Kommentar Gebäudesanierung: Effizienz braucht Bewegung
Die Forderung "Energetische Gebäudesanierung jetzt!" ist weniger sexy als "Atomkraft? Nein danke!". Trotzdem müssen Kapazitäten in die Effizienz-Bewegung gesteckt werden.
A lle Welt hält Energiesparen für richtig, zumindest im Prinzip - aber das Thema Gebäudedämmung will weder der Regierung noch den Bürgern so recht in die Kopf. Doch ohne entsprechende Sanierungen fährt die dringend nötige Energiewende vor die Wand - und die Koalition tut derzeit nichts dafür, diesen absehbaren Crash zu verhindern.
Ihre Gleichgültigkeit erklärt sich auch aus der Tatsache, dass die Profiteure von sparsameren Gebäuden bisher kaum geschlossen aufgetreten sind.
Doch nun tut sich etwas: Unternehmen aus der Effizienzbranche haben einen neuen Dachverband gegründet, die Bau-Gewerkschaft hat die Bedeutung des Themas für das Handwerk erkannt, die Umweltverbände räumen der Frage mit gemeinsamen Kampagnen neue Priorität ein und schließen sich mit dem Mieterbund kurz, um den Vorwurf zu entkräften, Klimaschutz gehe zu Lasten der Schwachen.
leitet das taz-Ressort Umwelt und Wirtschaft.
Wie schlagkräftig ein Bündnis sein kann, das alle Nutznießer einer Entwicklung verbindet, hat die Anti-Atom-Bewegung gezeigt: Sie hat sich in den letzten Jahren offensiv mit der Erneuerbare-Energien-Branche verbündet und durch Arbeitsplatz-Argumente den Druck für den Ausstieg erhöht.
Keine Frage: Die Forderung "Energetische Gebäudesanierung jetzt!" ist weniger sexy als "Atomkraft? Nein danke!". Trotzdem ist es jetzt sinnvoll, Kapazitäten in die Effizienz-Bewegung zu stecken.
Ein solches Bündnis hätte auch eine realistische Chance, den Finanzierungsstreit zu schlichten. Bisher scheitert die Gebäudesanierung vor allem daran, dass die Politik weder die Hausbesitzer noch die Mieter finanziell überfordern will. Dies Problem ließe sich über stärkere staatliche Zuschüsse leicht lösen. Gut investiert wäre das Steuergeld zudem: Gebäudesanierungen dienen nicht nur dem Klimaschutz; sie sind kurzfristig auch ein ideales Konjunkturprogramm und reduzieren langfristig die Abhängigkeit von Energieimporten: Ziele, die eine starke Lobby vertragen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu