Kommentar G8 : Auch mit Obama ist der Glanz verblasst

Auch der charismatische US-Präsident kann das Ansehen der G 8 nicht retten. Das erfreulichste Ergebnis des Treffens in L'Aquila war: Niemand wird den G-8-Gipfel vermissen.

Eines muss man zugestehen. Mit Barack Obama weht beim in die Jahre gekommenen G-8-Gipfel ein neuer Wind. Nicht nur, dass einander mehr zugehört wird und die Verhandlungen nicht mehr ganz so auf Konfrontation geschaltet sind - die Industriestaaten schauen auf die Entwicklungs- und Schwellenländer weniger arrogant herab als in der Vergangenheit.

Mit der Initiative des US-Präsidenten, innerhalb der nächsten drei Jahre 20 Milliarden Dollar in die Landwirtschaft der Entwicklungsländer zu investieren, gibt es erstmals seit vielen Jahren einen Beschluss auf dem Gipfel, der den armen Ländern tatsächlich Hilfe verspricht und nicht - wie bisher - nur mehr Schaden anrichtet. Angesichts der hunderte von Milliarden, die zur Rettung der Banken bereitgestellt werden, ist diese Summe zwar nicht sonderlich hoch, aber immerhin helfen die Industriestaaten den Entwicklungsländern dabei, für sich selbst zu sorgen.

Bisher bestand die Afrikahilfe der G-8-Staaten daraus, überschüssigen Weizen und Mais an die Entwicklungsländer zu verscherbeln - was wiederum ein Preisdumping auf den afrikanischen und asiatischen Agrarmärkten zur Folge hatte.

Doch gerettet hat Obama mit dieser Initiative das Ansehen der G 8 trotzdem nicht. Auch LAquila hat gezeigt, dass der G-8-Gipfel ein absurdes Mammutspektakel der politischen Welteliten bleibt, die nicht imstande sind, die zentralen Probleme der Menschheit - Klimawandel, Armut und Spekulantentum auf den Weltfinanzmärkten - in den Griff zu kriegen. Das haben, abgesehen von den ewiggestrigen Regierungschefs von Italien und Japan, alle Teilnehmer inzwischen auch eingesehen. Ob die G 20 Ende September in Pittsburgh einen besseren Job machen wird, wie Bundeskanzlerin Merkel bereits beschwört - auch das ist zu bezweifeln. Der Egoismus der Akteure in diesem Forum ist nicht minder ausgeprägt.

Es ist davon auszugehen, dass die Regierungschefs der G 8 es sich im kommenden Jahr trotzdem nicht nehmen lassen werden, sich mit mehr oder weniger großem Brimborium noch einmal zu treffen. Die Kanadier bereiten den nächsten Gipfel schon vor. Der Zenit ist aber überschritten. Denn spätestens danach wird das Treffen in seiner Bedeutung vermutlich zu dem zusammengeschrumpft sein, wofür es einst angedacht war - zum informellen Kamingespräch. Und das ist vielleicht das erfreulichste Ergebnis an LAquila: dass niemand dem G-8-Gipfel in seiner jetzigen Form eine Träne nachweinen wird. Nicht einmal die Kanzlerin.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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