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Kommentar Hamburger Gucci-ProtestDie Oberschicht macht dicht

Jan Kahlcke
Kommentar von Jan Kahlcke

Der hässliche Gucci-Protest: Das Hamburger Establishment hat ganz selbst-bewusst entschieden, seine Kinder nur vier Jahre mit den Bildungsverlierern zu belästigen.

E in Betriebsunfall in den Sommerferien - nein, das war das Desaster der Hamburger Schulreform an den Urnen sicher nicht. Die statistischen Daten sind eindeutig: Das Referendum wurde in den Stadtteilen der Besserverdienenden entschieden. Die feinen Viertel an Elbe und Alster, die gediegenen Walddörfer, auch die schicke Hafencity - sie alle weisen Wahlbeteiligungen von über 50 Prozent auf, meist schon per Brief, vor der Abreise in die Sommerfrische. Und in kaum einem Wahllokal dort kommt die Primarschulreform des schwarz-grünen Senats auf eine Mehrheit. In armen Vierteln wie Wilhelmsburg, Jenfeld oder Billstedt stimmte überhaupt nur jeder Vierte ab.

Der Urnengang hat das hässliche Wort vom Gucci-Protest bestätigt. Das Großbürgertum riegelt hinter sich ab, die Mittelschicht versucht, noch eben durch den Türspalt zu huschen. Das Hamburger Establishment hat ganz selbst-bewusst entschieden, seine Kinder nur vier Jahre mit den Bildungsverlierern zu belästigen. Und es wurde darin bestärkt von seinen Leitmedien Hamburger Abendblatt, Welt, Zeit und Spiegel.

Ole von Beust hat sich gewaltig verschätzt, als er der CDU-Klientel ein gewisses Maß an Solidarität abverlangte oder wenigstens hanseatischen Bürgersinn. Schon bei seiner Krönungsmesse vor der letzten Wahl hatte der Bürgermeister eindringlich die Schulversager als das drängende Zukunftsproblem ausgemacht. Nun musste er feststellen, dass seine Partei dem bestenfalls indifferent gegenübersteht. Zuletzt mehrten sich die Anzeichen einer offenen Meuterei. Ein guter Grund für einen Rücktritt.

Jan Kahlke

leitet taz nord.

Wo blieb die starke Bewegung für die Primarschule? Es gab kein politisches Subjekt, das die Reform im eigenen Interesse getragen hätte. Viele, deren Kinder von der Reform am meisten profitiert hätten, sind entweder als Ausländer nicht wahlberechtigt oder leben in einer Armutskultur, in der das Interesse an Politik schon lange verloren gegangen ist.

Und natürlich gibt es den afghanischstämmigen Taxifahrer, der sagt: "Ich habe gegen die Reform gestimmt. Ich will doch auch nicht, dass mein Sohn später am Lernen gehindert wird." Er lebt den Traum vom sozialen Aufstieg. Bildungsverlierer - das sind immer die anderen. Ein psychologisches Problem: Um aus innerem Antrieb gegen die frühe Selektion von Schülern zu sein, müsste man die eigenen Kinder als zukünftige Bildungsverlierer sehen. Wer hält das schon aus?

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Jan Kahlcke
Redaktionsleiter
Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück
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36 Kommentare

 / 
  • P
    PenelopesPapa

    Den Volksentscheid als Ausdruck einer direkten Demokratie wollte doch die GAL schon lange. Und verbindlich sollte er sein.

     

    Und nun stimmt das Volk gegen ein weitgehend von der GAL initiertes Gesetz, geht das Heulen in seelenverwandten Kreisen los.

     

    Wenn in bestimmten Stadtteilen die Stimmberechtigten trotz Versand der Stimmzettel bis ins Haus (gibt es bei keiner Wahl zu einem Parlament) mehrheitlich nicht in der Lage oder Willens sind sind die Kreuze zu machen, die Umschläge zu benutzen und dann einen dieser gelben Dinger, auch Briefkasten genannt, zu finden, ja dann hat es sie eben nicht interessiert.

