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Kommentar Hamburger SchulreformMobbing der Bürgerlichen

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

In Hamburg dürfen die meisten Migranten nicht mit über die Schulreform abstimmen. Also entscheiden die Deutschen, ob ihr Schulsystem einwandererfeindlich bleibt oder nicht.

E s ist atemberaubend, zu sehen, wie die bürgerlichen Leitmedien wenige Tage vor der Volksabstimmung in Hamburg gegen die Primarschule Front machen. Es handele sich um eine "überflüssige" Reform, die den Bildungsverlierern nicht helfe, schreiben Spiegel wie Zeit.

Hier ist das Bürgertum getroffen. Hier kämpft eine Schicht, die über die Kulturtechnik verfügt, den eigenen Nachwuchs durchs Gymnasium zu schleusen, um ihre Privilegien zu schützen. Und sie nutzt ihre Macht, den Diskurs zu bestimmen. Forscher wie Klaus-Jürgen Tillmann, die sich für das längere gemeinsame Lernen aussprechen, weil andere Länder damit gute Leistungen erzielen und es dabei weniger sozial selektiv ist, sind derzeit wenig gefragt.

Additive Förderung statt Integration, lautet die Devise der Primarschulgegner. Gebt den armen Schulen mehr Ressourcen und lasst unsere Gymnasien in Ruhe. Auch sorgt man sich auf einmal um die frühkindliche Sprachförderung. Aber Kinder lernen Sprache vor allem voneinander, von ihren Freunden. Die frühe Förderung allein nützt nichts, wenn man türkische Kinder mit zehn Jahren von ihren deutschen Freunden trennt. Dass Fünft- und Sechstklässler gemeinsam lernen, ist europaweit üblich. So werden sogenannte negative Lernmilieus vermieden. Wenn man Bildungsverlierer unter sich lässt, lernen sie wenig, egal wie gut die Personalausstattung ist. Die Folge ist, dass ein Viertel der Schüler später keine Ausbildung beginnen kann. Dies kann sich unsere Gesellschaft bekanntlich nicht leisten.

Doch die jetzt alarmierten Bildungsbürger haben nur ihr eigenes Kind im Blick. Der Eintritt ins Gymnasium ist die "Statusprobe", die die Zugehörigkeit zur Mittelschicht sichern soll. Zurück bleiben überwiegend die Kinder aus Einwandererfamilien.

Man stelle sich vor, eine Schulklasse stimmt darüber ab, ob eine Gruppe weiter gemobbt wird, lässt diese aber nicht mitstimmen. So spielt es sich gerade in Hamburg ab. Jedes zweite Grundschulkind hat einen Migrationshintergrund, aber nicht mal die Hälfte ihrer Eltern den für die Abstimmung nötigen deutschen Pass. Am Sonntag stimmen also die Deutschen darüber ab, ob ihr Schulsystem einwandererfeindlich bleiben soll.

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Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

46 Kommentare

 / 
  • HH
    Harald Hinsch

    Der Urnengang hat das hässliche Wort von Gucci Protest bestätigt. Das Großbürgertum riegelt hinter sich ab. Für viele Kinder mit Migrationshintergrund

    einschl. der 240.000 Migranten, die in Hamburg ohne deutschen Pass leben, die nicht wählen dürfen, sowie Eltern aus prekären Verhältnissen in den Problemvierteln ist das Ergebnis eine Katastrophe, denn für dieses Klientel war die vom Senat initiierte Schulform gedacht.

  • VZ
    Volker Z.

    elitäre Abschottung kann ich auch bei linksinterlektuellen Bürgertum erkennen, die schicken mit Vorliebe ihre Kinder auf Privatschulen oder ins Ausland!

     

    Wichtig bei einer Schulreform ist die Qualität und nicht nur die politische Aussage!

     

    Die Qualität wollten die Politiker aber nicht herstellen, sondern nur ihr schlechtes Gewissen gegenüber den vielen Bildungsverlierern mit Migrationshintergrund etc.

     

    Ich bin zwar auch für die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems, aber nicht mit dem Holzhammer!

     

    Schafft erst mal die Kita-Gebühren ab und bringt dort Qualität rein.....

     

    Im übrigen kann man bei den Grundschulen auch noch viel machen.....

  • LR
    Lorenz Redicker

    60 Prozent der taz.de-User sind gegen die Schulreform? Das wäre doch mal Anlass für eine ordentliche Leser-Beschimpfung (oh, sorry, User-Beschimpfung). Gymnasium ab Klasse 5, das ist so richtig progressiv und innovativ. Klasse! Über Bionade-Biedermeier schimpfen, links wählen, aber im Geiste selbst mindestens so konservativ wie die Eltern in den 70ern geblieben. Zum Kotzen.

  • BE
    B. Engel

    "wenn man türkische Kinder mit zehn Jahren von ihren deutschen Freunden trennt."

    Ja, das soll es auch unter deutschen Schülern geben, daß einer besser ist als der andere und halt eine weiterbildende Schule besuchen kann, während der andere aufgrund seiner Voraussetzungen (oder seiner Faulheit) eben nur 8 bis 10 Klassen erreicht. Na und?

    Hat's schon immer gegeben, wird's immer geben.

    Soll der gute deutsche bzw. bürgerliche Schüler seinen Freund, der eiene Null ist, zum Abitur mitschleppen?

    Abwegig so eine Vorstellung. Apropos, gilt das auch im umgekehrten Fall, also der bürgerliche ist der dumme Schüler und der türkische der schlaue?

    Wie es aussieht, ist bei dieser Schulreform der deutsche Bürgerliche immer der Dumme.

  • AD
    Angeborene Denkschwäche

    Nein, nicht angeborene Denkschwäche der Migranten, sondern der Bürgerlichen. Warum lassen sie sich seit Jahrzehnten auf Diskussionen mit den Linken über deren Gesellschafts- und Bildungsutopien ein?

