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Kommentar HSVDer Messias hat versagt

Patrick Loewenstein
Kommentar von Patrick Loewenstein

Die Verpflichtung von Frank Arnesen als Sportdirektor des HSV galt als der ganz große Coup. Innerhalb weniger Wochen hat es der Däne geschafft, sämtlichen Kredit zu verspielen.

B eim FC Chelsea London durfte der Däne Frank Arnesen als Sportdirektor unbekümmert die Millionen von Klubboss Roman Abramowitsch zum Fenster hinaus schaufeln. Für den Gewinn der Champions League war dem russischen Milliardär kein Preis zu hoch - Abramowitsch wartet allerdings heute noch auf den Titel in der europäischen Königsklasse. Warum ausgerechnet Arnesen der Mann sein soll, der den HSV mit seiner Fachkompetenz in eine bessere Zukunft führen soll, wissen die Götter.

Die Hanseaten wollten sich mit der Verpflichtungmit Arnesens das Flair der großen Fußballwelt einkaufen und natürlich auch dessen legendäre Telefonnummernsammmlung. Sein Mobiltelefon benutzt der kommunikative und sympathische Däne oft und gerne. So gelang ihm binnen weniger Tage der ganz große Wurf - er verpflichtete eine Hand voll Spieler aus Chelseas B-Kader. Der überalterte HSV-Kader wurde deutlich verjüngt, das Spiel verbesserte sich trotz der Frischzellenkur nicht. Die Kicker-Benotungen der angeblichen Verstärkungen von der Insel könnten nach dem ersten Saisonviertel kaum schlechter sein. Zwei Beispiele: Michael Mancienne: 4,9 und Jeffreys Bruma: 4,6.

Der Verein, der seit den glorreichen Zeiten Felix Magaths Mitte der 80-ger Jahre keinen ernsthaften Titel mehr gewonnen hat, verfügt über einen geradezu masochistische Drang, seine Streitereien öffentlich auszutragen. Mit traumwandlerischer Sicherheit fällen Vorstand und sportliche Leitung seit Jahren falsche Entscheidungen. Zu Saisonbeginn sollte alles anders werden, dem jungen Trainer Michael Oenning wollte man viel Zeit gegen, um den neuen HSV zu entwickeln. "Viel Zeit" heißt in Hamburg sechs Spieltage, dann war Schluss für Oenning.

Der wandelbare Geist des Frank A.

Bild: taz
PATRICK LOEWENSTEIN

ist Redakteur bei taz.de.

"Dänen lügen nicht", ist eine Mär, wie der oft als geradlinig gerühmte Frank Arnesen beweist. Bei der Trainerentlassung spielte er eine ziemlich unrühmliche Rolle. Nach dem verlorenen Spiel gegen Gladbach sagte er am 17. September: "Wir haben am Freitag ein Spiel gegen Stuttgart, und da sitzt Michael Oenning neben mir im Flugzeug." Keine 48 Stunden später konnte sich Oenning seine Papiere holen.

Als Interimstrainer wurde Rodolfo Cardoso installiert, ehemaliger HSV-Spielmacher und erfolgreicher Trainer der zweiten Mannschaft. Zur Dauerlösung taugt der Argentinier aber nicht, er hat keinen A-Trainerschein und darf deshalb laut Uefa-Bestimmungen nicht länger als drei Wochen wirken. Arnesen ließ seine exzellenten Kontakte spielen und sprach umter anderem mit Branchengrößen wie Marco van Basten, Morten Olsen und Huub Stevens - alle sagten ab. Trotzdem schloss Arnesen eine Lösung mit Cardoso und einem Strohmann, der über die notwendige Lizenz verfügt, kategorisch aus. Der HSV wolle "immer den geraden Weg".

Der "gerade Weg" meint in diesem Fall: Am neunten Spieltag der Bundesliga heißt der offizielle Trainer der Hamburger Frank Arnesen. Assistent Cardoso wird sich sicher über dessen in dreijähriger Cotrainertätigkeit beim PSV Eindhoven erworbenes Knowhow freuen. Heißester Kandidat für das Traineramt beim HSV ist nun Thorsten Fink. Der ehemalige Nationalspieler findet nämlich, dass "der HSV ein toller Klub ist". Leider ist der neue Messias zurzeit noch Trainer des FC Basel. Aber es ist Land in Sicht, der Sportinformationsdienst sid berichtet, dass sich Top-Netzwerker Arnesen und Fink bereits auf die Modalitäten eines Wechsels geeinigt haben.