  • P
    Peter

    Dieses Ober- Unterschicht gemurmel ist doch nur Stimmungsmache von Ideologen. Der Denkfehler ist doch schon der Glaube, dass eine Primarschule das Problem lösen kann. Aus diesem Glauben heraus soll eine Schülergeneration mit solch einem Großexperiment geopfert werden. Das ist doch der Skandal. Meine Großeltern waren Landarbeiter. Im Primarschul Denken hätte sich für sie kein schulischer Erfolg einstellen können. Sie können aber besser lesen, schreiben und sind in Kultur bewanderter als manch heutiger Abiturient. Klar Ausnahmen und Einzelfälle gibt es immer. Vielleicht liegt das Problem ja auch an der heutigen wischi waschi Pädagogig. Die Pädagogig ist doch scheinbar immer schlauer und besser über die Jahre geworden, immer einfühlsamer, immer tolleranter, der Lehrer als Freund unter gleichberechtigten Schülern. Die Ergebnisse werden aber leider trotz scheinbarer pädagogischer Erkenntnisgewinne immer schlechter. Das soll also mit der Primarschule anders werden? HaHa. Danke Hamburger Bürger.

  • V
    vic

    Spiel nicht mit den Schmuddelkindern -

    sing nicht ihre Lieder,

    geh doch in die Oberstadt - machs wie deine Brüder..

  • S
    sünnetsiz

    Ich danke der taz für ihren mutigen Kommentar auf Seite 1! Schließlich gehört ein großer Teil der Leserschaft, wie sich auch hier zeigt, zu den ReformgegnerInnen. Somit steckt in dem Kommentar auch ein Stück Publikumsbeschimpfung.

     

    Der Beschimpfung kann ich mich anschließen. Die 6-jährige Grundschule wäre ein Schritt in die Richtung "Bildungschancen für alle" gewesen. Unbestreitbar wären noch viele Schritte erforderlich, um das Ziel zu erreichen. Die Befürchtung, dass nach der Reform z. B. die Themen "Förderung von Einzelnen" und "Klassengröße" nicht angegangen werden, hat sicherlich auch zum Abstimmungsergebnis beigetragen. Nur frage ich da, wo bleibt da das Sich-einmischen, das politische Engagement, die für weitere Schritte ggf. notwendige direkte Demokratie. Dafür sind die ReformgegnerInnen wahrscheinlich zu faul.

  • R
    ryba

    Und ich verstehe einfach nicht, warum bei uns nicht möglich ist, was in Skandinavien seit langem erfolgreich praktiziert wird.

    In zehn Jahren schon werden wir in einer sozial inkompetenten, halb verblödeten Gesellschaft leben.

    Das wird gruselig!

  • R
    Ralf

    Wann begreifen die Leute endlich, dass die Oberschicht mit der ganzen Abstimmung gar nichts zu tun hatte. Die Oberschicht schickt ihre Kinder nicht auf das Gymnasium, sondern schon vom ersten Schuljahr an auf teure Privatschulen. Für die Masse unerreichbar, mit oder ohne sogenannter Reform.

    Sorgen über das Bildungsniveau machen sich in erster Linie Eltern, die ihren Kindern etwas beibringen wollen. Und das völlig losgelöst von späteren beruflichen Ambitionen.

    Meiner Frau (aus Kamerun) und mir bereitet es sehr viel Freude, die Neugierde und Begeisterung unserer beiden Kinder zu beobachten. Da wir regelmäßig eine afrikanische Kirchengemeinde besuchen (viele Asylbewerber, Hartz IV-Empfänger), sind wir jede Woche aber auch Zeugen, was am unteren Ende der sozialen Skala im Bezug auf Kindererziehung nicht läuft. Wir versuchen natürlich zu unterstützen und zu helfen, trotzdem ist der Unterschied zwischen den einzelnen Kindern eklatant. Hier würde gemeinsames Lernen überhaupt keinen Sinn ergeben, da elementarste Dinge von vielen Kindern nicht beherrscht werden.