     

    Eine Diskussion beginnt schon, bevor das erste Wort gesprochen wurde. Bevor ich mit jemanden diskutiere, entscheide ich (unbewußt) ob Sein und Schein bei meinem Gegenüber in ausreichendem Maße übereinstimmen, dass sich eine Diskussion auch lohnt. Mit Nazis und Sozialisten (die es ja immer wieder in die Parlamente schaffen) über die Gestaltung der Demokratie zu diskutieren ist einfach nur dumm, da beide nur die Demokratie benutzen um sie später abzuschaffen.

     

    Genauso dumm ist es, mit 68ern und Gutmenschen über Schulreformen zu diskutieren. Deren Utopien badet doch sowieso die Unterschicht aus. Wenn die eigenen Kinder schulpflichtig werden steht hier in B und sicher auch in HH zwangsweise der Wegzug aus dem Multi-Kulti-Stadtteil mit Gemeinschaftsschule an, oder zumindestens die Einschulung in eine entfernte Schule.

     

    Wenn die wahren Absichten und die ausgesprochenen Absichten nichts miteinander zu tun haben (wie bei den grünen Schulreformern) dann muss es heissen:

    Wir diskutieren ÜBER die Schulreformer und ihre wahren Absichten, aber nicht MIT ihnen. Wann lernen das die Bürgerlichen endlich .... nie?

  • M
    Moses

    Ich kann die Kritiker nicht verstehen, schicken Sie doch Ihre Kinder auf Privat Schulen, was Sie früh oder später eh machen werden.

    Weshalb regen Sie sich über zwei Jahre mehr lernen auf?

    Werden Ihre Kinder nicht früh genug gedrillt? Geht es nur um die besten Noten? Die besten Jobs? Vielleicht würde es ja auch gut kommen, wenn die Kinder auch aus der Bürgerschicht, ein wenig soziale Kompetenz erlernen und zwar wie man auch von Schwächeren lernen kann und entwickeln gemeinsam mit ihren Eltern Ideen für die Zukunft, wie man die Außenbezirke der Großstädte so gestaltet, dass wie nicht bald in Townships wohnen oder man sich in 20 Jahren dann Securities zulegen muss, wie in den Staaten oder wie man verhindert, dass Waffen und Drogenhandel (übrigens auch an Gymnasien) zur reinen Gewohnheit werden...

     

    Natürlich müssen diejenigen die Sprachprobleme haben, kein Deutsch können Verantwortung übernehmen und deutsch lernen... aber es muss auch gefördert werden...Wie so sind Sport, Technik, und Musikunterricht so derbe gekürzt worden,...man muss doch nach Möglichkeiten suchen, wie sich die jungen Menschen auch Erfolgschancen erarbeiten können...

    ob die Schulreform das A&O ist, wird man erst in 10 Jahren sagen können... und wie jede Reform, wird man wohl auch diese verbessern und korregieren müssen...aber eines muss doch allen klar sein, ein abwenden von den Sozial Schwachen wird zu einem Bummerrang für die Gesellschaft...übrigens auch volkswirtschaftlich dürfte, die bürgerlich Rechnung eine Milchmädchen Rechnung sein...aber wir haben ja gelernt, die Manager denken anscheinend lieber auf kurze Sicht 2-4 Jahre, Boni kassieren und ab ins nächste Unternehmen...da denkt man nicht soweit,... schade...

    oh man zwei jahre...als ob es nicht größere Probleme in der Welt gebe...

  • H
    HamburgerX

    Zahlreiche Irreführungen im Artikel:

     

    1. Besonders Menschen mit Hauptschulabschluss sind gegen die Reform. Darüber bitte mal nachdenken. Bürger vs. Arbeiter - diese Konfliktlinie existiert nicht.

    2. Die Trennung zw. Türken und Deutschen findet doch schon in der 1. Klasse statt, und zwar massiv, über die Stadtteil-Unterschiede.

    3. Soziale Chancen-Unterschiede bestehen laut PISA bereits in Klasse 3 und 4. Warum also die Grundschulen verlängern?

    4. Warum wird nicht auf Frühforderung gesetzt? Deutschkurse, Kindergartenpflicht für Ausländer wie in anderen Ländern? Dann hätte man gar kein leistungsmäßiges Auseinanderdriften in Klasse 4.

     

    Letztlich ist doch die Forderung nach Verlängerung der Grundschulzeit das Eingeständnis, die Unterschiede zw. Migranten und Einheimischen durch Reformen nicht bis Klasse 4 beseitigen zu können.

     

    Und dann, mit Verlaub, sollte man einmal sehr gründlich über die Zuwanderungspolitik Deutschlands nachdenken.

  • J
    Julia

    Wer Verantwortung für die Zukunft seiner Kinder übernehmen möchte, sollte vielleicht auch daran denken, dass diese auch in Zukunft in der GESELLSCHAFT leben. Wie diese Gesellschaft aussieht, hängt wohl auch davob ab, wer Zugang zu "höherer" Bildung hat, und wer nicht. Wenn ich daran denke, dass mir der Wunsch meiner Eltern nach einem elitären Bildungsbürgertum teuer zu stehen kommt, wird mir schlecht. Schließlich hat die Vergangenheit gezeigt, dass das Modell der immer größer werdenden sozialen Schere nicht funktioniert. Unter einer modernen, aufgeklärten, freiheitlichen Gesellschaft stelle ich mir etwas anderes vor. Die Heucheleien meiner Elterngeneration kann ich nur mit Kopfschütteln betrachten.

