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Kommentar IGH-Urteil zu MazedonienEine Chance für Griechenland

Kommentar von Niels Kadritzke

Die Entscheidung des IGH setzt dem absurden Treiben kein Ende - könnte aber die streitenden Länder zur Besinnung bringen. Gerade Griechenland hat allen Grund dazu.

D as hat uns gerade noch gefehlt: eine Zuspitzung des seit 20 Jahre schwelenden Namensstreits zwischen Griechenland und seinem Nachbarstaat Mazedonien, der sich auf Betreiben Athens - und Beschluss der UN - auf internationaler Ebene "Frühere jugoslawische Republik Mazedonien" (oder auf Englisch kurz "Fyrom") nennen muss. Ob es dazu kommt, liegt allein an der Reaktion der beteiligten Parteien.

Denn die Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs (IGH) am Montag setzt dem absurden Treiben zwar kein Ende - könnte aber die streitenden Länder zur Besinnung bringen. Besonders Griechenland hat allen Grund, diese Chance zu ergreifen. Man sollte meinen, dass ein Land, das am ökonomischen Abgrund steht, andere Sorgen hätte. Die erste Reaktion des Athener Außenministeriums klingt denn auch moderat.

Fragt sich nur, ob in Athen die Logik die Oberhand behält. Der Zweifel hat einen Namen: Antonis Samaras. Der Parteiführer der Nea Dimokratia, die seit drei Wochen halbherzig an der "Regierung der nationalen Rettung" unter Lukas Papadimos beteiligt ist, brachte vor 20 Jahren einen vernünftigen Namenskompromiss zu Fall.

Der Autor

NIELS KADRITZKE schreibt für die taz.

Damals hat Samaras mit seinem patriotischen Furor sogar die ND-Regierung Mitsotakis gesprengt. Dass er damit seinem Land einen Bärendienst leistete, ist den meisten Griechen heute bewusst. Aber Samaras selbst hat nie ein Wort der Selbstkritik geäußert.

Athen sollte auf der nächsten Nato-Ratstagung nicht ein zweites Mal versuchen, den Beitritt des Nachbarstaats zu verhindern, auch wenn der Namensstreit bis dahin nicht beigelegt wird. Denn das würde erneut gegen das Interimsabkommen verstoßen, das Skopje und Athen 1994 abschlossen. Jetzt kann Samaras zeigen, ob er dazugelernt hat - oder ein Mann von gestern geblieben ist.

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8 Kommentare

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  • A
    Alex

    Es bleibt so, wie es auch vorher schon war.

     

    Ohne Änderung des Verfassungs-Namens der FYROM

    wird es keinen Beitritt zu NATO und EU geben, ganz einfach, ganz klar, in dieser Frage sind sich alle greichischen politiker eins.

     

    Die Griechen werden es jetzt nur anders begründen, ihre Blockade gegenüber Skopje.

    Nicht der ungelöste Namensstreit wird dann als Begründung genommen, sondern die nicht gutnachbarlichen Beziehungen.

    Gutnachbarliche Beziehungen zu allen Nachbarn sind die Grundvoraussetzung eines Beitritts zu NATO und EU.

    Und gutnachbarliche Beziehungen unterhält das Regime in Skopje mit niemandem um sich herum, nicht mal mit dem bulgarischen Bruderstaat.

    Es bleibt also alles beim alten, da ändert auch dieses bloße Feststellungsurteil in Den Haag gar nichts dran. Nur ein bischen Prestigegewinn für FYROM, but who care's?

  • M
    maria

    @Chilpayate,

     

    Die Propaganda des Regims in Skopje muss endlich aufhoeren. Kein Wort von Voelkermord.

     

    Zentrum gegen Vertreibung

     

    http://www.z-g-v.de/aktuelles/?id=59

     

    Kein Wort von "Mazedonier" nur von Bulgaren ist die Rede.

     

    Damals hatten die Fyromer noch bulgarisches Bewusstsein.

  • MM
    Maria Marcatos

    @ Chilpayate,

     

    "Volkermord" !!!Ja das ist die Propaganda des faschistischen Regimes in Skopje aber auch der bulgarischen Nationalisten in Sofia.

     

    1913 hat die bulgarische Armee mit der Hilfe Deutschlands Griechenland angegriffen, Griechenland gewann diesen Krieg, die Slavo-Bulgaromakedonen, die bulgarische Uniformen getragen haben und bulgarisches nationales Bewusstsein damals hatten (deschlab auch der Streit mit Bulgarien) wurden fortgejagt an die heutigen bulgarische Grenzen. Die slavo-bulgaro-mazedonische „Comitadjiis“ (Synonym fuer millitaerische Gewalt) haben 1903, 1906, 1913, 1944, 1948 griechische Doerfer verbrannt und die griechische Bevoelkerung ermoerdert. Ich weiss dass Kriege nicht mit Baumwolle gefuehrt werden.

