Kommentar Handelskammer-Pläne: Ökonomie mit Scheuklappen
Wenn die Kammern sich auf wachstumsgläubige Gesundbetereien beschränken wollen, verlassen sie das Terrain der Ernsthaftigkeit. Bestürzend ist nicht so sehr die Maßlosigkeit ihrer Wünsche, sondern wie substanzlos die sind.
H elmut Schmidt riet dereinst, bei Visionen ärztlichen Rat in Anspruch zu nehmen. Dem Altkanzler und größten Volkswirt aller Zeiten zu widersprechen, geziemt sich nicht, schon gar nicht in der Handels- und Hansestadt Hamburg. Also lautet die Empfehlung an die Granden der norddeutschen Handelskammern, psychotherapeutische Hilfe nicht gleich rundheraus abzulehnen.
Dass Wirtschaftsführer, die sich selbst für weise halten, noch immer nur in Beton und Asphalt denken, ist nicht akzeptabel. Wohin die Irrtümer dieser ideologisch bornierten Scheuklappen-Ökonomen geführt haben, ist bekannt. Ebenso, dass die Wege aus der Krise nicht die sein können, die hineinführten.
Sicher: Nach jeder Talsohle kommt ein Anstieg, auf jede Rezession folgt ein Aufschwung. Und darauf sollte sich eine Exportnation einstellen, darauf sollten ihre Häfen sich vorbereiten. Ein schlüssiges integriertes Hafenkonzept für den Norden aber gibt es immer noch nicht. Und ein bisschen Geplauder über Arbeitsteilung und Kooperation ist da eindeutig zu wenig.
Wenn die Kammern sich auf wachstumsgläubige Gesundbetereien beschränken wollen, verlassen sie das Terrain der Ernsthaftigkeit. Bestürzend ist nicht so sehr die Maßlosigkeit ihrer Wünsche, sondern wie substanzlos die sind. Die Rezepte von vorgestern aber taugen nicht für die Gestaltung der Zukunft.
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