  • S
    Sarah

    Warum wird eigentlich immer davon ausgegangen das Kinder ausländischer Mitbürger das Niveau in der Klasse runterziehen? Pauschal kommt es so rüber das NUR diese Kinder die Entfaltung der deutschen Kinder erschweren.

     

    Das ist doch völliger Stumpfsinn. Ich hatte selber sehr viele Mitschüler gehabt, die aus Afghanistan, Türkei, Italien... stammen, ein Elternhaus hatten was daran interessiert war ihre Kinder zu fördern und heute studieren sogar einige Medizin oder Jura.

     

     

    Es fängt bei den Eltern an!

    Egal ob Ausländer oder Deutscher.

  • SB
    Schweizer Bürger

    Höchst aufschlußreich ist die Tatsache, daß der Sohn von Frau Kraft in NRW keineswegs die vielgepriesene Gemeinschaftsschule (Gesamtschule) besucht, sondern ein bürgerliches Gymnasium. Eine weitere Parallele zu Frau Ypsilanti, deren Sohn Schüler einer elitären Privatschule war. Alles nach der Devise von bankrotten linksreaktionären Gutmensch-Schuldenmacherpolitikern: Links reden, rechts leben.

     

    Und die staatlichen Schulen kommen unter Rot/Grün unter die Räder, da immer mehr Nicht EU Leute ihre schlecht integrierten Kinder zur Aufbewahrung nach Deutschland schicken und die EU Kinder leiden. Siehe Berlin Wedding und Neukölln; das sind die Zustände die in spätestens 10 Jahren in allen Städten von NRW und den restlichen Bundesländern herrschen werden.

     

    Und was macht der Stimmbürger, der dieses sozialistische Chaos auch noch mit seinen Steuern bezahlen soll, dagegen?

     

    Einwanderungsland und Sozialstaat schliessen sich aus. Das sagt Ihnen jeder Experte aus den klassischen Einwanderungsstaaten wie USA, Canada und Australien.

     

    '''' Die Dummheit des Menschen ist unendlich ''''''.

    Albert Einstein.

  • T
    Thomas

    Vietnamesische Einwanderer und ihre Kinder sind nicht davon betroffen.

     

    Die finden das deutsche Schulsystem durchaus gut und erfahren es auch als "durchlässig". Die Fleißigen kommen weiter.

     

    Also müsste in der Konsequenz nicht das Schulsystem sondern die Qualität der Einwanderer (Schulbildung, Ausbildung, gute Sprachkenntnisse VOR der Einreise, finanzielle Eigenmittel um nicht dem Sozialsystem des Gastlandes zu Last zu fallen) geändert werden.

     

    So wird es ja z.B. von den klassischen Einwandererländern, Australien, Kanada, USA gehandhabt.

     

    Das die Politik hier versagt, ist der eigentliche Skandal!

  • O
    omg&wtf

    Wenn jemand beliebt und anerkannt ist, läßt man ihn auch teilhaben und mitbestimmen bzw. bestimmt entsprechend in seinem Sinne.

    Ist jemand unbeliebt, handelt nicht im Sinne der Gemeinschaft und bringt sich nicht gut ein, dann wird er ausgegrenzt. Das ist ein Naturgesetz.

    Auch die 68er und sogannten Gutmenschen kommen nicht gegen Naturgesetze an. Desweiteren sind es immer wieder Migranten aus nur wenigen bestimmten Regionen und Kulturen der Welt, die hier massiv gemobbt werden, während viele andere beliebt sind oder zumindest respektiert werden. Komisch oder?

    Meine kleine liebe Schwester ist damals nach Kiel gezogen und es dauerte nicht lang bis sie ausdrücklich für den Weg von der Spätschicht nach Hause Taxis mit Fahrern bestellte, die eben nicht aus den üblichen verdächtigen Kulturen stammen.

    DAS ist für mich erschreckend. Das solche Leute später ihre Kinder von deren Kinder fernhalten ist nur eine Folge eigener Erfahrungen. Klugscheißer und Labertaschen sollen den Lehrern mal vormachen wie sie Untericht halten, wenn nur 2-3 Störer unter ca. 25 Schülern sind. Das ist ganz schnell kein Miteinander in der Schule sondern ein Gegeneinander.

    Schüler gegen Lehrer, Eltern gegen Lehrer, Gesellschaft gegen Lehrer. Einer muß ja Schuld sein. UND: Nein, ich bin kein Lehrer und möchte es heutzutage wenn überhaupt nur 12-13 Klasse Gymnasium oder 1-5 Klasse Grundschule sein.

  • W
    Waage

    @kird

    .

    Ich glaube, du hast den Beitrag von @ prach gar nicht genau durchgelesen oder fehlinterpretierst ihn.

    Die Profession eines/er Anderen einfach so in Frage zu stellen ohne ihn/sie zu kennen ist nicht fair.

    .

    Tatsache ist doch, dass die meisten Menschen beim Thema Schulreform in einem Dilemma sind. Eine gestandene Hauptschulleherin befragte ich vor kurzem zu ihrer Meinung. Ihre Antwort war, dass sie als Hauptschullehrerin leidenschaftliche Befürworterin eine Schulreform sein müsste, als Mutter zweier Kinder die zur Realschule gehen aber absolut dagegen sei.

    .

    Klingt zynisch und nach "Klassenegoismus" - vielleicht ist es aber nur der pure Selbsterhaltungstrieb.

    .

    Meine Meinung: ein Kompromiss zwischen linkem Reformansatz und realistischer konservativer Menschensicht muss her!

    Das bedeutet: gemeinsames Lernen bis zur sechsten Klasse oder wo es passt auch Gemeinschaftsschulen, wobei die "unbeschulbaren" Kinder die nur ihre nicht gestörten Mitschülerinnen quälen (wie z.Zt. auf der Hauptschule) nach Klasse 6 auf Förderschulen untergebracht werden oder von der Schulpflicht befreit werden sollten.