    Klarstellung: Da uns besondere Kontakte und Netzwerke fehlen, mein Einkommen eher durchschnittlich ist, zähle ich uns und mitnichten zu den Bonzen. Auch möchte ich nicht, dass meine Söhne nur zur Schule gehen, um später für irgendwelche Unternehmen produktiv tätig zu sein. Informationsgewinnung und Lernen sind für mich Selbstzweck, aber niemals Mittel zum Zweck.

  • FH
    Fred Heine

    Es ist doch immer wieder interessant: die Linken und alle, die sich für links halten, sind für direkte Demokratie und Volksentscheide. Und wenn dann das Volk entscheidet, ist es auch wieder nicht recht.

     

    "Bürgerentscheide oder Volksabstimmungen sind die neuen Instrumente der Mächtigen im Klassenkampf von oben." - diese Aussage ist so was von entlarvend: Volksentscheid ist dann, wenn das Volk entscheidet ... was ich für richtig halte. Seltsames Demokratieverständnis.

  • A
    Alex

    @Anna

    Ja bin ich für - Hartzer können sich dann das Schulgeld vom Essen absparen, sind ohnehin zu dick - Sarkasmus aus

     

    Im Übrigen: dann sind Studiengebühren erst recht gerechtfertigt, trifft ja nur die "Reichen".

     

    Herr KAHLCKE kann ja ab Herbst von den Erfolgen der Stadteilschulen berichten - falls die gut ausgestattet werden. Denn ich habe schon am selben Tag als ich die Wahlunterlagen bekam für WWL gestimmt - ich glaube nämlich nicht daran, dass eine billige Schmalspur-Finnland-Kopie irgendwas bringt. Entweder ganz oder gar nicht!

  • CK
    Claus Kleber

    Wie war das noch? "Wenn man einen Sumpf trocken legen will, darf man NICHT die Frösche fragen!"

  • A
    Anna

    Der Kommentar bringt es gut auf den Punkt.

     

    Wann wird endlich begriffen, dass das Gymnasium eine öffentlich finanzierte Privatschule für die Reichen und Begüterten ist. Die Statistiken belegen es.

     

    Der Besuch eines Gymnasiums ab der 5. Klasse sollte Schulgeld kosten, dieses Geld könnte in die Ausstattung der anderen Schulen gesteckt werden.

     

    Kanada zeigt, wie es geht!

  • BG
    Bernd Goldammer

    Ein sehr guter Artikel

  • H
    HamburgerX

    Die Medienschelte halte ich für unbegründet. Das "Hamburger Abendblatt" und "der Spiegel" haben sehr ausgewogen, tendenziell sogar pro Schulreform berichtet. Und aus vollen Rohren gegen die Reformgegner, selbst nach dem erfolgreichen Entscheid, schoss der in Hamburg beheimatete "Stern".

  • S
    schlegel

    Wieviele der TAZ Autoren gehen eigentlich mit guten Beispiel voran und schicken ihre Kinder Schulen in Problemvierteln? Das wäre doch mal ein gelungener Beitrag.

     

    Stattdessen wieder ein ideologisch korrekter Artikel. Inhaltlich aber leider Nonsens. Es ist mitnichten die "Gucci"-Fraktion, die dagegen gestimmt hat. Wer dazu gehört, der hat sich eh aus dem Schulsystem ausgeklingt. Nein, dagegen gestimmt haben die Menschen, die keine Lust haben, dass ideologische Experimente auf dem Rücken ihrer Kinder gemacht werden. Und das sind nicht nur CDU-Wähler und Welt-Leser.

  • N
    NordWind

    Ach, Herr Kahlke, wenn Sie sich nur immer so für die Benachteiligten einsetzen würden. Was die Schulpolitik betrifft, schlagen Sie auf die falschen ein. Der Widerstand ist eben nicht nur ein Projekt der "Besserverdienenden", kein Projekt der Elite.

