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Kommentar Griechenlands FinanzenNoch ist Hellas nicht verloren

Hannes Koch
Kommentar von Hannes Koch

Die Griechen werden nicht darum herumkommen, ihre Staatsausgaben zu senken. Doch eine Staatshilfe für das bankrotte Land sind trotzdem unumgänglich.

D ie EU-Regierungen treiben ein gefährliches Spiel. Am Donnerstag haben sie Griechenland abermals zum Sparen aufgefordert - jetzt aber wirklich! Finanzielle Unterstützung wurde nicht zugesagt.

Kanzlerin Merkel, Finanzminister Schäuble und die europäischen Kollegen nehmen damit in Kauf, dass die Zinsen für griechische Staatsanleihen weiter steigen, die finanzielle Notlage der Athener Regierungen zunimmt und die Zahlungsunfähigkeit näher rückt. Dieses Kalkül gehorcht wohl der Überlegung, dass das griechische Kabinett die Sparmaßnahmen erst dann durchzieht, wenn es dem Mittelmeerstaat so richtig dreckig geht. Die bittere Wahrheit ist: Die Griechen werden nicht darum herumkommen, ihre Staatsausgaben zu senken.

Zutreffend ist aber wohl auch: Entsprechende Bekundungen und Appelle reichen nicht aus, um die aktuelle Gefahr am Währungsmarkt zu beseitigen. Dafür bräuchte Athen schlicht ein paar Milliarden Euro zusätzlich. Ohne eine derartige Finanzzusage könnten die griechischen Staatsanleihen unter Druck bleiben und Investoren beginnen, auch gegen portugiesische, spanische und italienische Papiere zu wetten. Die europäische Währung geriete ins Trudeln, und die nächste Finanzkrise wäre nicht mehr bloß eine Ahnung notorischer Pessimisten.

Bild: taz

Hannes Koch ist taz-Autor.

Ein Finanzminister, der so handelt, könnte den Deutschen auch gleich diesen Rat geben: Schaut mal in eure verstaubten Urlaubsportemonnaies, sucht die alten Drachmen heraus und schickt sie an die Vermieter eurer damaligen Ferienwohnungen auf den Kykladen. Wenn Griechenland den Euro aufgeben muss, kann man die alte Währung dort gut gebrauchen - als Inhalt von Geld-Carepaketen. Der Vorteil: Urlaub auf Lesbos wäre dann wieder sehr billig.

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Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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4 Kommentare

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  • H
    hto

    Zitat Koch: "Die bittere Wahrheit ist: Die Griechen werden nicht darum herumkommen, ihre Staatsausgaben zu senken. "

     

    Sonst was - wird Griechenland aufgelöst wie die DDR???

     

    Wie absurd muß das Monopoly / die gebildete Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche um "Arbeit macht frei" und "Wer soll das bezahlen?" noch werden, bis ihr die gewohnte Überproduktion von systemrationalem Kommunikationsmüll beendet und Verstand für wahrhaftig Vernunft entwickelt?

  • B
    Bernd

    War dieses Jahr das erstemal in Griechenland, wollte mir mal unbedingt die Wiege der europäischen Kultur anschauen.

     

    Kann ich unbedingt weiterempfehlen, ABER vom Preis-/Leistungsverhältnis war es trotz Nebensaison und Quartier in Jugendherbergen ein TEURER Urlaub. Preise wie in München oder teurer...

     

    Sorry liebe Griechen, aber solange ihr den Euro noch habt werdet ihr mich so schnell nicht wiedersehen. Mit demselben Budget mache ich statt 3 Wochen Griechenland lieber 6 Wochen in der Türkei oder Vietnam Urlaub.

     

    Just my 2 €uro Cents...

  • TS
    Thomas Schäfer

    Ich habe mir die Zeilen durchgelesen, bin aber noch nicht dahinter gekommen, was genau der Schreiber aussagen will

  • AG
    A. Grech

    "... und die nächste Finanzkrise wäre nicht mehr bloß eine Ahnung notorischer Pessimisten."

     

    Auch bei der letzten - noch andauernden - Finanzkrise gab es zuvor "notorische Pessimisten", und zwar schon sein Mitte der neunziger Jahre. Aber der Mainstream in Politik und Wirtschaft hatte ja klugerweise beschlossen, sie zu ignorieren.

     

    Der Euro hat keine Zukunft, das sollte so langsam auch denen klar werden, die ansonsten nur glauben, was sie glauben wollen.