    .

    Es darf nicht sein, dass ein Schulsystem die lernwilligen SchülerInnen hängenlässt und fast alle Power nur auf die Kinder verwendet, die absolut nicht lernen können/wollen.

  • K6
    karl 6.

    Eine weitere Gleichschaltung im Schulwesen wird sich gegen gegen die staatliche Schule richten.

    Weiteres organisatorisches Chaos ebenso.

     

    Die Folge werden zwei Gruppen von Verweigerern der

    Staatschule sein.

     

    Die erste Gruppe wird ihre Kinder - wenigstens teilweise - privat bilden. Nicht nur die ganz Reichen sondern auch solche, die es sich schon absparen.

     

    Die andere Gruppe wird verweigern, weil sie nicht mitkommen, weil sie die Sprache nicht verstehen oder weil Bildung bei Ihrer Familie weniger gilt.

     

    Nun könnte man sich auf diesen Schritt zum Ende der Staatschule freuen - insbesondere auf das Ende des Beamtentums mit rechtlichen Besitzständen aus der Kaiserzeit.

     

    Freuen sollte man sich lieber nicht. Denn unsere Bildung ist zwar bisher nicht Spitze - aber gutes Mittelfeld. Und sie trägt in ihrer Allgemeinheit und in ihrer Vielfalt zur Stabilisierung der immer bunteren Gesellschaft bei.

     

    Natürlich gibt es noch viel tun - viele sorgfältige zielführende Details - jedoch keine großangelegten Experimente.

     

    Bei allen Begründungen für und wider, ich bin dagegen schon deshalb, weil diese Behörde so ziemlich nichts wohldurchdacht organisieren und durchsetzen kann.

  • TS
    Thomas Sch.

    Die Wahrheit ist politisch nicht korrekt: Das dreigliedrige Schulsystem gibt es seit mehr als hundert Jahren und es hat massenweise Dichter, Denker, Wissenschaftler und Nobelpreisträger hervorgebracht. Daran kann die heutige Misere logischerweise nicht liegen. Ganz im Gegenteil: Wenn es eine Einheitsschule gäbe, würden alle Experten sofort zu einer Aufteilung in möglichst individuelle Leistungsstufen raten, da nur so Schüler entsprechend ihrer Begabung in der für sie geeigneten Leistungsstufe gefördert werden können. Also ganz im Gegenteil: Anstatt Einheitsschule sollte es so wie bisher nicht nur Hilfsschule, Hauptschule, Realschule und Gymnasium geben, sondern eine noch feinere Abstufung. Es gibt nun mal Schüler, die kommen mit sechs Jahren in die Schule und die sprechen noch nicht mal die Unterrichtssprache. Die kann man doch nie im Leben mit denen zusammensetzen, die schon fast lesen und schreiben können. Was dem Einen die totale Überforderung, ist dem Anderen die totale Unterforderung ! Einheitschule geht gar nicht. Die Menschen sind nicht alle gleich und sie werden es auch nicht durch die Schule.

  • PA
    P. aus Gaudertheim

    @Kird:

     

    Du bist mir irgendwie suspekt, du benutzt das Wort der Rechten nämlich "Gutmensch" aber vertrittst eine eher linke Meinung.

    Dann verteidigst du Jugendliche die Handys abziehen?!

     

    Sonst gehts dir aber gut?

  • AW
    Axel Wartburg

    Wen wundert das?

     

    Die so genannten Eliten wollen sich weiter von der Unter- und Mittelschicht distanziert wissen.

     

    Das Idios (die Idioten), also jene Mehrheit aus Mittelschicht, die leiber weiter malochen ohne das System in Frage zu stellen, biedert sich den Mitgleidern der so genannten Eliten an, obwohl sie, die Zugehörigen der Mittelschicht) den Zugehörigen der Unterschicht (was die Mehrheit der Mittelschichtler menschgemäß nicht wahr haben will) weitaus näher stehen.

     

    Tragisch.

  • P
    Path

    Die Theorie ist grau ,ich habe viele Linke im Linken Milieu gesehen die Wasser predigen und Wein trinken. Besonders hart ist es für die Genossen wenn der Wein des Spitzengenossen 250 Euro pro Flasche kostet.

    Links und Rechts gibt es eh nur wenn man vom Grundwertesystem des Kapitalismus ausgeht.

    Was diese Systeme nicht zugeben sind die Systemfehler die Links und Rechts haben , die nicht zu begrenzende Gier des Egoismus der Akteure innerhalb diese Rechts und Links debatte machen schon die Systeme unintressant weil die egomanen jedes System und deren Ideale absurdum führen.Ich waere für eine grundätzliche Reform der Wirtschaft nach Silvio Gsell mit einem Schuss Lepold Kohr , der die Micro Ökonomie statt der Macro Ökonomie vorzieht .

  • H
    Herbstrose

    Ich muss gestehen, dass ich die ganze Aufregung um die Schulreforn nicht verstehen kann. In der DDR aufgewachsen habe ich acht Jahre lang mit den gleichen Mitschülern in einer Klasse gelernt. Geschadet es hat es keinen. Allerdings waren die Klassen auch kleiner als hier. Im Gegenteil: Wir konnten die ganze Zeit ohne Druck lernen. Hier habe ich dies ganz anders bei Freunden kennen gelernt. Die Kinder und die Eltern stehen unter einem Druck, dass das Lernen gar keinen Spaß mehr machen kann. Ich möchte schon alleine aus diesem Grund heute kein Kind mehr sein.

    Wir haben auch nicht weniger gelernt. Meine Schwester hat nach zehn Jahren DDR-Schule hier das Abitur gemacht und ist mit den Lernstoffinhalten sehr gut zurecht gekommen. Was man von einigen ihrer Mitschüler nicht sagen konnte.

