Kommentar Homoehe in Kalifornien: Erweiterte Kampfzone
Das Urteil in Kalifornien ist ein Durchbruch. Es ermöglicht auch gegen andere Gesetze vorzugehen, die einer Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung Vorschub leisten.
D ie Homobewegung in den USA kann einen großen Erfolg verbuchen: Das Oberste Gericht Kaliforniens hob am Donnerstag das Verbot der Homoehe auf. Zwar hatte bereits der Bundesstaat Massachusetts seinen homosexuellen Bürgern erlaubt zu heiraten - dennoch ist das kalifornische Urteil ein Durchbruch. Erstmals hat ein US-Gericht keine gewundenen Rechtskonstruktionen bemüht, sondern sich dazu bekannt, dass die Ehe als "grundlegendes Bürgerrecht" keiner sexuellen Diskriminierung ausgesetzt werden darf. Damit eröffnet Kalifornien nicht nur heiratswilligen Schwulen und Lesben den Weg zum Standesamt. Künftig können alle Gesetze für revisionswürdig erachtet werden, die eine Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung ermöglichen. Kalifornien, so viel ist sicher, hat ein weiteres Mal für eine Modernisierung der US-Gesellschaft gesorgt.
Adrienne Woltersdorf ist USA-Korrespondentin der taz.
Im gegenwärtigen Präsidentschaftswahlkampf löste das kalifornische Urteil wenig Begeisterung aus. Wahlstrategen beider Seiten befürchten, dass der Richterspruch für neuen Zündstoff sorgt - und ihre Kandidaten zwingt, sich deutlicher zu positionieren. Kaum ein anderes Thema hatte die Christlich-Konservativen in der Ära Bush so elektrisiert wie das Recht auf Abtreibung und die Homoehe. Aber weder Barack Obama noch sein republikanischer Rivale John McCain möchte diesen evangelikalen Lieblingsthemen Priorität einräumen.
Schaffen es die evangelikalen Kampfgruppen aber, die Homoehe erneut zu dämonisieren und damit die christlich-konservativen Wähler ein weiteres Mal zu mobilisieren, könnte es zum Nachteil für Obama werden. Er will und muss Konservative umwerben und rechnet sich dabei gute Chancen aus - solange es bei den Themen Krieg und Wirtschaft bleibt.
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