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Kommentar Fußball-EM in der UkraineDeppen aus dem Bundestag

Deutschland soll die halbe EM erhalten. Geht’s noch? Wer solche Vorschläge unterbreitet, garantiert, dass die ukrainischen Despoten Solidarität erhalten.

M enschenrechte sind unteilbar. Sie haben Gültigkeit in China wie auf Haiti oder in der Ukraine. Der Kampf für die Unversehrtheit der Menschen vor staatlichen Übergriffen ist überall auf der Welt höchst lobenswert – so viel vorab. Nun ist das Thema gerne für ganz andere Zwecke instrumentalisiert worden. Und damit wären wir bei der inhaftierten Julia Timoschenko und dem Einsatz mancher deutscher Politiker für sie.

Frau Timoschenko gehört selbstverständlich freigelassen und in anständige ärztliche Behandlung, keine Frage. Aber man mag bei den politischen Bemühungen diverser Bundestagsabgeordneter in dieser Angelegenheit nicht so recht an lautere Motive glauben.

Die Herrschaften debattieren nämlich über eine Verlegung der Spiele. Das mag eine Überlegung wert sein, denn ein Boykott kann ein Mittel sein, um Menschenrecht zu erzwingen. Aber wohin sollte verlegt werden, nach Rumänien, Lettland oder Dänemark? Nein, so ein Zufall aber auch, Deutschland soll die halbe EM erhalten. Geht’s noch? Glaubt das wirklich jemand?

Bild: taz
Klaus Hillenbrand

ist Co-Leiter des Ressorts tazeins.

Milde gestimmt dürfen wir urteilen, die Damen und Herren haben einen Sparren. Doch Milde ist fehl am Platz. Denn wer solche Vorschläge unterbreitet, garantiert, dass die ukrainischen Despoten Solidarität erhalten – von ihren nicht sympathischeren Nachbarn wie auch der eigenen Bevölkerung, die sich um den Spaß betrogen fühlen muss.

Er bewirkt also das Gegenteil dessen, was er vorgibt. Wer auf eine solche Idee kommt, hat offenbar auch noch nie davon gehört, dass Deutschland vor 70 Jahren mehr als eine Million Ukrainer ermordet hat. Diese Tatsache kann keine Menschenrechtsverletzungen in Kiew entschuldigen. Aber sie mahnt doch zu einem Minimum an Ernsthaftigkeit.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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13 Kommentare

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  • R
    routier

    ...schon im alten Rom waren Brot und Spiele an der Tagesordnung. Damals floss das Blut in der Arena in Strömen. Heute ausserhalb. Hat sich also nichts geändert. Nur dass die Römer schon eine Kanalisation hatten. Ukraine auch? Vermutlich nicht, sonst würden Sie nicht auf so einem Haufen Scheisse sitzen.

    ciao

  • R
    ruhrgeorg

    Lieber Wolf,

    haben Sie denn bei der Olympiade in China auch so wohlfeil formuliert?

     

    Nichtsdestotrotz;

     

    Es ist schon merkwürdig, wie bei der Olympiade sämtliche Boykottüberlegungen schnell weggefegt wurden u.a. vom Grünen Michael Vesper und wie sich heute Politiker (u.a. auch grüne Politikerinnen) auf einmal so drastisch für einen Boykott einsetzen.

     

    Ich jedenfalls werde die EM boykottieren, allerdings nicht wegen der Menschenrechte, sondern weil mir das ganze Brimborium um den Fußball auf die Nerven geht.

  • W
    Wolf

    Gegen ein totalitärisches politisches System, wie u.a. i.d. Ukraine kann man nur inernational mit Wirtschafts/Handesboykott und Einfrierung von Geldern bei Banken entgegentreten.

     

    Eine andere Sprache verstehen Diktatoren nicht !

  • W
    Wolf

    Was für ein deplazierter Kommentar von Hillenbrand.

     

    Politik + Sport (es geht allerdings nur um Geld) ist nicht voneinander zu trennen.

     

    Es gehört ein Gesetz her, das eine Teilnahme von Deutschen in einem totalitären Land verbietet und gut ist es !

     

    Unsere Familie wird sich weder Nachrichten noch Spiele am TV ansehen, die in der Ukraine stattfinden.