     

    Ich will kein Hohelied auf die DDR singen, aber man konnte wenigstens ohne Druck lernen und bekam noch eine gute Allgemeinbildung.

  • M
    martina

    Wieso gehen eigentlich so viele davon aus, dass es ihren Kindern schaden würde, wenn sie mit schlechter gestellten und lernschwächeren zusammen lernen? Ist doch längst erwiesen, dass es den "begabten" auch hilft, wenn sie schwächeren helfen. Offenbar sehen viele bürgerliche Eltern auch nicht, dass der Druck an den Gymnasien immer stärker wird, da werden ihre Kinder auch nicht alle mithalten können, dann landen sie auch auf einer "Restschule", wobei, dann werden sie wahrscheinlich auf eine Privatschule geschickt. Traurig.

  • P
    Peter

    @Kird:

     

    "Ganz ehrlich, wenn ich schon mit 12 keine Chance auf ne Ausbildung hätte würd ich auch Handys abziehen."

     

    Was reden sie denn für einen Stuss?

     

    Jeder hat die Möglichkeit sich rein zu hängen und etwas zu erreichen, ich als Hauptschüler habe es immerhin zu einem einigermaßen gut bezahlten Job gebracht.

     

    Meine Kinder haben es aufs Gymnasium geschafft und wären mit Einheitsschulen nur ausgebremst worden.

     

    Aber wie ich schon sagte das Volk kriegt Einheitsschulen und die Politiker schicken ihre Kinder auf Privatschulen wo sie in Ruhe lernen können.

  • M
    mussjawieder

    @ upupintothebluesky:

     

    "Ich mag die Menschen die wenn sie "Segration" meinen auch "Segration" sagen."

     

    Ironie von wegen *Bildung*?

     

    Ich mag auch Menschen, die Segregation sagen, wenn sie Segregation meinen. Gell.

  • E
    Euromeyer

    ICH HABE ERFAHRUNG MIT MEHREREN EUROP. BILDUNGSSYSTEMEN.

    Und lasst Euch sagen dass es besser und gerechter ist bis zur 6. Klasse gemeinsam zu lernen, weil vorher keine ausreichende Differenzierung der Fähigkeiten stattgefunden hat.

    Meiner Meinung nach sind die wahren Reformablehnungsgründe des Bildungsbürgertums die, die sie niemals öffentlich zugeben werden: Dass es ihnen gefällt, wenn möglichst viele Kinder ausgegrenzt werden, da dann die Konkurenz um gute Jobs kleiner ist und man von Armen verschont bleibt, die die Besitztümer der eigenen Kinder einschliesslich teurer Klassenunternehmungen gefährden könnten.

  • P
    prach

    @ kird:

     

    "Vielleicht machst DU ja was falsch?? Schon mal daran gedacht? So eine Lehrerin wie dich braucht kein Kind, wer die Kids als Lehrer schon so hängen lässt hat den falschen Beruf"

     

    Lieber kird, schön, daß wir uns duzen, obwohl wir uns gar nicht kennen. Aber Du scheinst sogar zu wissen, daß ich "Lehrerin" bin, obwohl dies auch meinem Text überhaupt nicht hervorgeht. Ich sprach nur von meinen Kursen an der Volkshochschule, und die könnte ich doch auch als Mann geben, nicht wahr?

     

    Aber natürlich, wenn das Kind des iranischen Zahnarzts auch nach 4 Jahren Schule völlig überraschenderweise in Mathe besser ist als das Kind des deutschen Handwerkers (ich hoffe sehr, daß dieses Beispiel nicht rassistisch wirkt), dann liegt das natürlich nur am bösen Lehrer. Und an der zu geringen gemeinsamen Ausbildungsdauer.

     

    Am besten sperren wir beide 10 Jahre in dasselbe Klassenzimmer und bilden beide exakt gleich aus, dann sind am Ende beide exakt auf demselben Level (stimmt auch, nämlich auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner, von dem niemand etwas hat).

     

    Schon mal überlegt, daß es vielleicht Kinder geben mag, die eine tolle handwerkliche Begabung haben und sehr zufrieden damit sind, als Schreiner, KFZ-Mechaniker usw. zu arbeiten und denen überhaupt nicht damit gedient ist, durch eine Einheitsschule geschleust zu werden, an deren Ende ein völlig wertloser Abschluß steht?

     

    Daß man vielleicht an einer guten Hauptschule (die soll es im Süden noch geben) tatsächlich Dinge lernt, die man benötigt, um eine Ausbildungsstelle zu finden (beispielsweise Rechnungsführung, Maschinenschreiben usw. was wir am Gymnasium alles nicht hatten)?

  • J
    Jakob

    Vielen Dank für den engagierten Kommentar, in dem das empörende Zwei-Klassen-Denken einiger unserer Bessergestellten, sich als was Besseres Fühlenden, ihre Status-Erhaltungs-Taktiken und Ihre Verschleierungsstrategien mal drastisch benannt werden. Da die empirische Lage, so uneindeutig sie sich darstellt, für Ängste hinsichtlich eines drohenden Leistungsabfalls durch längeres gemeinsames Lernen nicht eignen, bleibt als Motiv nur übrig, dass es um die Absonderung zwecks Statussicherung geht. Mobbing ist vielleicht nicht ganz treffend, obwohl einige der hier stehenden Kommentare solche Züge aufweisen. Diese Selbstgefälligkeit und gleichzeitige Abwertung Anderer, die bei den Schulreformgegnern zum Ausdruck kommt, finde ich teilweise wirklich ausgesprochen unangenehm. Ganz besonders widerlich ist es, wenn dann so eine karitative, pseudosoziale Haltung vorgespielt wird gegenüber denjenigen, die man gerade in schlechte Schulen absondern möchte. Das ist Falschheit pur!

