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Kommentar HondurasEs wird einsam um Micheletti

Cecibel Romero
Kommentar von Cecibel Romero

Jetzt ist der geschasste Zelaya zurück im Land und kann nicht mehr ignoriert werden.

Lange sah es so aus, als würde das Handbuch für Putschisten aus dem vergangenen Jahrhundert noch immer den Erfolg garantieren. Nachdem die honduranischen Militärs am 28. Juni den nach links abdriftenden Präsidenten Manuel Zelaya im Schlafanzug aus dem Land geworfen hatten, schienen ein bisschen Repression und die Suspendierung von Grundrechten zu genügen, und alles ging den gewünschten Gang. Jetzt ist der Geschasste zurück im Land und kann nicht mehr ignoriert werden. Und seine Anhänger sind bereit, sich für ihren Präsidenten mit den Streitkräften anzulegen.

Die Situation hat sich grundlegend verändert, aber Putschpräsident Roberto Micheletti hält eisern an seinen Rezepten fest: die Grenzen und Flughäfen schließen und eine Ausgangssperre verhängen, auch wenn das letztlich kontraproduktiv ist. Im Ausnahmezustand lassen sich schlecht Geschäfte machen. Porfirio Lobo, der bei der für den 29. November geplanten Theaterwahl als Präsidentschaftskandidat der Nationalen Partei antritt, hat Micheletti bereits öffentlich aufgefordert, seine Halsstarrigkeit aufzugeben. Nur im Dialog könne die Krise überwunden werden. Seine Partei hatte heftig mitgeholfen, Micheletti noch am Tag des Putschs ins geraubte Präsidentenamt zu hieven. Jetzt lernt sie langsam dazu.

Der Wirtschaftselite wird klar, dass es nicht die Europäische Union und die USA sind, die mit ein paar gekappten Millionen Wirtschafts- und Militärhilfe das Land in den Ruin treiben. Der eigene Handlanger ist das Problem. Diese Bruchlinie muss ein weiterer Verhandlungsversuch der Organisation Amerikanischer Staaten nutzen. Mit den Clowns in der Arena hat man lange genug geredet. Jetzt muss man zu den Zirkusdirektoren im Hintergrund gehen. Die wissen schon, wie sie einen Micheletti auch wieder loswerden können.

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Cecibel Romero
Auslandskorrespondentin Mittelamerika
1971 in San Salvador geboren, studierte an der Zentralamerikanischen Universität von El Salvador Journalismus und schloss später an den Universitäten Carlos III. (Madrid) und Barcelona einen Studiengang zu digitalem Journalismus mit einem Master ab. Ihre journalistische Karriere begann sie 1995 beim Fernsehsender Canal 12 in El Salvador, von 1998 bis 2007 arbeitete sie bei der Tageszeitung La Prensa Gráfica, als Reporterin, als verantwortliche Redakteurin der politischen Wochenendbeilage “Enfoques” und zuletzt als Chefredakteurin des von ihr aufgebauten Multimediabereichs des Verlags. 2008 und 2009 war sie Lateinamerika-Korrespondentin und Multimedia-Produzentin der Reportage-Agentur Zeitenspiegel. 2010 Mitgründerin von latinomedia – Büro für Journalismus. Seither betreut sie das latinomedia-Büro San Salvador.

6 Kommentare

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  • D
    drui

    Wenn es bei diesem Putsch eine ausländische Einmischung gibt, dann ist das die der deutschen FDP bzw. ihrer politischen Naumann-Stiftung. Andererseits ist der Druck der Obama-Regierung auf die Putschisten nicht gerade beeindruckend, immerhin hat die USA eine Militärbasis in Honduras und das Land ist nahezu vollständig abhängig von den USA.

  • N
    Name

    Da ist mir im zweiten Kommentar doch ein Fehler unterlaufen und zwar ein typischer Fehler: Amerikaner und US-Amerikaner gleich zu setzen und das wider besseren Wissens. Sind doch alle Einwohner der beiden Amerika Amerikaner.

     

    Und ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass die Menschen der beiden Amerika nicht auf ewig zu Militärputschen verdammt sind.

  • O
    OpenSource

    Rein sachlich, aus geschichtlicher Sicht, stimmt Ihr erstes Kommentar. Neue Wellen der Anerkennung demokratischer Prozesse in den Entwicklungsländer, selbst wenn diese nicht die erwünschte politische Färbung trügen, sollten erstmals willkommen geheißen werden. Grüße aus Argentinien, einem Land, das ein Jahrhundertlang Militärputsche über sich ergehen lassen musste.

  • N
    Name

    Zum einen mache ich nicht den Fehler, die Menschen mit ihren Regierungen gleich zu setzen. "Ihr" Amerikaner, so denke ich gar nicht. Nur ist es klar, dass die Machtelite in den USA Interessen hat, die sie nach wie vor mit Interventionen erreichen will. Und Europa nehme ich gar nicht aus. So bequem ist dieser Kontinent nämlich auch nicht. An dem Putschversuch gegen Chavez 2002 war auch Spanien beteiligt (die Regierung Aznar).

     

    Aber Lernfähigkeit will ich ja nicht ausschließen...

  • O
    OpenSource

    Danke Name, sind wir Amerikaner also für immer des Militärputsches verdammt? Wie schön mag für dich von deinem bequemen europäischen Kontinent aus Militärputsche vorzuschreiben, die Europäer selbst niemals zulassen würden!

    Wäre es ist so, dass sich letztendlich die USA und die EU für wahre Demokratie außerhalb ihrer Territorien einstellten, und nicht bloß für gehorsame Regime?

  • N
    Name

    Was mich doch wundert ist, dass trotz aller Kritik Zelayas an den USA und seinem Bekenntnis zum bolivarianischen Weg (Beitritt zur ALBA), die USA und auch die EU ihn (Zelaya) weiterhin als Präsidenten Honduras anerkennen und eben nicht Micheletti. Dabei ist der Putsch doch typisch für einen Militärputsch in Südamerika der mit Hilfe der USA durchgeführt wurde (siehe z.B. Chile 1973 oder aber auch der gescheiterte Putsch gegen Chavez 2002).