     

    Der internationale Sport hat absolut nichts in

    Ländern mit Diktaren zu suchen !

  • R
    reblek

    "Das mag eine Überlegung wert sein, denn ein Boykott kann ein Mittel sein, um Menschenrecht zu erzwingen." - Gemeint sind sicher "Menschenrechte". Die müssen aber nicht mehr erzwungen werden, weil sie, wie Hillenbrand eingangs schreibt, überall gelten. Erzwungen werden muss ihre Einhaltung.

    "... die sich um den Spaß betrogen fühlen muss." - "müsste", Herr Hillenbrand, "müsste", denn es kommt bekanntlich nicht zu einer Verlegung.

  • I
    I.Q

    Neue Hillenbrand Leistungen - Sowjetische Partisanen und die NS-Herrschafft

     

    Eine Einsicht, wie die, „Menschenrechte sind unteilbar“. mag ich Herrn Hillenbrandt nicht länger abnehmen und „ein Boykott kann ein Mittel sein, um Menschenrecht zu erzwingen“?

    Sicher weiß auch Herr Hillenbrandt, wo sich gerade in letzter Zeit an die tausend inhaftierte politische Gefangene in einem Hungerstreik befanden. Man wird sehen, ob Herr Hillenbrandt dazu mit einem Boykottverständnis von sich hören lassen wird.

     

    Und worum geht es Hillenbrand?

    Um Menschen, die um ihren „Spaß sich betrogen“ fühlen müssten !

    Oh welch große Empathie, wenn er denn wenigstens an jene gedacht hätte, die mit Fleiß und Herzblut vielleicht an der Vorbereitung und Durchführung des Turniers gearbeitet haben, nein, es soll der lausige Spaß sein, der im Wege stände!

    Und was soll der lausige Spaß in Erinnerung bringen?

    Herr Hillenbrandt meint, wegen deutscher Vergangenheit könnte eine EM-Teilverlagerung nicht genehm sein.

    Abgesehen davon, dass überhaupt die Frage ist, welche Druckmittel man für zulässig und erfolgversprechend hält, um etwas zu erreichen und ob die Fifa, die Polen oder sonst wer es für nicht mehr tragbar halten würde in der Ukraine die EM auszutragen, die ich mir übrigens so wie so nicht anschauen werde, und abgesehen von den Opfern in der Ukraine vor 1939.....

     

    mir fiel auf, Herr Hillenbrand will wissen, es seien lediglich 1 Millionen Ukrainer Opfer des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion gewesen. Was meint Herr Hillenbrandt eigentlich, wo die Hauptkampf- und Besatzungsgebiete unter der Naziherrschaft im Osten waren?

     

    Weiß Herr Hillenbrand überhaupt, wo Babyn Jar liegt und wie viele Opfer alleine die jüdischen Ukrainer zu verzeichnen hatten?

    Herr Hillenbrandt scheint so von Wissen und von Sachkenntnis verlassen zu sein, wie bei seinen Grass-Interpretations-konstrukten.

    Wikipedia hingegen listet über 5 Millionen Opfer in der Ukraine im Zusammenhang mit den Partisanenkämpfen auf Herr Hillenbrand!

  • R
    r.kant

    "Frau Timoschenko gehört selbstverständlich freigelassen"

     

    Nein, diese Schwerverbrecherin gehört selbstverständlich nicht freigelassen. Die verdient auch keine Extrabehandlung. Jeder Mensch ist vor dem Gesetzt gleich, warum soll es ihr im Gefängnis besser gehen als andere Kriminelle? Sie war immerhin Ministerpräsidentin, und in der Zeit waren ihr die Zustände im Gefängnis auch egal!

  • N
    Nordlicht

    "... wie auch der eigenen Bevölkerung, die sich um den Spaß betrogen fühlen muss. - Er bewirkt also das Gegenteil dessen, was er vorgibt"

    Wer, der Spaß? Oder "solche Vorschläge"? Dann sollte es wohl besser heißen: "Sie bewirken also das Gegenteil dessen, was sie vorgeben."

