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Kommentar Frauen in FührungspositionenKeine wirksamen Instrumente

Kommentar von Petra Schellen

Es überrascht nicht, dass Frauen in Deutschlands Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert sind.

E s überrascht nicht, dass Frauen in Deutschlands Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert sind. Denn neben Appellen und Selbstverpflichtungen gibt es bislang keine wirksamen politischen Instrumente. Und dass Freiwilligkeit im Gleichstellungssektor eher wenig bringt, zeigt die jüngst veröffentlichte Lübecker Studie.

Warum Frauen aber ausgerechnet in Norddeutschland so selten in Top-Positionen sitzen: Darüber kann man nur spekulieren. Natürlich mag die Tatsache, dass dort neben Industriebetrieben viele Finanz- und Versicherungsdienstleister siedeln, ein Grund sein. Möglich aber auch, dass sich Frauen, weil oft anders sozialisiert, immer noch nicht mit derselben Vehemenz nach oben boxen wie Männer. Auch ist zu bedenken, dass potenzielle Anwärterinnen durch Kinderpause und Betreuungsproblematik oft irreparable Karriereknicks erleiden. Dies gehört bei der - sehr sinnvollen - Forderung nach einer Frauenquote mitgedacht: Gesicherte Kinderbetreuung ist Voraussetzung weiblicher Karriereförderung.

Denn nur wenn Familie und Karriere vereinbar sind und überdies die reelle Chance besteht, nach ganz oben zu kommen, werden sich genug Bewerberinnen finden. Und nur dann lässt sich das wichtigste Argument der Personalentscheider widerlegen, die stets behaupten, für Top-Positionen mangele es an Kandidatinnen.

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Redakteurin
Seit 2000 Redakteurin der taz am Standort Hamburg. Schwerpunkte: Kultur und -politik, Drittes Reich, Judentum, Religion allgemein.
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1 Kommentar

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  • A
    anke

    Wie ignorant muss man eigentlich sein, wenn man mehr Frauen in Spitzenpositionen für die Lösung sämtlicher Emazipationsprobleme halten will?

     

    Ich frage mich in diesem Zusammenhang gerade, ob es wohl eine Statistik gibt, die erfasst, wie viele Führungs-Männer vollkommen ungeeignet sind für den Posten, den sie innehaben. Vermutlich nicht. Wer (außer gewissen Management-Gurus) wollte auch behaupten, er könnte die für eine entsprechende Beurteilung nötigen Kriterien auf ein A-4-Blatt schreiben? Und wer (außer gewissen Soziologie-Studenten) wollte sich der Mühe unterziehen, auch nur einen Bruchteil aller männlichen Führungskräfte bzw. einen mikroskopischen Teil aller Untergebenen zu einer ehrlichen ! (Selbst-)Auskunft in Sachen Führung zu bewegen? Wer also garantiert mir, dass es der Gesellschaft insgesamt weiterhilft, wenn sich ebenso viele Frauen wie Männer mit "Vehemenz nach oben boxen"?

     

    Mag ja sein, dass vieles anders werden würde, wenn mehr Frauen das Sagen hätten. Dass es aber auch besser werden würde, würde ich dann doch ganz gern begründet haben. "Mutti ist nun mal die beste" ist jedenfalls kein überzeugendes Argument für mich. Zwei X-Chromosome qualifizieren in meinen Augen genau so wenig für den UN-Chefposten (oder für die Leitung eines x-beliebigen anderen Ressorts), wie es dafür eine Qualifikation darstellt, wenn jemand exzellent boxen kann. Die einzigen, denen es hilft, wenn Frauen boxen können, sind weibliche Boxer – und natürlich die Leute, die an den Siegerninnen verdienen.

     

    Aber - na ja: Stammt das Wort Emanzipation nicht sowieso ursprünglich aus dem Lateinischen und hat es nicht einmal so viel bedeutet wie "Entlassung eines Sklaven oder eines erwachsen gewordenen Sohnes in die Selbständigkeit"? Und wäre es nicht sehr schön, würde das Konzept Führung eines Tages auf (fast) jeden Erwachsenen Menschen so dämlich wirken, dass keiner sich mehr nach einem Chef sehnt, der ihm sagt was zu tun und was zu lassen ist? Manchmal finde ich: Wir (und insbesondere die Emanzipationsritter von der taz) sollten uns gar nicht so sehr darum bemühen, ein uraltes Prinzip durch Optimierung am Leben zu halten. Vor allem nicht in Zeiten des Niedergangs extrem selektiver Bildungssysteme. Es sei denn, wir wären selber (potentielle) Boxer - äh: Führer.