Kommentar Gift im Essen: Auch legal ist gefährlich
Auf konventionell angebauter Paprika sind ganz legal Gifte, die man lieber nicht mitessen würde. Und zwar deutlich mehr als auf ökologisch angebautem Rucola.
N un also auch der Rucola. Ein Biobauer hat entdeckt, dass in einem zugelassenen Pflanzenstärkungsmittel eine nicht erlaubte Substanz enthalten ist, das zuständige Amt sprach umgehend ein Verbot aus, und vermutlich müssen nun ganze Ernten behandelten Rucolas, anderer Salatsorten, Kräuter, womöglich auch Tomaten vernichtet werden.
Für einige Landwirte ist das existenzbedrohend und für sensible Verbraucher ein Anlass mehr, sich vor einem Lebensmittel schrecklich zu fürchten.
Dabei trifft die Bauern im aktuellen Fall keine Schuld. Es ist nicht wie bei Antibiotika, die in der konventionellen Tierhaltung ganz bewusst an Mastgeflügel verfüttert werden.
Nicht wie bei Dioxin. Hier gefährdet Fahrlässigkeit die Verbraucher, und nur regelmäßige Kontrollen und eine schnelle und transparente Informationspolitik verhindern, dass belastete Eier verzehrt werden.
ist Redakteurin im Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz.
Das gerade aus dem Verkehr gezogene Produkt war auch für den ökologischen Landbau zugelassen. Warum es einen Wirkstoff enthält, der da nicht drin sein darf und wohl zum Zeitpunkt der Zulassung auch nicht drin war, ist immer noch unklar.
Bezeichnend ist, dass es ein Biobauer war, der auf die unerlaubte Substanz stieß – bei einer Eigenkontrolle. Keine Behörde, kein konventioneller Landwirt, nicht das Unternehmen, das Flüssigkeit und Pulver in Deutschland vertreibt.
Doch wer sich nun mit dem Verzicht auf Blattgrün auf der sicheren Seite wähnt, irrt. Nicht nur, weil die Zulassung einer Substanz eine Sache ist, ihre Gefährlichkeit aber eine andere und sich nicht immer vom einen auf das andere schließen lässt.
Sondern auch, weil auf jeder konventionell angebauten Paprika ganz legal Gifte sind, die man lieber nicht mitessen würde. Und zwar deutlich mehr als auf ökologisch angebautem Rucola.
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