    Wo ist denn nun ihr Engagement gegen ein wirkliches Eliteprojekt? Die Elbphilharmonie, z.B. Wieviel Millionen werden dort für wieviel Prozent der Hamburger Bevölkerung verbaut? Aktuelle Summe ca 330 Millionen. Davon haben die ärmeren Teile der Bevölkerung rein gar nichts. Oder glauben Sie, dass für die sozial schwachen und Migranten so gebaut wird, bei freiem Eintritt. Mit den hunderten Millionen für wenige könnte aber in anderen Bereichen der Hansestadt viel bewirkt werden.

    Bei diesem wirklichen 'Eliteprojekt' Elbphilharmonie bleibt der Aufschrei aus.

    Ist dann die Empörung über das Ergebnis der Abstimmung, die übrigens ganz legal und völlig öffentlich und für jeden Stimmberechtigten Eintrittfrei erfolgte, nur Ersatzbefriedigung für das Schweigen an anderer Stelle?

  • M
    matt1109

    Hab heute ein abgerissenes "Wir wollen lernen"-Plakat gesehen.

    Darunter sah man dann die Reste von einem "Pro-DM" Plakat. Meines Wissens auch eher rechts gewesen.

    Wie läuft das eigentlich mit den Aufstellern?

    Gehören die nicht immer den Parteien? So zumindest hab ich das verstanden. Also SPD, Grüne, Linke, FDP, CDU und wie sie alle heissen stellen Plakate mit ihren Aufstellern auf.

    Wenn also WWL die Plakataufsteller von so einem "deutschklub" nutzt, bestehen da dann zwangsläufig Kontakte?

  • S
    Snoopy

    Was ist das denn wieder für ein dümmliches Nachgetrete? Wenn Angehörige einer bestimmten sozialen Schicht und mit höherem Bildungsabschluß - nennen wir sie ruhig mal 'Bildungselite' - völlig zu Recht befürchten, dass mit der Einführung der Primarstufe eine weitere Aufweichung des durch 12Klassen-Gymnasium und Bologna-Verblödung an den Universitäten ohnehin schon lädierten Bildungssystems stattgefunden hätte und entsprechend gewählt haben, dann ist das kein "Gucci-Protest", sondern schlicht 'konservatives' (im Sinne von 'Bewahren') Wahlverhalten. Die Chancen von aus 'bildugnsfernen' Verhältnissen stammenden Kindern erhöht man nicht dadurch, dass man einfach das Gesamtniveau senkt und den mit dem Übertritt an höhere Schulen verbundenen Stress einfach um zwei Jahre nach hinten verschiebt. Die Förderung muß bereits im Vorschulalter erfolgen. Also: mehr Kindergartenplätze, qualifizierte Betreuer / Pädagogen und kleinere Klassen an den Schulen. So! verbessert man das Bildungsniveau von allen. Dass es das nicht zum Nulltarif gibt - wie vermeintliche Reformprogramme - muss jedem klar sein.

  • C
    clementine

    Völlig falsch. Die Unterschicht macht dicht. Sich selbst. Wer nicht abstimmen geht, ist dafür selbst verantwortlich.

  • WS
    Walter Schmidt

    HAMBURG TRÄGT GUCCI -

    UND DAS IST AUCH GUT SO!

  • AL
    Andrej L.W.

    Meine Eltern sind mit mir nach Deutschland eingewandert und wir waren "Asylanten", also definitiv "Unterschicht". Das hinderte mich nicht, zur Grundschule und zum Gymnasium zu gehen Abitur zu machen und anschließend recht erfolgreich zu studieren.

     

    Ach ja... wir sind aus dem Ostblock eingewandert, und, sagen wir es mal so, der von Ihnen so gehasste Sarrazin würde mich mögen.

     

    Inzwischen habe ich selbst Kinder und bin nicht mehr Unterschicht. Würde ich in Hamburg wohnen, wäre ich garantiert mit "Wir wolllen lernen" auf die Barikaden gegangen. Ich vermag nicht einzusehen, wem es dienen soll, dass fleißige Kinder künstlich dumm gehalten werden sollen damit die lernunwilligen sich besser fühlen.

