Kommentar Ikea in Altona: Verpasste Chance
Dass in Bürgerinitiativen keine Politprofis unterwegs sind, kann nicht heißen, dass ihnen Tricksen und Täuschen erlaubt ist. Sie haben das Instrument der direkten Demokratie beschädigt.
Beim Streit um ein Ikea-Kaufhaus in Altona ist die Chance, die Bürgerentscheide bieten, nicht genutzt worden. Die Bürgerinitiativen haben der direkten Demokratie einen Bärendienst erwiesen und die Stadtentwicklung in Altona mit einer unnötigen Hypothek belastet.
Bürgerentscheide können dazu beitragen, die Legitimität politischer Entscheidungen zu erhöhen und Konflikte zu befrieden. Das setzt voraus, dass es dabei fair zugeht. Es war ein großer Fehler der Initiative Pro Ikea Altona, dass sie darauf bestand, dass ihr Bürgerbegehren alleine zur Abstimmung gestellt werde. Und es ist ein Hammer, dass die Anti-Ikea-Initiative ebenfalls nicht darauf bestanden hat.
So haben die Bürgerinitiativen das Instrument der direkten Demokratie beschädigt. Und wenn die Anti-Ikea-Initiative jetzt so tut, als sei sie überfahren worden, ist das auf beschämende Weise unredlich. Wundern muss man sich nicht: Schließlich hat sie es ja mit der nachweislich falschen Warnung vor einer Autobahn durch Altona für Ikea schon mit der Wahrheit nicht so genau genommen. Dass in Bürgerinitiativen keine Politprofis unterwegs sind, kann nicht heißen, dass ihnen Tricksen und Täuschen erlaubt ist.
Sie haben die direkte Demokratie zu einer Farce gemacht - als ob die etablierte Politik hier nicht schon genug geleistet hätte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“