Kommentar Ikea-Konflikt: Das haut jeden Elch um
Dass beide Initiativen nun keinesfalls gemeinsam den Bürgerentscheid abwickeln wollen, sondern die Altonaer gleich zweimal in das teure Prozedere hetzen, ist eine Zumutung.
E r ist zur Posse geworden, der Bürgerentscheids-Zwilling zur Ikea-Ansiedlung. Ob ein Bürgerentscheid rechtmäßig ist, der nichts anderes will, als was Parlament ohnehin beschlossen hat, mag dahingestellt bleiben: Im Sinne des Erfinders ist ein solches Verfahren jedenfalls nicht. Und wenn als Bürger nur Lokalpolitiker und Geschäftsleute mit ihren wirtschaftlichen Interessen auftauchen, wird das Instrument des direkten Volkswillens ebenfalls ad absurdum geführt.
Dass beide Initiativen nun keinesfalls gemeinsam den Bürgerentscheid abwickeln wollen, sondern die Altonaer gleich zweimal in das teure Prozedere hetzen, ist eine Zumutung. Dass aber letztlich der Hamburger Senat sich offen hält, ob er überhaupt eines der Bürger-Voten akzeptiert oder doch lieber unabhängig entscheidet, lässt den Konflikt endgültig ins Surreale abgleiten. Die Demokratie-Parodie um die Ikea-Ansiedlung haut selbst den stärksten Elch um.
Der Ausgang dieser Farce ist klar: Ikea wird kommen, die Glaubwürdigkeit der Volksgesetzgebung aber auf der Strecke bleiben. Wer seine Rechte nutzen will, sieht sich ungern veralbert. Was mit der Ignorierung des Volksentscheids zum Verkauf der LBK-Kliniken begann, setzt sich bei Ikea voraussichtlich fort. Volksgesetzgebung als Spielzeug taktischer Polit-Manöver hat keine Zukunft - sie ist kein legitimatorisches Feigenblatt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Preise fürs Parken in der Schweiz
Fettes Auto, fette Gebühr
Rekordhoch beim Kirchenasyl – ein FAQ
Der Staat, die Kirchen und das Asyl