Kommentar Hamas und Fatah: Die Bevölkerung will Versöhnung

Hamas und Fatah kommen sich ideologisch näher, der alte Machtkampf ist jedoch nicht ausgestanden. Bei der militärischen Schlagkraft will keine Partei Abstriche machen.

Mit der Amnestie der Gefangenen von Hamas und Fatah räumen die beiden zerstrittenen Parteien einen großen Stolperstein aus dem Weg. Die Verfolgung und Folter der gegnerischen Aktivisten hinterließ tiefe Wunden auf beiden Seiten. Noch besteht Misstrauen zwischen den Fraktionen, was mit Grund dafür ist, dass die Häftlinge nicht schon vor Monaten entlassen wurden.

Die Führungen im Westjordanland und im Gazastreifen tun sich dennoch schwer mit der Annäherung. Schon im Mai einigten sie sich formal über die Errichtung einer Übergangsregierung, was bis heute nicht passiert ist. Dass Hamas und Fatah trotz des gegenseitigen Misstrauens und ihrer unterschiedlichen politischen Perspektiven an der nationalen Versöhnung festhalten, ist Volkes Wunsch. Zudem bleiben den beiden Fraktionen kaum Alternativen. Die Hamas verliert im Gazastreifen an Popularität, während Palästinenserpräsident Mahmud Abbas mit seinen Friedensverhandlungen komplett in die Sackgasse geraten ist.

Auch Ägyptens Übergangsregierung drängt die Palästinenser zur Einheitsregierung. Bis dahin ist es indes noch ein langer Weg. Die Fatah beharrt für den Posten des Regierungschefs auf ihrem Kandidaten, dem unabhängigen und vor allem von den USA akzeptierten Salam Fajad, den die Hamas ablehnt. Bis zum geplanten Wahltermin bleiben nur wenige Monate. Ob es bis dahin denkbar ist, auch eine große Koalition zu bilden, ist offen.

Nach der offiziellen Absage der Hamas an den militanten Widerstand kommen sich die Fraktionen ideologisch näher, der alte interne Machtkampf ist jedoch nicht ausgestanden. Die Kontrolle über den Sicherheitsapparat bildet den Kern des Konflikts. Weder Hamas noch die Fatah sind bereit, bei ihrer militärischen Schlagkraft Abstriche zu machen.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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