  • GN
    Guido Nierhauve

    Die bildungsfernen Schichten gab es schon immer. Die Frage ist doch, was bedingt diese gesellschafliche Struktur? Der Linke postuliert, dass alle Menschen gleich und gut sind und einzig die Bedingungen uns prägen, unter denen wir leben müssen. Dies bedeutet in diesem Gedankenkreis, dass die uns umgebenden Bedingungen uns unterschiedlich erscheinen und sogar böses tun lassen. Um dies zu ändern, müssen die Bedingungen geändert werden. Wenn die Bedingungen dann für alle gleich (schlecht) sind, dann müssen auch die Menschen zeigen, dass sie es auch annehmen. Das tun sie aber nicht immer. Also muss der Mensch halt überzeugt, ja sogar etwas geändert werden. Das Ziel ist dann am Ende immer "den neuen Menschen" zu schaffen. Leider gibt es aus Sicht des Linken immer ein paar Renegaten, die unbedingt nicht neu gemacht werden wollen. Der Linke ist aber bemüht. Er gibt nicht auf auch die anderen zu bekehren. Mit Eifer arbeitet er für die richtige Sache. Koste es, was es wolle. Wohin dies führt, haben Stalin, Mao, Pol Pot und andere gezeigt, mit mehr als 70 Mio Toten.

     

    Der Konservative hingegen ist der Überzeugung, dass die Menschen nicht gleich sind, sondern gleichwertig. Die von den Linken so gehasste Katholische Kirche ist sogar so frech, den Menschen grundsätzlich als fehlbar zu sehen. Der Mensch ist nicht perfekt. Es gibt große, kleine, dicke, dünne, mit Haaren, ohne Haare, intelligente, dumme, fleißige und faule Menschen.

     

    In diesem Spannungsfeld zwischen Theorie (alle Menschen sind gleich) und Praxis (der Mensch ist fehlbar) arbeitet der Linke. Am liebsten natürlich auf einer Planstelle im öffentlichen Dienst. Dort lässt sich dann wenigstens im Kleinen dafür arbeiten, was man in den vielen fehlgeschlagenen Revolutionen nicht hat verwirklichen können. Der Utopie stand immer irgendwas im Weg. Und ausgerechnet jetzt, als es aus Sicht des Linken die große Chance gab, mal an den Kindern zu "beweisen", dass die Linke Theorie doch irgendwie einen Wahrheitsgehalt hat - ausgerechnet da macht "das Feindbild" des konservativen Realisten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Dieser Stich sitzt tief, so tief, er sitzt ja so tief.

  • G
    gucci

    lieber herr kahlcke, in den sogenannten feinen vierteln ist die von ihnen so titulierte Oberschicht doch sowieso unter sich. Die sog. "bildungsverlierer" gehen in anderen vierteln zur grundschule, eine durchmischung findet also gar nicht statt. Den meisten eltern ging es wohl eher um den erhalt der gymnasien und der dort angebotenen profile, hier hat frau goetsch es offenbar nicht verstanden, den konflikt aufzuarbeiten. Nicht verstanden hat sie auch, den eltern, die steuern zahlen, zu erklären, warum ihre kinder in maroden klassenzimmern mit 29 kindern sitzen, die nicht in den schulbauplan aufgenommen werden.

    Die Öko-Yuppies aus ottensen schicken ihre kinder übrigens gerne auf christliche oder weltliche privatschulen; der ausländeranteil an den regulären grundschulen in ottensen ist dann doch zu hoch. Wenn das Kind dann später auf das gymnasium kommt stehen cristianeum und hochrad zu verfügung. Ich finde, die taz sollte mal zu ihren tugenden zurückkehren und aufhören, im blöd-zeitungsniveau den sozialneid zu schüren.

