Kommentar Gefangenentausch Nahost: Zwei strahlende Sieger
Die Befreiung Gilad Schalits dürfte der größte politische Triumpf des israelischen Premiers Netanjahu sein. Aber auch die Hamas wird feiern: Sie hat unnachgiebig verhandelt.
I sraels Ministerpräsident wird sich feiern lassen: Benjamin Netanjahu hat Gilad Schalit aus den Fängen der Hamas befreit und nach Hause geholt. Dies könnte der größte politische Triumph seiner Amtszeit sein.
In der Welt ist seine rechtsradikale Regierung isoliert, selbst engste Freunde aus Deutschland und den USA misstrauen seinen leeren Versprechungen. Statt Frieden mit den Palästinensern verfolgt er eine konfrontative Siedlungspolitik. Im Inland steht seine Regierung für soziale Kälte, die die elementaren Bedürfnisse der weniger Begüterten ignoriert und deren Proteste von der Straße räumt.
Da kommt die Heimkehr Schalits gerade recht. Das tragische Schicksal des gefangenen Soldaten hat die israelische Öffentlichkeit über Jahre in Atem gehalten. Es ist Netanjahu, der die Geschichte zu einem guten Ende gebracht hat. Damit kann er punkten.
ist Redakteur im Auslandsressort der taz.
Aber Netanjahu ist nicht der einzige Sieger im jahrelangen Poker um den Gefangenenaustausch. Auch die Hamas darf sich die Freilassung von mehr als 1.000 Palästinensern auf die Fahnen schreiben. Sie ist in den Verhandlungen hart geblieben und hat keine Abstriche gemacht. Das wird ihr in den Augen der Palästinenser hoch angerechnet.
Diese Aufwertung der Hamas dürfte Netanjahu mit einem Augenzwinkern hingenommen haben. Sie bedeutet nämlich de facto auch eine Schwächung der Präsidentschaft von Mahmud Abbas, der von ähnlichen Erfolgen meilenweit entfernt ist. Man kann in dem jetzigen Deal durchaus auch eine kräftige Ohrfeige sehen, die Netanjahu Abbas dafür erteilt, dass dieser von seinem Antrag auf Aufnahme in die UN nicht hat lassen wollen.
Die große Mehrheit der Israelis und Palästinenser dürfte aber zuallererst die Freilassung ihrer Gefangenen bejubeln. Wenigstens darin sind sich beide Völker einmal ähnlich.
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