     

    So oder so, der Artikel hätte besser hier geendet. Denn "Deutschland" ermordet niemanden, und was der Vorschlag deutscher Gegenwarts-Politiker, die Spiele wegen Menschenrechtsverletzungen von der Ukraine nach Deutschland zu verlegen, mit den vor 70 Jahren von Waffen-SS und Wehrmachtssoldaten ermordeten Ukrainern zu tun haben soll, das begreifen wohl nur Nationalisten, für die "Deutschland" den unspezifischen Sammelbegriff für die Deutschen aller Zeiten darstellt.

     

    Die mangelnde "Ernsthaftigkeit" liegt wohl eher beim Kommentator als bei jenen.

  • Y
    yberg

    war die lichtgestalt timoschenko nicht auch eine despotin.hatten sich die knastbedingungen in ihrer ägide gebessert,die krankenversorgung und.und.und...

     

    die dame hat sich sicherlich mit wichtigereren dingen beschäftigt.

     

    bevor hier einerim leib- und magenblatt DEPPEN schreit,möcht ich erst noch von ihm wissen ,wies um die menschenrechte stand als frau timoscheko dem land das erste mal vorstand,ab januar 2005.

     

    wie war der stand bei der EM vergabe 2007.wie war die weitere entwicklung unter leiterin timoschenko,ab 12.2007

     

    übrigens möcht in meiner zeitung keine plumpe politiker- und menschenbeschimpfungen lesen,die von BILD und BOHLEN abgekupfert sind,sondern eher vermutungen lesen, weshalb das geschäft EM nun zur hälfte in schland stattfinden sollte ,unsre ehrenwerten abgeordneten denken sich sicher nicht nur was dabei sondern auch vorbildlich für andere-wen?-mit .

     

    maibowle für alle....

  • W
    Westberliner

    Menschenrechte sind unteilbar. Sie haben Gültigkeit in China wie auf Haiti oder in der Ukraine. Der Kampf für die Unversehrtheit der Menschen vor staatlichen Übergriffen ist überall auf der Welt höchst lobenswert.

     

    Gute Aussage. Diese sollte auch für Deutschland gelten. Ist es der Allgemeinheit bekannt, wie viel Tote es in Duetschland durch HartzIV-Sanktionen gibt?

    Regelsatz auf Null gesetzt heißt: Obdachlosigkeit und Tod durch Verhungern. Wer im Internet gründlich recherchiert, wird fündig.

  • W
    Wahrheit

    Timoschenko sitzt Unschuldig im Gefängnis?Hier geht es darum,das unsere Politiker Angst haben,ihnen könnte dasselbe geschehen und es bietet es eine schöne Ablenkung von der Euro-Krise,die ihrem Siede-

    punkt immer näher kommt.Man sollte sich mal informie-

    ren über diese Frau,erst Arm und dann plötzlich sehr

    Reich,aber da werden ungeprüft in den Medien Schlag-

    zeilen in die Welt,die nicht stimmen wegen ein paar

    blauen Flecken usw.!Ich würde mal ihren Lebenslauf

    verfolgen,zu ihrer Zeit als Präsidentin war die Ukra-

    ine eine lupenreine Demokratie?Die ganzen Eurokraten

    stimmen mit Merkel überein,warum wohl?Angst,das auch

    sie verurteilt werden bei den ganzen Schulden!

  • I
    imation

    "Frau Timoschenko gehört selbstverständlich freigelassen"

     

    Ja? Wieso eigentlich?

     

    "und in anständige ärztliche Behandlung, keine Frage."

     

    Kann sie haben, möchte sie aber wohl nicht.

  • D
    deviant

    Ich habe fast darauf gewartet, dass sich der deutsche Übermenschengeist endlich wieder Bahn bricht und die Verlegung nach Deutschland, weil Deutschland es eben alles viel besser kann, ins Spiel gebracht wird. Die deutsche Polizei hat offenbar gar so wenig zu tun, dass sie provisorisch bereits die Austragung der Spiele in Deutschland durchgespielt hat, und dass Deutschland als GröWMaZ eh alle zwei Jahre Gewehr bei Fuß steht, um den aktuellen Austragungsort zu kritisieren und die Verlegung nach Deutschland zu fordern, ist ja fast schon eine Tradition geworden.

    Und während der Spiele in der Ukraine werden dann wieder Panzer nach Arabien verkauft und das Mandat der Besatzungstruppen in Afghanistan wird auch noch verlängert - auch das hat Tradition.