  • DJ
    Dr. Johannes A Petersen

    Die sehr tendenziöse berichterstattung der taz zum thema

    schulreform beruht auf folgendem argument:

     

    mehr Bildung = mehr Einkommen

     

    ==> mehr Bildungsgleichheit = mehr

    Einkommensgerechtigkeit

     

    Deshalb verteidige das hamburger bürgertum mit dem altehrwürdigen gymnasium nur egoistisch seine

    pfründe.

     

    Das klingt plausibel, ist aber möglicherweise falsch. Ich habe zum beispiel am eigenen leibe

    erfahren, dass viel bildung (und beste noten)

    durchaus leider kein hohes einkommen garantieren.

    Als privatlehrer habe ich aber einen guten einblick in das, was an hamburger schulen inhaltlich vermittelt wird. Es ist noch nicht ganz so weit,

    aber die tendenz ist da: abitur für alle und alles,

    dick und doof, auf niedrigstem niveau. Wozu noch

    Goethe, Schiller, Gauß, Tacitus, Thukydides gar ---

    heute gibt's doch Mickey Mouse!

     

    Das hamburger bürgertum sorgt sich also doch vielleicht nicht nur um den schnöden Mammon, wenn es

    von höherer Bildung spricht.

  • K
    Kölner

    Wo ist denn eigentlich das Problem: Es wird in Hamburg künftig zwei Schulformen geben - beide werden zum Abitur führen. Für die Kinder, die in der vierten Klasse eine Gymnasialempfehlung bekommen nach acht Jahren, für die anderen nach neun Jahren. Wo ist denn jetzt der große Aufreger? Wenn man die taz-Kommentare liest könnte man meinen, Unterschichtkindern wäre soeben der Zugang zum Abitur verboten worden.

  • A
    augenblickmal

    Jetzt ließt man überall von Spiegel über Süddeutsche bis zur Taz, dass die Reform doch sozialer ist. Vor dem Volksentscheid habt ihr euch nicht getraut. Hattet ihr Angst vor Scheuerl? Die Gucci-Fraktion gab es doch schon vor dem Ergebnis. Es ist beschähmend, dass die Eltern, die Ihre Kinder auf elitäre Schulen oder auf katholische Privatschulen schicken den Volksentscheid entscheiden konnten.

  • L
    Lukas

    Sehr guter Kommentar - eines stimmt allerdings nicht: Die Zeit hat das Volksbegehren der Privilegierten keineswegs unterstützt. Hier ein Artikel, der gegenteiligen Tenor hat: http://www.zeit.de/2009/18/Lsp-Schulreform. Evtl. gibt es auch anderslautende Kommentare, aber es ist wohl kaum grundsätzlich so, dass die Zeit gegen die Primarschule ist.

  • A
    Aldinger

    Diese von Links gewünschte Gleichmacherei aller Menschen ist ein Irrweg, das hat die DDR und die anderen sozialistischen Staaten bewiesen, eine erzwungene Nivelierung hat nichts mit Gleichberechtigung sondern mit Unterdrückung der Kreativität zu tun, aus diesen Grund ist der Sozialismus gescheitert.

  • LM
    Lea Maren

    Ich stimme Ihrem Kommentar bis auf einen Aspekt zu:

    Um für eine längere gemeinsame Schulzeit zu sein, muss man nicht seine eigenen Kinder als Bildungsverlierer sehen. Es genügt die Überzeugung, dass nur wer früh Gemeinschaft und Rücksicht lernt, auch später im Leben in der Gesellschaft dazu fähig ist.

    Allerdings genügt die Forderung nach längerer gemeinsamer Schulzeit bei weitem nicht - notwendig sind mehr Lehrkräfte, mehr Sozialpädagogen, mehr Schulpsychologen und andere, neue Projekte, um Schülern Gemeinsinn und Zukunftsperspektive zu vermitteln. Leider kostet das viel Geld und ist damit wohl in weiter Ferne.

  • G
    Gucci-Tuerke

    So ein Schwachsinn..die Oberschicht macht die Tuer zu. Jeder kann auf's Gymnasium wenn er will und etwas leistet. Da steht keine Gucci-Mutti mit dem Schlagstock und haut den Harzer-Balg weg. Schonmal ueberlegt, dass vielleicht auch das Arbeiterkind froh ist, wenn's am Gymnasium nicht mehr diese vollversagenden Millionaerssoehnchen sehen muss...???