  • H
    Hic-nunc-ego

    Mag ja sein, dass ihr das als "einwandererfeindlich" anseht. Für mich ist das "einwohnerfreundlich". Und mir sind die Hamburger Einwohner nun mal näher als die Einwanderer von wo auch immer (und das könnte auch von Pinneberg sein). Immer haben die, die in einem Verein sind, das Recht, sich die auszusuchen, die in den Verein reinwollen. Wem das nicht passt, sollte einfach seinen eigenen Verein aufmachen.

  • K
    Kurt

    Aus dem Artikel:

     

    "Zurück bleiben überwiegend die Kinder aus Einwandererfamilien."

     

    Ein völliger Unfug und Quatsch, wenn man sich die Statistiken anschaut, dann sind Kinder aus vietnamesischen, polnischen oder russischen Familien überrepräsentiert in den Gymnasien, sie schaffen den Sprung sogar besser als "biodeutsche" Kinder.

     

    Wir sollten Klartext reden und zurückbleiben nur türkische Kinder, hier hilft aber ein langes gemeinsames Lernen nicht, hier muss das Bewustsein der Eltern geändert werden.

     

    Und die zehnjährigen "deutschen Freunde" wie der Autor sie nennt, existieren nur in seinem Universum, nicht zuletzt hat die Studie der Regierung gezeigt, dass Türken unter sich bleiben und vor allem Mädchen werden von den Eltern von ihren deutschen Freunden abgeschotet. Diese sind nicht willkommen.

     

    Was wir brauchen, dass ist eine Bewustseinsveränderung in den türkischen Familien, Placebo Massnahmen, wie das lange gemeinsame Lernen, helfen nichts und bedeuten nur Geldverschwendung.

  • I
    iBot

    "Mir ist jedenfalls nicht bekannt, das Migranten einen gemeinsamen Staat mit den Bürgerlichen wollen."

     

    Dann lesen Sie mal eine Studie zu dem Thema, das hilft.

  • K
    Kird

    Eine Sauerei ist das, es tut keinem weh die Kids noch zwei Jahre länger auf die selbe Schule zu schicken.

     

    Aber so sind die Gutmenschen, überall kritisch und reflektiert aber wenns darum geht mal selbst Einsatz zu bringen scheiterts. Und dann wundern warum es böse Jugendgangs gibt die euren Buben die Handys abziehen.

     

    Ganz ehrlich, wenn ich schon mit 12 keine Chance auf ne Ausbildung hätte würd ich auch Handys abziehen.

     

    Sowas ist einfach nur dumm und ich hoffe der Bumerang trifft die Richtigen wenn er zurückkommt.

     

    @ Prach

     

    Wenn ein Teil der Klasse keinen Bock auf deinen Unterricht hat und der andere Teil unterfordert ist, solltest du vielleicht nicht mehr lehren. Vielleicht machst DU ja was falsch?? Schon mal daran gedacht? So eine Lehrerin wie dich braucht kein Kind, wer die Kids als Lehrer schon so hängen lässt hat den falschen Beruf.

  • K
    Kird

    Eine Sauerei ist das, es tut keinem weh die Kids noch zwei Jahre länger auf die selbe Schule zu schicken.

     

    Aber so sind die Gutmenschen, überall kritisch und reflektiert aber wenns darum geht mal selbst Einsatz zu bringen scheiterts. Und dann wundern warum es böse Jugendgangs gibt die euren Buben die Handys abziehen.

     

    Ganz ehrlich, wenn ich schon mit 12 keine Chance auf ne Ausbildung hätte würd ich auch Handys abziehen.

     

    Sowas ist einfach nur dumm und ich hoffe der Bumerang trifft die Richtigen wenn er zurückkommt.

     

    @ Prach

     

    Wenn ein Teil der Klasse keinen Bock auf deinen Unterricht hat und der andere Teil unterfordert ist, solltest du vielleicht nicht mehr lehren. Vielleicht machst DU ja was falsch?? Schon mal daran gedacht? So eine Lehrerin wie dich braucht kein Kind, wer die Kids als Lehrer schon so hängen lässt hat den falschen Beruf.

  • TO
    Thomas Oberhäuser

    "Gemeinsam lernen" geht doch nur gemeinsam.

     

    Und gibt es ein Gemeinsam? Für "gemeinsam lernen" ist eine gemeinsame Sprache Voraussetzung, gemeinsame Ziele, Ideen, gemeinsame Ansprüche an den Staat usw. Gibt es das zwischen den Migranten und den Bürgerlichen? Mir ist jedenfalls nicht bekannt, das Migranten einen gemeinsamen Staat mit den Bürgerlichen wollen.

     

    Wozu also etwas beschwören, was es de facto einfach nicht gibt.

  • PJ
    Puppen Junge

    "Doch die jetzt alarmierten Bildungsbürger haben nur ihr eigenes Kind im Blick."

     

    Völlig zurecht wie ich meine.

     

    Warum sollen ausgerechnet jene die sich seit jeher um den Bildungserfolg ihr Kinder gekümmert haben, selbige auf dem Altar einer Gutmenschenideologie opfern?

  • U
    upupintothebluesky

    Ich mag die Menschen die wenn sie "Segration" meinen auch "Segration" sagen.

  • P
    Peter

    Grade Politiker schicken ihre Kinder doch auf Privatschulen. Ist im linken Lager auch so.

     

    Das einfache Volk sollte sich also mit der Reform zufriedengeben während Politiker weiterhin ihre Kinder gesondert lernen lassen.

     

    Eine Frechheit.

