Kommentar Futtermittel: Das System ist kaputt
Die Lebensmittelskandale in Deutschland nehmen zu. Es sind Symptome, die zeigen, dass die Produzenten für Gewinnmaximierung alles tun.
P ferdefleisch in der Rinderlasagne, Käfigeier, bei denen „Freiland“ draufsteht, und nun auch noch krebserregende Schimmelpilze im Tierfutter. Die Lebensmittelskandale kommen zurzeit mit einer derartigen Häufung ans Licht, dass man geneigt ist, zu sagen: Ist doch egal, was auf den Tisch kommt, wahrscheinlich ist eh irgendetwas Ekliges, wenn nicht sogar Gesundheitsgefährdendes drin.
Doch das wäre zu kurz gegriffen. Denn die jüngsten Skandale sind Symptome eines kaputten Systems. Eines Systems, in dem genug Produzenten bereit sind, für Gewinnmaximierung über Leichen zu gehen – siehe die in regelmäßigen Abständen auftauchenden Bilder von in Mastbetrieben verendeten Tieren.
Es ist ein System, in dem Behörden mit den notwendigen Kontrollen nicht hinterherkommen, weil es an Geld und Personal fehlt. Und natürlich ein System, in dem die Verbraucher daran gewöhnt sind, das Pfund Hackfleisch für weniger als 2 Euro zu bekommen – schließlich soll am liebsten täglich Fleisch auf den Tisch. Mit den bekannten Folgen.
Um das zu verändern, braucht es einen Beitrag von allen Seiten. Daher zuerst die schlechte Nachricht für die Produzenten: Wenn es mit den Eigenkontrollen nicht klappt, muss eben der Staat ran und das Geld dafür bei den Herstellern einsammeln.
ist Redakteurin im Wirtschaftsressort der taz.
Folglich, und das ist die schlechte Nachricht für die Politik, muss diese sich in der lobbystarken Branche unbeliebt machen und höhere Strafen, strenge Kontrollen und Haltungsvorschriften durchsetzen.
Und – das ist die schlechte Nachricht für den Verbraucher – der Konsument sollte im Supermarkt öfter den Kopf einsetzen. Nicht um sich an den Einkaufszettel zu erinnern, sondern um hinter dem Hackfleischpreis das System zu sehen. Vielleicht macht der Gedanke an Pferdefleischlasagne das ein bisschen leichter.
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