  • TD
    Tyler Durden

    Wie verlogen kann man nur jammern... die taz setzt neue Masstäbe:

     

    "Die feinen Viertel an Elbe und Alster, die gediegenen Walddörfer, auch die schicke Hafencity - sie alle weisen Wahlbeteiligungen von über 50 Prozent auf, meist schon per Brief, vor der Abreise in die Sommerfrische. Und in kaum einem Wahllokal dort kommt die Primarschulreform des schwarz-grünen Senats auf eine Mehrheit. In armen Vierteln wie Wilhelmsburg, Jenfeld oder Billstedt stimmte überhaupt nur jeder Vierte ab. "

     

    Es gab eine Volksabstimmung. Wer wollte, der konnte abstimmen. Diejenigen, die an der Bildung ihrer Kinder interessiert sinmd, die sind hingegangen, die anderen halt nicht.

     

    Wo genau sieht hier jemand nach wie vor ein Problem? Warum sollten die Eltern die sich um ihre Kinder kümmern es billigen, dass diese Kinder mit denen an Bildung uninteressierter Eltern in einer KLasse sitzen müssen?

    Weil es politisch korrekt wäre?

  • A
    anke

    Wer es aushält, sich seine Kinder als potentiele Bildungsverlierer vorzustellen? Na, zum Beispiel Leute, denen man nicht schon mit der Muttermilch eingetrichtert hat, dass Verlierer nicht geliebt werden. Leute also, derern Erzieher nicht partout Pfeffersäcke bleiben oder werden wollten.

  • E
    Ellenbogengesellschafter

    Um aus innerem Antrieb gegen die frühe Selektion von Schülern zu sein, müsste man nur etwas Empathiefähigkeit entwickelt haben. Ein Denken, dass am Wohl aller orientiert ist, passt offenbar nicht in diese Zeit. Es gilt, möglichst zeitig den Ellenbogeneinsatz zu traineren!

  • T
    tazitus

    In HH wurde Basisdemokratie als Elitedemokratur missbraucht.

  • JG
    Jürgen Gojny

    Die tazler scheinen von Todessehnsucht erfaßt zu sein. Anders kann man die Diffamierung eines demokratischen Vorgangs durch die tazler nicht erklären. Dabei sind die tazler an dem Ergebnis selber schuld! Was hat denn die taz-Redaktion daran gehindert in den Hamburger Problemvierteln für die sechsjährige Primarschule aktiv zu werben??? Etwa die bewegungsunfähige addi-positas-Körperlichkeit der Taz-Redaktionäre???

  • K
    Kai

    Jaja, jetzt sind wieder die Anderen Schuld...

     

    Das Volk hat demokratisch abgestimmt, oder passt euch die Demokratie nicht? Wollt ihr vielleicht ne Diktatur durch die Räte? Ich hab immer gedacht ihr freut euch wenn es was auf die Finger der verachtenswerten CDU geht, aber jetzt auf einmal nicht?

     

    Ich hoffe die Politik kapiert langsam das man nicht alles machen kann. Dem Volk gehört die Macht!

  • HJ
    hessie james

    Bürgerentscheide oder Volksabstimmungen sind die neuen Instrumente der Mächtigen im Klassenkampf von oben.

  • B
    BerlinMarcus

    Eigentlich klar..Reformem ja...aber nicht mit meinen Kindern... Angst des Bürgertum und vieler Linken (Motto: Links Reden und Rechts Leben- Typen)...alles nur Lippenbekenntnisse wie bei uns in Kreuzberg...wo solange Multikulti als super entfunden wird, bis die Kinder in die Schule kommen... bzw. ab Kindergarten geht es in der Regel in den Privatkindergarten oder wo sonstige Bio-Deutsche sind...! Soziale Gerechtigkeit ja, aber auf Kosten der anderen Bitte...!