  • A
    Alex

    Ich habe gegen die Schulreform gestimmt:

     

    1. Als Jurist habe ich täglich mit der Differenz zwischen "sollen" und "sein" zu tun. Der Senat soll erst mal in den Stadtteilschulen beweisen, dass er dort das gemeinsame lernen hinbekommt und die Mittel dafür zur Verfügung stellt.

     

    2. Die Stadtteilschulen sollen auch beweisen, dass die "unterste Schicht" von der "mittleren Schicht" der Schüler voneinander profitiert. Vorher macht es keinen Sinn, auch noch die "oberste Schicht" mit reinzunehmen.

     

    3. Ich habe im Gymnasium jahrelang schlechte Erfahrungen damit gemacht, als "Leistungsvorbild" für andere zu dienen. Die anderen rächen sich spätestens in der nächsten Pause und die Lehrer haben mir nicht geholfen. Auch blieb bei Gruppenarbeiten die Arbeit häufig an mir hängen. Auch hier soll die Stadtteilschule erst mal zeigen, dass sie mit solchen praktischen Problemen aus dem grauen Alltag zurecht kommt.

  • RR
    Roderich Rennenkampff

    Selten einen so unsachlichen Kommentar gelesen. Als sei das mangelnde Stimmrecht für Migranten keine Sache des Grundgesetzes - was können die Volksentscheidinitiatoren dafür? Der Text ist wohl die Panik vor der so gut wie sicherstehenden Niederlage einer unseligen Allparteien-Hamburgkoalition gegen die Bürger der Stadt Hamburg ...

  • P
    prach

    "Hier ist das Bürgertum getroffen. Hier kämpft eine Schicht, die über die Kulturtechnik verfügt, den eigenen Nachwuchs durchs Gymnasium zu schleusen, um ihre Privilegien zu schützen."

     

    Ach ja, das ist wieder mal so ein Text, der alles aus einem ganz ganz abgehobenen Blickwinkel betrachtet, wahrscheinlich von jemandem verfaßt, der noch nie selbst unterrichtet hat.

     

    Fakt ist, daß es für alle Beteiligten eine Quälerei ist, wenn Lernende mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen über lange Zeit hinweg auf einen gemeinsamen Nenner gezwungen werden müssen. Die einen sind frustriert, weil sie sowieso den Anforderungen nicht standhalten, die anderen, weil sie völlig unterfordert werden.

     

    Wenn ich an der Volkshochschule einen Sprachkurs anbiete, werden die Teilnehmer ja auch nach individuellen Voraussetzungen eingruppiert, da käme doch auch keiner auf den Gedanken, es sei sinnvoll, z. B. fortgeschrittene Lerner mit hohem Anspruch mit Leuten zusammenzubringen, die ein paar Italienisch-Vokabeln für den Urlaub aufschnappen wollen...

  • OR
    O. Rahn

    Apropos "Einwandererfeindlich":

     

    Die beste Integration findet frühzeitig in der Kita statt und von dem Rechtsanspruch ab 2 Jahren hätten vor allem Kinder nicht deutscher Herkunft profitiert. Schließlich haben diese Kleinkinder bei der traditionellen Rollenverteilung in vielen Einwandererfamilien (sprich: Mutter Hausfrau) nach derzeitigem Gutschein-Vergabe-System überhaupt keine Chance auf einen Kita-Platz. Aber daraus wurde nichts und ob es jemals dazu kommt, steht in den Sternen. Dazu gab es in der TAZ in den letzten Wochen gerade mal einen halbherzigen Kommentar. Gleiches zur Erhöhung der Kita-Gebühren, die jetzt offenbar viel mehr Familien trifft, als zuvor behauptet. Findet aber in der TAZ leider nicht statt. Wenn das mal nicht aus Sorge um den Volksentscheid so zurückhaltend gefahren wird... Aber Hauptsache man kann mit dem moralischen Zeigefinger auf die anderen zeigen. Gleiches Phänomen bei der GAL: sich lauthalt über "die Bürgerlichen" (erstaunlich, offenbar wohnen viel mehr Leute an der Elbchaussee, als man bisher dachte) beschweren, aber die Klappe halten, wenn die frühkindliche Bildung mit einem Federstrich geopfert wird.

  • I
    Interpretator

    Nach geltendem Recht dürfte die meisten der Migranten berechtigt sein, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Wenn viele darauf verzichtet haben (aus Bequemlichkeit, Desinteresse oder Tradition), müssen sie nun die Konsequenz ertragen, dass sie selber nicht abstimmen können. Wer in einem Land mitgestalten möchte, muss halt die Eintrittskarte lösen. Deshalb müssen sich diejenigen, die nun darüber jammern, dass sie nicht abstimmen dürfen, fragen lassen, warum ihnen bisher die Mitbestimmungsrechte dieses Landes gleichgültig waren.

  • H
    Hesperus

    Vorweg, bekenne ich mich als "Bürger": meine Kinder sind in der Tat gut ausgebildet, interessieren sich für Kunst, Kultur, .. kurzum: sie werden voraussichtlich mal gute Jobs mit dem entsprechenden Einkommen bekommen. Darüber hege ich das, was dem durchschnittlichen TAZ-Leserforumsmitdiskutanten wahrscheinlich ein Graus ist, nämlich Bürgerstolz. (Lese auch bürgerliche Presse (Zeit, Spiegel, FAZ etc.,))

    Eine gute Bildungspolitik sollte es ermöglichen, dass alle Kinder - sofern Begabung reicht und der Wille vorhanden ist- diesen Weg gehen können. Aber bitte nicht auf Kosten anderer Kinder. Deshalb bin ich gegen die angedachte Schulreform in Hamburg und auch gegen die Ideen einer Gemeinschaftsschule, wie diese wohl nun in NRW in Angriff genommen wird.