Ein Ziel wenigstens hat der HSV mit seiner rückgratlosen Politik erreicht: In den letzten Monaten wurde kein Verein in der deutschen Presse häufiger genannt. Wenn die Talfahrt des letzten noch nie abgestiegenen Bundesligagründungsmitglieds nicht ganz schnell gestoppt wird, könnte der HSV mit dem Stadtrivalen Sankt Pauli im Sommer 2012 die Liga tauschen. Bis zum siebenten Spieltag hatten die Hamburger lediglich einen einzigen Punkt. Die Pauli-Fans erzählten sich ob der desolaten Bilanz folgenden Witz: Was ist der Unterschied zwischen dem HSV und einem Umlaut? Der HSV hat nur einen Punkt.

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Patrick Loewenstein
taz.de-Redakteur
Redakteur bei taz.de mit den Schwerpunkten Wissenschaft, Umwelt und Sport.
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16 Kommentare

 / 
  • DH
    Der Hamburger

    Moinsen,

    ihr haut hier alle auf den Autors des Artikels ein, mag schon sein, dass er etwas weniger Zeit in die Recherche gesteckt hat, aber für die Kernaussage des Artikels, braucht man auch gar nicht zu recherchieren ... die liegt klar auf der Hand!

     

    Der HSV hat sich weder mit Arnesen noch mit den von ihm geholten Spielern verstärkt. Punkt.

     

    Diese Kernaussage trage ich, als jemand der seit 12 Jahren jeden Heimspieltag im Stadion sitz, vollumfänglich mit.

     

    Arnesen, als Heilsbringer gefeiert, vom grossen Club aus England, mit dem Adressbuch voller interessanter Telefonnummern, wer hat denn das von Euch bitte nicht gehofft?

    Und was kam dabei raus? Einkäufe aus der Reserve-Liga des Proficlubs. Wer glaubt denn ernsthaft, dass Chelsea für Eu 300.000,- oder Eu 200.000,- Ablöse Spieler ziehen läßt, bei denen sie nur den Hauch einer Möglichkeit sehen würden, dass die irgendwann mal erstligatauglich sein werden? Wacht bitte auf, da werden höhere Ablösesummen bei uns in der 2. Liga gezahlt ... und das eben auch für bessere Spieler.

     

    Spieler wie Mancienne sind mit 23 Jahren keine Talente mehr und "müssen sich entwickeln" (wenn ich dass schon höre) ... in dem Alter hatte Wayne Rooney schon 30 Länderspiele und war Spieler des Jahres in England und im All-Star-Team der EM 2004 ... Spieler wie Mancienne sind in der derzeitigen Qualität gute 2. Liga-Spieler ... nicht mehr, nicht weniger. Und verantwortlich dafür, dass die bei uns auf dem Platz rumrennen ist Herr Arnesen.

     

    So long!

  • BL
    Björn L.

    Sport ist auch nicht ihre Stärke bei der taz? Mal ist es zwar ganz okay, aber hier offenbaren sich wieder mal richtige Abgründe.

  • HF
    HSV Fan

    Also so einen üblen Bericht habe ich schon lange nicht gelesen. Und dafür soll man auch noch spenden? Leider bereue ich es den Artikel überhaupt gelesen zu haben, verschenkte Lebensminuten.

     

    Der Schreiberling glänzt hier nur durch eindeutige Inkompetenz. Seine Ahnungslosigkeit hat er für jeden eindeutig zur Schau gestellt. Mein "Mitleid" an ihn.

  • S
    soil

    Sitzt eine Kuh in der Stadt auf einer Mauer und strickt sich Kartoffeln.

    Da kommt ein Polizist vorbei und sagt: "Angeln ist hier aber verboten!"

    Darauf die Kuh: "WAS SCHON HALB 5 !?!"

     

    Noch ein Witz ohne Pointe...

  • M
    Mungo

    Also dieser Artikel ist gelinde gesagt ziemlich frech. Dass Kickernoten seit Jahr und Tag nicht repräsentativ sind in Bezug auf HSV-Spieler sollte klar sein. Dass Junge Spieler Zeit brauchen auch, dass die Entscheidung pro Oenning eine von Arnesen auf Druck des restlichen Vorstandes und AR nur mitgetragene war, eigentlich auch. Dieser Artikel bietet eigentlich nur eins, Populismus. Wenn das der Sportjournalismus der TAZ ist, gute Nacht. Aber es macht ja so viel Spaß auf Arnesen einzuprügeln und den HSV kaputtzuschreiben und insgeheim hofft der Autor doch auf den Abstieg, denn dann hat man wieder ein tolles Thema. Immer schon negativ und oberflächlich, vielen Dank für diesen überflüssigen Beitrag.

