Kommentar Gebäudesanierung: Die gedämmte Republik

Eine Koalition, die sich als pragmatisch sieht und die Politik für Übermorgen machen will, bleibt beim Energiekonzept im Gestrüpp von Lobbys und Reformangst stecken.

Bei der energetischen Sanierung von Gebäuden geht es darum, Geld zu sparen, Jobs zu schaffen und gleichzeitig das Klima zu entlasten. Das heißt heute Win-win-win-Option: die Green Economy, die Wachstum, Arbeit und Umweltschutz vereint. Es geht um Pragmatismus, nicht um Ideologie.

Könnte man jedenfalls denken. Aber der Sturmlauf von Grundbesitzern, Vermietern, Bauministerium und manchen schwarz-gelben Koalitionären gegen die Vorschriften zur Gebäudesanierung zeigt, wie schwer es ist, überhaupt etwas zu bewegen. Eine Koalition, die sich als pragmatisch und wirtschaftsnah versteht, die den Mittelstand fördern und Politik für Übermorgen machen will, bleibt bei der zentralen Idee des Energiekonzeptes im Gestrüpp von Lobbys und Reformangst stecken.

Das ist eine schlechte Nachricht für die Umwelt, aber vor allem für das Maß an Bereitschaft, neue Probleme mit neuem Denken zu lösen. Wenn es nicht mal da klappt, wo alle profitieren - wie sollen dann Weichenstellungen vorgenommen werden, die einzelne Interessen nicht bedienen, sondern vielleicht sogar Verzicht bedeuten? Solche Entscheidungen vorzubereiten und auch durchzusetzen - genau das wäre die Aufgabe einer Politik, die sich gern als zukunftsorientiert darstellt.

Bernhard Pötter ist umweltpolitischer Autor der taz.

Zugegeben: Es ist nicht sehr innovativ, auf ein klärendes Wort der Kanzlerin zu hoffen. Aber wenn sich etwas mit gutem Recht als Politik mit Verantwortung und für die Zukunft darstellen lässt, als Verbindung von Ökonomie, Ökologie und sozialem Zusammenhalt, dann die Gebäudesanierung, so unsexy sie klingt. Am Montag hat Angela Merkel dazu eine gute Chance, denn da spricht sie zu genau diesem Thema: auf der Jahreskonferenz des Rats für Nachhaltigkeit.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.