Kommentar Grüne Kandidaten: Neue Legitimation für die Alten
Bei der Urwahl des grünen Wahlkampf-Führungsduos sieht die Basis den Wert ihrer Großkopferten – und umgekehrt. Beide Seiten profitieren vom Casting.
E rst zwei der elf Spitzenkandidaten-Treffen sind absolviert, aber schon jetzt zeigt sich: Die Urwahl ihres Führungsduos für den Bundestagswahlkampf erschüttert die Grünen-Spitze nicht. Sie stabilisiert sie.
Vor der Entscheidung, die Partei über die Doppelspitze abstimmen zu lassen, hatten viele Grüne gemurrt. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer etwa kritisierte, ein Duo aus Claudia Roth und Jürgen Trittin verschrecke sogenannte bürgerliche Wähler.
Andere grollten: Es könne doch nicht sein, dass die Grünen in die Wahl 2013 mit denselben Leuten ziehen, die die Partei seit zwei bis drei Jahrzehnten prägen. Nun aber sieht die Basis den Wert ihrer Großkopferten – und umgekehrt. Beide Seiten profitieren vom Kandidatencasting.
ist Parlamentsredakteur der taz.
Die Basis zeigt, was sie kann – und was nicht. Die Kandidaturen elf weitgehend unbekannter Männer senden eine werbewirksame Botschaft: Die Partei ist lebendiger als andere. Diesen Ruf droht sie spätestens seit dem Aufkommen der Piraten einzubüßen. Doch präsentierten sich beim ersten Schaulaufen vor der Basis nur sechs jener elf Kandidaten, die sie doch angeblich repräsentieren wollen. Das ist unprofessionell.
Ebendiese Professionalität stellen Trittin, Roth, Renate Künast und Katrin Göring-Eckardt bei den Treffen unter Beweis. Die vier können pointieren, präsentieren und über vieles abseits ihrer Leib- und Magenthemen reden, ohne dass es peinlich wird. Werden zwei von ihnen nominiert, wird das Gemurre über die ewig gleichen Gesichter bis zur Wahl verstummen.
Professionalität allein wärmt kein Grünen-Herz. Aber sie ist notwendig für den Erfolg einer Partei. So wird diese Kandidatenkür womöglich in zweifacher Hinsicht zum Lehrstück: für die Grünen – und die Piraten.
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