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Kommentar Gutes BankingAuswirkung auf Mensch und Umwelt

Ingo Arzt
Kommentar von Ingo Arzt

Gleichberechtigung, Korruptionsbekämpfung, Klimaschutz, Umwelt. Das sind Dinge, die eine Bank nicht auslagern sollte.

Auch Auswirkungen auf die Natur fallen in die Verantwortung von Banken Foto: dpa

D em voraussichtlich neuen Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, sei zu Beginn seines neuen Jobs eine Lektüre ans Herz gelegt: der Unternehmensbericht seines Hauses. Nicht der Geschäftsbericht 2017, den wird Sewing als bisheriger Vize-Chef ohnehin im Schlaf vor sich hinbrabbeln angesichts des dritten Jahresverlusts der Bank in Folge.

Nein, die Rede ist vom „Nichtfinanziellen Bericht 2017“. In diesem steht, formuliert von MitarbeiterInnen des Hauses, warum es Großbanken heute braucht. Geht man mal davon aus, dass sie als Ding an sich eben existieren und so wenig verschwinden wie Zahnweh oder Rückenschmerzen.

„Wir unterstützen aktiv den Übergang in eine Wirtschaftsordnung mit geringerem Kohlendioxidausstoß“, heißt es in dem „nichtfinanziellen Bericht“. Solche schreiben Banken und Konzerne einmal jährlich, man müsste sie ehrlicherweise in Gedönsberichte umbenennen: Es geht darin um Klimaschutz, Umwelt, Gleichberechtigung, Korruptionsbekämpfung im eigenen Haus, kurzum: um gute Unternehmensführung. Eigentlich für die Weltgemeinschaft und die Firmen existenziell wichtige Themen, die leider immer noch, natürlich auch von der Deutschen Bank, ausgelagert und von Bilanzen getrennt veröffentlicht werden. Als Gedöns behandelt eben.

Dabei können die Themen dort Unternehmen gefährden: VW zahlt Milliarden wegen eines Umweltskandals, die Deutsche Bank schreibt seit Jahren Verluste wegen ihrer zahlreichen Korruptionsfälle. Was wäre es, man darf ja mal träumen, für ein Signal des neuen Chefs, würde er als erste Großbank eine integrierte Berichterstattung aufbauen: Informationen über die Auswirkungen der Geschäfte der Deutschen Bank auf Mensch und Umwelt – parallel gleichberechtigt mit der Gewinn-und-Verlust-Rechnung.

Das wäre die Zukunft. Um die Transformation der Wirtschaft in eine ökologische Ära zu bewerkstelligen, ist eine neue Deutsche Bank eigentlich unersetzlich. Die hat schließlich die Kohle.

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Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
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12 Kommentare

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  • An ALLE hier:

    bitte, bitte ansehen.

    Wer da noch dagegen sein kann, hat nicht zugehört… https://www.arte.tv/...grundeinkommen/

     

    Aber vielleicht haben ja alle nur Angst vor der Freiheit…

     

    Der Sklave will nicht frei sein, er will Sklavenaufseher sein.

     

    Das BGE würde das überwinden helfen, Gleichberechtigung schaffen, Freiheit schaffen, neue Perspektiven öffnen, Zufriedenheit herstellen, Krankheiten vermindern, usw., usw..

    Aber ich wiederhol' mich.

     

    Anschauen – unbedingt.

    Ist bis 16.04. in Mediathek von arte zu sehen.

  • 8G
    82430 (Profil gelöscht)

    Es ist ganz einfach und tut nicht weh: Gib z.B. "faires Banking" in Dein Suchfensterchen ein und - PLOPP - eröffnet sich Dir die wunderbare Welt entsprechender Geldinstitute. Die ticken anders, die handeln anders, die sind anders. Das ist keine Utopie, das findet heutzutage statt. Nur Mut …

  • "Das wäre die Zukunft. Um die Transformation der Wirtschaft in eine ökologische Ära zu bewerkstelligen, ist eine neue Deutsche Bank eigentlich unersetzlich. Die hat schließlich die Kohle."

     

    Seit wann kann der Bock gärtnern?

     

    Und die haben UNSERE Kohle!

     

    Wir brauchen ein neues, besseres Wirtschaftssystem, das ist Ihnen doch auch klar, Herr Arzt?……

    • @Frau Kirschgrün:

      Warum füttern Sie den Bock mit ihrem Geld?

      • @Rudolf Fissner:

        Woher wollen Sie denn schon wieder wissen, dass ich diesen "Bock" füttere?

         

        Ist Ihnen langweilig?

  • "..in dem „nichtfinanziellen Bericht“. Solche schreiben Banken und Konzerne einmal jährlich, man müsste sie ehrlicherweise in Gedönsberichte umbenennen."

     

    Stimmt. Aber warum?

    Weil deren Nichtbeachtung schon immer folgenlos blieb und wahrscheinlich auch bleiben wird. Weil sie der von der Wirtschaft seit jeher vehement geforderten Freiwilligkeit folgt und, da bereitwillig von der Politik unterstützt, ziemlich sicher auch in Zukunft folgen- und sanktionslos bleiben wird. Wenn weder Politiker noch Kunden irgendwelche Konsequenzen ankündigen oder gar folgen lassen, wird das wohl ein zahnloser Tiger bleiben, den kaum ein Banker auch nur eines weiteren Blickes würdigt. Wozu auch...

  • Ich stelle mir gerade INGO ARZT als Rotkäppchen vor, der vor dem Bett der Großmutter steht und fragt: "Großmutter, warum hast Du so viel Geld?" Und die Antwort lautet: "Damit ich den Menschen Gutes tun kann." Usw. usw. usw.

  • Leider gibt es kein gutes Banking!

    Eine Illusion...

    • @Hartz:

      Doch gibt es, selbstredend nach Klärung des Begriffes "gutes Banking". Ich könnte Ihnen sofort zwei, nein eineinhalb, gute Institute nennen. Aber das wäre Schleichwerbung, sorry!

      • @anyhow:

        Wenn Sie einfach schreiben: "meiner Ansicjht nach ist xxxx eine gute Bank", so ist das erlaubt und keine Schleichwerbung. Zumal dann. wenn Sie Ihre Aussage begründen.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @anyhow:

        .

         

        Die Anthros

        ..... und wer noch?

  • Wäre,hätte, könnte.

    Was den Herrschaften von der Deutschen Bank vielmehr unter den Nägeln brennt,geistert heute Morgen durch den Frühstücksfernsehticker und heißt :

     

    "Deutsche Bank sucht wieder nach Jägermentalität."

     

    Alles klar?