piwik no script img

Kommentar "Gefährderdatei"Sonderrechte nicht erweitern

Kommentar von Kai von Appen

Der Feind steht links: Diese Parole hat die Innenministerkonferenz unlängst in Hamburg ausgegeben. Aber das ist gefährlich.

D er Feind steht links. Das ist der klare Arbeitsauftrag, den die Innenministerkonferenz in Hamburg an eine Bund-Länder-Projektgruppe vergeben hat, um im November über eine europaweite "Gefährderdatei Links" zu beraten. Und das ist gefährlich, möchte sich doch die Polizei immer mehr Geheimdienstbefugnisse aneignen.

Das zeigt sich gerade mal wieder im Hamburger Schanzenviertel. Zugegeben: Es hat die Brandanschläge auf die Streifenwagen und die Attacke auf das Polizeirevier gegeben. Die hatten großen Sachschaden zur Folge. Da ist es natürlich die Aufgabe der Polizei nach den Tätern zu fahnden. Aber nach den Tätern und nicht nach der Gesinnung. Doch durch das hanebüchene Konstrukt der Bundesanwaltschaft, in dem Anschlag auf das Lerchenrevier einen versuchten Mord zu konstruieren, sind dem Staatsschutz durch die Bundesanwälte wieder einmal Sonderrechte eingeräumt worden, von denen sie auch rege mit SMS-Angriffen Gebrauch machen.

Erneut wird nach der Devise verfahren: "Wir schießen mal in den Busch und gucken was sich bewegt". Schon beim G8-Gipfel hatte der Bundesgerichtshof gerügt, dass die massiven Grundrechtseingriffe wegen der als Terrorismus aufbauschten Brandstiftungen unverhältnismäßig waren. Und die Verfahren sind eingestellt worden, nachdem die linke Szene umfangreich durchforstet worden war.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!