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Kommentar GleichstellungHomosexuelle doppelt betrogen

Jan Kahlcke
Kommentar von Jan Kahlcke

Gemütlich zurückgelehnt: Wie Niedersachsen die Gleichstellung von Schwulen und Lesben über Jahre verschleppt hat, ist ein Skandal.

W ie Niedersachsen die Gleichstellung von Schwulen und Lesben über Jahre verschleppt hat, ist schon für sich genommen ein Skandal: Neun Jahre von einer EU-Richtlinie bis zur Umsetzung in Landesrecht sind nicht akzeptabel. Richtig unanständig wird es nun, wenn die Regierungsfraktionen nicht bereit sind, die Konsequenzen ihrer Schlamperei zu tragen: Geht es nach ihnen, bleiben die homosexuellen Beamten auf dem finanziellen Schaden sitzen, den die Politik durch Aussitzen verursacht hat. Die Betroffenen haben also nicht nur jahrelange unnötige Diskriminierung erlitten, sie sollen auch die dadurch entstandenen Einbußen selbst schultern.

Entwaffnend ehrlich, wenn die CDU das nun mit der Kassenlage begründet. Die Argumentation ist: Einen moralischen Anspruch bestreiten wir gar nicht - aber leider, leider ist die Landeskasse leer. Manchmal hat man den Eindruck, Brüssel könnte mit Bußgeldern ein wenig schneller bei der Hand sein, wenn Länder die Umsetzung von EU-Recht verweigern.

So hat man sich in Hannover gemütlich zurückgelehnt, nach dem Motto: Die Zeit arbeitet für uns. Mit einer vermeintlichen Randgruppe kann man es ja machen. Wobei sich der Finanzminister eventuell noch umgucken wird, wie viele Homo-Paare ihre Partnerschaft formalisieren werden, wenn nun auch endlich ein handfester finanzieller Vorteil winkt.

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Jan Kahlcke
Redaktionsleiter
Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück
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5 Kommentare

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  • B
    becky2206

    Gleichstellung für Beamte????

    und der Rest in freien Berufen?

  • D
    DiversityAndEquality

    @Frank:

     

    Wo lebst du?

     

    Ich leide weiterhin unter christlich sozialisierten Deutschen.

     

    Wenn nur 16% der männlichen Jugendlichen Homosexualität für etwas Normales halten (siehe Dr.-Sommer-Studie 2009),

     

    kann nur ein ewiggestriger Rassist auf die Idee kommen,

     

    dass daran die bösen Muslime schuld sind.

     

    Leider gibt es auch unter Schwulen und Lesben Leute, die noch nicht begriffen haben,

     

    dass Homophobie und Rassimus zwei Seiten ein und derselben Medaille sind.

     

    Die, die mit ihren sozialen Verbrechen diese Spaltung gezielt vorantreiben, werden sich ins Fäustchen lachen!

     

    Hatten wir ja alles schon einmal, und wie es für Schwule und Lesben ausging, ist bekannt.

  • F
    Frank

    Schlimm ist, dass es im Jahr 2010 noch immer Gewalt gegen Homosexuelle gibt!!!

    Früher waren es Nazis und andere Rechte, heute leiden wir unter Gewalt von Arabern und anderen Moslems! Wann hört das endlich auf?

  • S
    Sven86

    Dieses ganze Angleichungsgedöns ist ein besserer Witz. Einfach die Ehe öffnen, denn nur so gibt es eine ECHTE Gleichstellung, selbst wenn die "eingetragenen Lebenspartnerschaften" (der Begriff "Autoversicherung" war leider schon für die Autos reserviert) eines Tages komplett gleichgestellt wären. Das wäre so als würde man den Afroamerikanern wieder ihre eigenen Trinkbrunnen hinstellen und dann sagen:"Wieso, ihr seid doch gleichgestellt. Aus euern Brunnen kommt doch genausoviel Wasser raus."

  • S
    Stimmvieh

    Die finanzielle Förderung der Ehe wird ja in der Regel damit begründet, dass dabei Kinder heraus kommen.

    Man könnte also auch aufhören, steuerliche Vorteile für die Eheschließung selbst zu gewähren, und statt dessen Menschen finanziell dabei unterstützen, die Kinder aufziehen (unabhängig davon, ob Menschen allein erziehend sind oder in einer Partnerschaft leben, unabhängig davon, ob es leibliche oder adoptierte Kinder sind).

    Damit wäre auch den Paaren geholfen, die Kinder bekommen, aber nicht verheiratet sind.

    Aber das wird mit der Union kaum zu machen sein.