Kommentar Göttinger Antifa: Blöde Verwechslung
Bei solch undurchsichtigen Bündnissen geraten Freund-Feind-Schemen ins Wanken.
D as ging offenbar daneben! Beim Versuch, drei Neonazis zu zeigen, dass ihre Anwesenheit in Göttingen, zumal in der „Roten Straße“, gänzlich unerwünscht ist, haben sich Teile der Göttinger Antifa offenbar mit den Falschen angelegt und versehentlich Mitglieder einer Rockerbande provoziert.
Nun musste die Polizei ein Wohnprojekt, das sie eigentlich lieber nach Hinweisen auf die Täter auf den Kopf gestellt hätte, stattdessen vor Racheakten der Rocker schützen, mussten die Antifas vor diesen zittern. Da kann man nur sagen: Augen auf bei sogenannten Entglasungsaktionen!
Immerhin: Es gibt ungewöhnliche Koalitionen zu vermelden. Die Staatsanwaltschaft hielt es mit den Wohnprojektlern und verbot der Polizei die Hausvisite mit Durchsuchungsbeschluss, die Polizei sicherte das Projekt vor den vermeintlich angriffshungrigen Rockern, und die – so wurde zwischenzeitlich diskutiert – sollten vielleicht mit den Antifas an den Runden Tisch, um den versehentlich ausgelösten Konflikt per Handschlag beizulegen.
Bei so viel undurchsichtigen Bündnissen – die meisten wider Willen geschmiedet – geraten klare Freund-Feind-Schemen schon mal ins Wanken. Gut nur, dass zumindest die Neonazis, die von den Antifas offenbar korrekt identifiziert worden waren, bei dem großen Palaver außen vor blieben: Mit ihnen wollte nun wirklich niemand irgendetwas bereden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“