    Slavo-Bulgaro-Mazedonen sind die Bulgaren Mazedonies die sich nach der Verlust des historischen Teils Mazedoniens (griechischer Teil) von der bulgarischen Grossnationalistischen Idee distanzierten.

    Tito hatte Fyrom ent-bulgarisiert und heute haben wir ein neues slavo-bulgaro hybridisches Volk, das aber eine bulgarische Sprache spricht und schreibt, bulgarische Helden und bulgarische Geschichte hat und behauptet das Antike Mazedonien nichts mit Griechentum zu tun hatte d.h. Aristoteles war kein Hellene. Ach ya und Mutter Teresa war noch auch eine slavo-bulgaro-Mazedonin und keine Albanin.

     

    P.S.

    Wenn Menschen wie Du uns „liebe Griechen“ nennen wird es mir peinlich.

  • F
    Fabi

    Was für ein grottenschlechter Artikel.

    Nicht mal die billigste Boulevardzeitung würde sowas drucken, ohne auch nur ein einziges Wort über die Hintergründe zu verlieren. In diesem Geschreibsel hier steht ja nicht mal ein Halbsatz zur historischen Faktenlage oder dazu, warum und worüber die sich eigentlich streiten.

    Erinnert mich an Grundschul-Aufsätze.

  • C
    Chilpayate

    Die Griechen haben ihr wahres Gesicht gezeigt. Ein Schwindel ohne Ende... Der Namensstreit dient einerseits als Ablenkung für das griechische Volk von der absurden Inkompetenz der Landesregierung und anderseits vom Vökermord dass unsere geliebeten Hellenen begangen haben. Ab 1912 haben die DEMOKRATEN tausende von Makedonier vertriben und ermordet. Anschliessend haben sie Asieagriechen importiert die heute behaupten seit Jahrunderte dort zu leben und Makedonier zu sein! Vor 1990 musste man mit Strafverfolgung rechenen wenn man die Nordprovinz als Makedonien bezeichnet hat geschweige den sich als Makedonier zu bezeichnen. Als der jugoslawische Teil Makedoniens unabhängig wurde hat man sich schön beeilt alles umzubennen? Hallo Europa seit wann heisst der Athener Flughafen Makedonia??? Bitte nachschlagen! Die Deutschen zahlen immer noch für den Völkermord während die Wiege der Demokratie zum letzten Schlag ausholt und den Rest der Makedonier auschlöschen wird. Schiebt ihnen noch mehr Milliarden zu toll gemacht EU. Danke für die selektive Demokratie und das selektive Recht. Wenn es nicht soviel Leid bedeuten würde wünschte ich mir dass ganz Europa krepieren würde! Hab die EU satt! Aber ich würde niemals eine solche Schuld auf mich laden wollen. Ich wünsche niemanden Leid, weder den Griechen noch sonst jemanden! Wie sieht es mit euch EU-ler aus?

  • P
    pance

    NATO General Sekretaer Rasmuschen machte. Herr Kadritzke klar, FYROM darf keine Mitgliedschaft beantragen, solange der Namenssteit nicht aus dem Tisch ist.

     

    Es ist aber mekrwuerdig dass Sie immer noch eine ueber-nationalistische Regierung in Skopje uenterstuetzen, die jede Art von Opposition vernichtet hat und die Hauptstadt Skopje mit faschistischen Architektur beschmueckt hat.

     

    95% des historischen Mazedoniens ist griecheischer Boden seit 1913, Skopje war niemals Teil des historischen Mazedoniens sondern eines "Grossen Bulgariens". Sehen Sie Saint Stefano Abkommen.

     

    Besuchen Sie mal eine Schule in Skopje und lassen sich informieren, was fuer einen ueber-nationalistischen Wahn den Kindern unterichtet wird.

     

    Mit Euro oder auch ohne, Griechenland wird niemals das Nachbarnland ohne geografischen Bezeichnung anerkennen, dafuer koennen sicher sein, Herr Kadritzke.

  • J
    John

    Die Nato hat doch mittlerweile schon geantwortet. An der Entscheidung von 2008 ändert sich nichts. Erst muss die Namensfrage gelöst werden und dann gibt es eine Einladung. Quelle: http://www.nato.int/cps/en/SID-9034F00F-A3A29A55/natolive/news_81678.htm

  • JR
    Josef Riga

    Die Hellenen können mich mittlererweile so was von ...!

    Was bilden diese notorischen Schwindler sich eigentlich ein? einem Nachbarland den Namen vorschreiben zu wollen.

    Man soll sich mal vorstellen, Deutschland käme auf die Idee, den Namen "FRANCE" zu kritisieren, weil die FRanken einmal ein "deutscher" Stamm waren und eine Region im FS Bayern "Franken heißt.

    Dann wär was los in Europa!

    Aber die Griechen, die dürfen sowas.