigen die Ereignisse in der Ukraine. Dort haben amerikanische Milliardenzahlungen in einen Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten gemündet. Das sehen Regierungen auf dieser Welt nicht gerne. Auch wenn die TAZ NGO´s prinzipiell als "die Guten" anzusehen scheint.