  • H
    Hauke

    Soviel Populismus und Halbwahrheit kriegt man nicht einmal bei den Blättern des Springerkonzerns zu lesen. Adieu, differenzierte Perspektive, Hallo Stammtisch!

  • UT
    Ulf Triebs

    Mein Gott - was für ein lächerlicher Kommentar!

     

    So etwas lesen zu müssen tut mir echt weh - ein wenig mehr Recherche hätte Herrn Loewenstein wahrlich gut getan. Anhand von "Kicker"-Spielerbenotungen die Neuzugänge beim HSV bewerten zu wollen ist wohl ein wenig einfach.

     

    Die häufige Präsenz des HSV in den Medien (Print, Online und TV)verdanken wir leider auch solch unqualifizierten Kommentaren wie dem Ihrigen Herr Loewenstein.

     

    Schönen Gruß aus Hamburg!!

  • KD
    klaus donald werner

    Diese Polemik ist unterste Schublade und dem sonstigen Niveau der TAZ nicht würdig. Traurig!

    MFG Werner

  • HF
    Holger Freydag

    Das es beim HSV nicht gerade glücklich läuft mag ja sein, aber ein Redakteur der nicht einmal den Unterschied zwischen der Fussballlehrer-Lizenz und dem "A-Schein" kennt, disqualifiziert sich selbst und wird unglaubwürdig.

    Sorry, man kann ja seine Meinung haben, aber zumindestens erwarte ich das man korrekt recherchiert.

    Man bekommt das Gefühl, das es sich hier um bewußte Stimmungmache im negativen Sinne geht und nicht um einen sachlichen Kommentar.

  • H
    Hanseat

    Sehr geehrter Herr Loewenstein,

     

    dieser Artikel ist nicht nur schlecht recherchiert, er ist auch absichtlich negativ geschrieben worden.

     

    Mittnichten haben die von Ihnen genannten Trainer abgesagt. Bei Huub Stevens ging es sogar durch die Presse, das dieser sogar überrascht war wegen der Absage VOM HSV. Mit Olsen wurde wohl tatsächlich gesprochen, aber eine Verpflichtung kam nur in Frage, wenn die Dänen die Qualifikation zur EM verpassen. Marco van Basten wäre der Einzige, der evtl. abgesagt haben könnte, aber da weiß ja keiner, ob überhaupt mit ihm verhandelt wurde.

     

    Dann nehmen wir ihre Benotungen:

    Was ist denn mit Rajkovic oder Töre? Beide gehörten zuletzt zu den auffälligen Spielern, werden aber von Ihnen ignoriert. Dann könnten wir auch noch einen Lam aus der eigenen Jugend nennen. Aber der ist genauso uninteressant für diesen Artikel.

     

    Und was die Trainerentlassung angeht. Diese war absolut überfällig. Denn Saisonübergreifend hat Herr Oenning den HSV 12 Spiele lang keinen Sieg beschert. Aber auch das wird, wie alles andere ignoriert.

     

    Ich möchte nicht wirklich auch noch auf die halben Wahrheiten bzgl. Cardoso eingehen. Ein bisschen Recherche und man kommt auch da auf die Idee, das man sich durchaus Gedanken gemacht hat.

     

    PS: Ich bin mal gespannt, ob das wirklich veröffentlicht wird.

  • M
    Moers

    wie man eine so unqualifizierte kommentar verfassen kann ist mir unbegreiflich...nur um des schreibens willen? wie kann man ein versagen attestieren, wenn im vorfeld so vieles falsch gemacht wurde.

    hr. arnesen strahlt ein absolute ruhe aus und plappert nicht alles der presse gegenüber aus. wie man die lösung mit fink vorbereitet und z.zt. händelt ist sicher gewagt, aber in der situation wohl kaum anders zulösen ohne eine pupulistische lösung auf den markt zuwerfen. bruma und töre werden sich entwickln und zeigen gute anlagen, mein gott die jungs sind keine 20 jahre alt.

