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Kommentar General MotorsFeindbild Gewerkschaften

Kommentar von Adrienne Woltersdorf

Die US-Republikaner bekämpfen in der Krise besonders die Gewerkschaften. Das verrät ein internes Strategie-Memo der Konservativen.

Bild: taz

Adrienne Woltersdorf ist USA-Korrespondentin der taz.

Knapp 40 Milliarden US-Dollar, so viel kostet die Rettung der US-Autoindustrie. Eine Garantie, dass die Finanzspritze wirkt, gibt es nicht. Und egal, was die Konzernmanager von Chrysler und General Motors in diesen Tagen an längst überfälligen Umstrukturierungen anbieten - ein Vorwurf steht immer im Raum, wenn von der Misere der US-Autoindustrie die Rede ist: Die Arbeiter kosten zu viel.

Trotz täglich neuer Krisennachrichten verlieren weder die US-Republikaner noch deren Verbündete - wie zum Beispiel die Industrie- und Handelskammer - ihr eigentliches Hassobjekt aus den Augen: die Gewerkschaften. Ein internes Strategie-Memo der Konservativen, das jüngst auftauchte, macht die organisierte Arbeiterschaft, allen voran natürlich die einst mächtige Autobauergewerkschaft UAW, für die Krise verantwortlich und erklärt sie zum Kampfziel Nummer eins.

Am Ende der Umstrukturierungen in Detroit werden wohl vor allem die bislang noch gut bezahlten, gut versicherten und altersversorgten Arbeitenden die Hauptlast schultern müssen. Da massive Arbeitslosigkeit droht, wird sich die Gewerkschaft kaum gegen die ersatzlose Streichung ihrer einstigen Errungenschaften wehren können - und über kurz oder lang nur noch ein Schatten ihrer selbst sein. Das, so erhoffen sich die Kapitalisten, wird allen anderen US-Branchen und Gewerkschaften eine Warnung sein. Denn US-Arbeitende machen sich bislang noch Hoffnungen, dass mit dem neuen US-Präsidenten Barack Obama auch neue Zeiten für "organized labor" anbrechen.

Obama hat angekündigt, Belegschaften künftig per Gesetz die gewerkschaftliche Organisation erleichtern zu wollen. Die Aufregung im konservativen Lager darüber ist groß. Fast scheint es, als seien Gewerkschaften und ihre Forderungen für die von schier grenzenlosen Freiheiten verwöhnte Businessgemeinde noch schlimmer als das verteufelte 800-Milliarden Stimuluspaket. Obama wird sich kaum für die Detroiter Fließbandarbeiter starkmachen. Denn sein Erfolg wird daran gemessen, wie schnell er die Wirtschafts- und Autokrise in den Griff bekommt.

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2 Kommentare

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  • JW
    Jan W.

    Ein sehr schlechter Beitrag.

    Man muss die Realität erkennen und sehen, dass die amerikanischen Gewerkschaften im Gegensatz zu den deutschen Gewerkschaften bei den Autobauern in den letzten Jahren Strukturveränderungen massiv behindert haben. GM ist durch hohe Arbeitslöhne, Sozialabgaben und Zahlungen für ehemalige Mitarbeiter geplagt. Die UAW hat es abgelehnt, hier ernsthaft Änderungen durchzuführen, die es GM ermöglicht hätten, wettbewerbsfähig zu sein. Selbst heute lehnt die UAW im Angesichts des Konkurses Zugeständnisse im wesentlichen ab. Da hilft nur eins: GM muss sterben. Und alle Arbeitnehmer ihre Jobs verlieren. Dann kann die UAW glücklich sein.

  • N
    Neville

    Ich werde bei diesem Artikel das dumpfe Gefühl nicht los, dass hier sehr schlecht recherchiert wurde.

    Keine Namen werden genannt, alles anonym, Tatsachenbehauptungen werden aufgestellt, die nicht belegt werden.

    Obama wird alles mögliche unterstellt (z.B.: "Obama wird sich kaum für die Detroiter Fließbandarbeiter starkmachen"), obwohl er genau das Gegenteil dessen tut ("Obama hat angekündigt, Belegschaften künftig per Gesetz die gewerkschaftliche Organisation erleichtern zu wollen").

    Bitte künftig besser recherchieren, Frau Woltersdorf.