    Ich bin aber sehr für die angemessene und individuelle Förderung von Kinder vor allem schon im Vorschulalter. Holt die Kinder möglichst früh raus aus den Benachteiligungen ihres Milieus. Aber bestraft nicht andere dafür, dass sie nicht benachteiligt sind.

  • HP
    Helga Pagenkopf

    Sehr geehrte Kaija Kutter,

    Ihr Artikel zeigt, dass sie das Kernproblem mancher Migrantengruppen , längst nicht aller!, überhaupt nicht verstanden haben: das Erlernen und Sprechen der deutschen Sprache, um in unserem Schulsystem intergriert werden zu können und die Verantwortung der Eltern, um ihren Kindern eine gesicherte Zukunft zu ermöglichen. Ich kenne genügend Migranten, die diese Verantwortung gewissenhaft übernommen haben. Sie dagegen fordern, dass dies lernstarke Schüler übernehmen sollen, die dann in ihrer ihnen zustehenden Entfaltung ausgebremst, ja mißbraucht werden sollen.

    Diese, meine Einstellung hat nichts, aber gar nichts mit Mobbing zu tun!

    Helga Pagenkopf

  • M
    mfstaiger

    Ich wohne in Hamburg und bekomme diese Materialschlacht des für oder dagegen mit. Ich finde, es ist eigentlich nur eine folgerichtige Entwicklung aus dem Hamburger Gentrifizierungsprogramm...Die Bürgerlichen wollen bestimmte Orte dieser Stadt nur für sich haben...warum sollte es da bei den Bildungsstätten ihres Nachwuchses anders sein. Ich bin damals in einem Stadtteil mit starken Migarationshintergrund groß geworden und ich musste immer wieder die Erfahrung machen, dass bestimmte Kinder von Besser-Gestellten gar keinen Kontakt zu diesen Kindern hatten. Als wurde er regelrecht unterbunden...von wem auch immer ;)

    Multikulti war einst eine Vision der linken Bürgerlichen, gelebt allerdings wurde sie zumeist von den deutschen Untetschichten, die mit diesen Menschen mit Migrationshintergrund zusammen gelebt haben in bestimmten Vierteln...ohne sich die Köppe einzuhauen...denn in Eppendorf, Ottensen oder Winterhude leben die wenigsten von denen...nehme ich mal an ;)

    Also feuern diese Bürgerlichen wieder ihre Standard-Thesen ab...dass ist in gewisser Weise eine Art von diplomatischer oder versteckter Rassimus...frei nach dem Motto: Ich hab ja nichts gegen Ausländerkinder, aber ich will nicht dass sie die gleichen Chancen wie mein Kind haben. Und mitentscheiden sollen die Eltern dieser Kinden erst recht nicht. Das sagt doch eigentlich alles...oder?

  • M
    markus

    "Die frühe Förderung allein nützt nichts, wenn man türkische Kinder mit zehn Jahren von ihren deutschen Freunden trennt."

     

    Die frühe Förderung nützt sehr wohl was, weil dadurch der Grund entfällt, die türkischen Kinder mit zehn Jahren von ihren deutschen Freunden zu trennen. Lernen beginnt schon vor der Geburt, und Kinder von Akademikereltern lernen schon lange vor Eintritt in den Kindergarten mehr als Kinder von Eltern mit niedrigerer Bildung. Diesen Nachteil aufzuholen gelingt den meisten nicht mehr, deswegen zeigen viele Untersuchungen, dass man zuallererst hier ansetzen sollte, will man Verbesserungen und "mehr Gerechtigkeit" ins Bildungssystem bringen. Subsidiarität und Chancengleichheit zu erlangen halte ich für fairer und zielorientierter als positivistische Diskriminierung, lernen und anstrengen müssen Kinder und Jugendliche sich schon selbst. So gesehen finde ich die derzeit geführten Debatten um eine Verlängerung der Grundschulzeit oder die Ausweitung der Gesamtschule (alter Wein in neuen Schläuchen) eher für eine Phantomdebatte, die an den Problemen und ihren Ursachen vorbeigeht.

  • GW
    Greta Wilhelm

    Ein interessanter Artikel den ich zu der unsozialen Selektion in HH vor Kurzem las, von Annett Mängel: "Hamburger Bildungskampf" auf http://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2010/juli/hamburger-bildungskampf

  • B
    Brennpunktbewohner

    Klaus-Jürgen Tillmann war der erste Leiter des Brandenburgischen Landesinstitutes für Bildung und Medien, das sich später mit dem Berliner Institut vereinigte. Er ist der geistige Vater der Einführung des jahrgangsübergreifenden Lernens an Grundschulen in Berlin in Brandenburg.

    Die Ergebnisse in Brandenburg an ausgesuchten Evaluationsschulen mit interessierten Eltern und Lehrern ergeben 12% Wiederholer gegenüber 2,4% in zwei Jahrgangsschuljahren, d.h. Verfünffachung der Stizenbleiber ohne Leistungsverbesserung.

    Die Ergebnisse in Berlin: in bürgerlichen Vierteln funktioniert jahrgangsübergreifendes Lernen mäßig, in Brennpunktschulen weitet es sich zur Katastrophe aus mit bis zu 50% Wiederholern eines Jahrgangs.

    Daher läuft der Neuköllner Bildungsstadtrat Schimmang auch Sturm gegen das Modell.

    Die Hamburger Schulreform tut so, als wolle sie vorrangig das Lernen von Migranten verbessern, in Wirklichkeit sind Lehrer und Mittelstand das Zielpublikum.

    Die Befindlichkeiten des großbürgerlichen Widerstands in Hamburg sind zwar in das Zentrum der Berichterstattung gerückt, die schlimmsten Leidtragenden der Reformen werden hingegen Kinder bildungsferner Eltern sein.