  • FK
    Florian Kiehne

    Schwacher polemischer Kommentar. Zudem mangelhaft recherchiert. Keine der genannten Trainer hat dem HSV abgesagt, auch nicht Stevens. Die Kritik an den genannten Transfers ist ebenso lächerlich, bei der Zahl absolvierter Spiele. Wie sollen so junge Abwehrspieler in einer ihnen neuen Liga sofort überzeugen, wenn ein gewisser Umbruch stattfindet mit dem selbst arrivierte Spieler offenbar ihre Schwierigkeiten haben. Sowas braucht einfach Zeit. Niemand hat anderes erwartet. Auch der Vorwurf an Arnesen nun keinen Schnellschuss in Sachen Trainerfrage zu tätigen ist absurd. Gerade der jetzt kommende Trainer muss sitzen, das weiß auch Arnesen. Es besteht keine übertriebene Eile, da die Mannschaft unter Cardoso/Arnesen bereits positive Tendenzen zeigt, scheint dem Verfasser entgangen zu sein. Mehr Kommentar zu diesem 'Kommentar' ist nicht nötig, da er sich selbst entkräftet.

  • MP
    Marco Pfister

    selten so einen schrott gelesen , dieses notorische HSV gebashe ist dermaßen lächerlich , ohne Verstand irgendwas rausgehauen , ganz stark.

     

    Arnsen Einkäufe zu kritisieren ist lächerlich und seine kompetenz anzuzweifeln zeigt das der Redaktor , im Gebiet fussball defenitiv falsch aufgehoben ist.

     

    Arnesen's Tranfers :

     

    Bruma , Top IV Talent , NS Hollands ! Zeigte vorallem gegen Stuttgart was er leisten kann ! Wechselte dazu nciht aus der B Manschafft Chelsea zum HSV , er war Profi und sammelte dort und zuletzt bei Leicester spielpraxis.

     

    Mancienne , Kapitän sämtlicher Englishcer U-Manschafften , dazu einmal für den A-Kader nominiert , spielte ebenso bei den Chelsea Profis und zuletzt beim 1.Liga Klub Wolverhampton , dort Stamm , ebenso kein B-Kader spieler !

     

    Rajkovic , serbischer NS , spielte zuletzt bei Eindhoven , Twente und Arnheim ( dort soger Kapitän ) , Chelsea wollte ihn als nr.3 Iv behalten , er bekam aber keine Arbeitserlaubnis , ebenso kein B-Kader Spieler.

     

    Sala , da mag das stimmen wurde aber auch nur für die U23 vom HSV geholt , gutes Talent zu aufbauen , für nichts , ist sicherlich kein Fehleinkauf.

     

    Töre , spielte zwar bei Chelseas Reserve trainierte aber mit den Profis , ist Türkischer A NS und zeigte nun schon merhfach das er großes Potenzial hat ! Dazu ablösefrei !

     

     

    Arnesen kennt diese Spieler bestens ihn dafür , das er keine Risikotransfers geht zu kritisieren ist , naha Schwachsinn!

  • P
    Peter

    Na Herr Löwenstein,

    ob das für ein Fazit nicht etwas vorschnell ist?

    Sicherlich war der Umgang mit Herrn Oenning alles andere als gelungen und die Außendarstellung des HSV lässt schon seit Jahren zu wünschen übrig, weil Vorstand und Aufsichtsrat mit jedem Pressevertreter reden, der nicht bei 3... - ABER:

    Der Mannschaft tut die Ablenkung gerade mal ganz gut, die musste nämlich letztes Jahr immer noch selbst ans Mikro, weil kein Sportdirektor da war. Cardoso ist beim Team beliebt, bringt die Talente voran und kann in Ruhe arbeiten, weil Arnesen ihm Rückendeckung gibt. Und zu warten, bis ein hochklassiger Trainer wie Fink frei wird, ist doch sicher die bessere Entscheidung, als schon wieder irgendeine Notlösung anzustellen, oder?

    Also: Den Abgesang bitte noch verschieben, die Saison dauert noch 26 Spieltage.

  • F
    Fred

    Das wurde bestimmt von einem Experten geschrieben, der mit dem HSV sehr vertraut ist.

    Für mich ist

    Dieser Text eine Ansammlung von Oberflächlichkeiten. Aber das war schon immer eine Kunst der schreibenden Zunft: Unruhe schaffen, Stimmung machen ... alles so hindrehen, wie es gerade passt.

    Das Blatt wird sich wenden. Mal sehen, wie der Herr von der TAZ dann schreibt.

  • PS
    Peter Schmitz

    Der Artikel könnte von einem Pauli/Werder Fan geschrieben worden sein.Also wer den Spott hat braucht .... aber das wissn wir ja schon.