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Kommentar Front NationalLe Pen 2.0

Anna Lehmann
Interview von Anna Lehmann und Martin Reeh

Marine Le Pens Aufgabe wird es sein, den Front National endgültig salonfähig - oder gar regierungsfähig! - zu machen, ohne die ultrareaktionären Stammwähler zu verprellen.

E s ist noch viel schlimmer, als Jean-Marie Le Pen immer befürchtet hat: Das Frankreich, für das der Patriarch des rechtsextremen Front National immer gekämpft hat, ist nicht nur vom Niedergang bedroht - es ist längst Vergangenheit, ein Mythos. Was bringt es da seinen Landsleuten, einer verklärten französischen Monarchie nachzutrauern, den französischen Kolonialismus mit seinen Verbrechen zu verklären oder gar die Kollaboration des Vichy-Regimes mit den deutschen Besatzern zu rehabilitieren?

Aus diesem Grund möchte seine Tochter Marine, die nun seine Nachfolge an der Spitze des Front National angetreten hat, das Image der Partei ein wenig dem Trend anpassen: Mit ihrer Polemik gegen "die da oben" greift sie den sozialen Unmut auf, mit aggressiven Anti-Islam-Slogans kopiert sie die Erfolgsrezepte anderer Rechtspopulisten in Europa. Von allzu extremistischer oder rassistischer Rhetorik nimmt sie dabei Abstand.

Doch das Handwerk hat sie bei ihrem Vater gelernt. Jean-Marie Le Pen hat immer eine diffuse Angst seiner Wähler vor der Gegenwart ausgebeutet. Lange vor einem Jörg Haider gelang es ihm, ein Sammelsurium rechtsradikaler Gruppen in eine Partei zu verwandeln, die es nicht nur schaffte, bei Wahlen als Spielverderber aufzutreten, sondern auch, Themen zu setzen und politische Mentalitäten zu verändern - weit über die eigene Anhängerschaft hinaus. Dieser Erfolg machte ihn zum Wegbereiter einer neuen europäischen Rechten.

Rudolf Balmer

ist Frankreich-Korrespondent der taz.

Auf dieses Phänomen einer "schleichenden Lepenisierung", wie Politologen die Entwicklung genannt haben, dass rassistische Vorurteile in Frankreich schrittweise Alltag geworden sind, kann seine Tochter Marine nun aufbauen. Ihre Aufgabe wird es sein, den Front National endgültig salonfähig - oder gar regierungsfähig! - zu machen, ohne die ultrareaktionären Stammwähler zu verprellen. Keine leichte Aufgabe. Schon ihr eigener Vater warnt sie: "Ein nett gewordener Front National interessiert niemand."

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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1 Kommentar

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  • B
    bauhelmeinsatz

    Auch ich bin der festen Überzeugung dass man gegenüber der VEREINTEN Nation immer sehr wachsam sein muss. Sons kommt da ruck zuck wieder ein Napoleon und legt halb Europa in Schutt und Asche.