Kommentar Finanzkrise: Die Banker bei ihrer Gier packen
Der Fehler liegt im System: So lange Fondsmanager risikofrei mit dem Geld anderer jonglieren, wird ihnen keine Finanzaufsicht beikommen können.
A usgerechnet der größte Vermögensverwalter der Welt, die Schweizer Großbank UBS, muss jetzt um Kapital aus dem Ausland betteln. Und die Deutsche Bank stößt in die Top-Ten der Verlustmacher durch die US-Hypothekenkredite vor. Noch vor einem halben Jahr wäre das schwer vorstellbar gewesen. Die Finanzkrise weitet sich also tatsächlich immer mehr aus. Das wird Folgen auch für die reale Wirtschaft haben. Denn die misstrauischen Banken werden auch bei Privatleuten und Firmen der produzierenden Wirtschaft die Kreditschrauben anziehen. Das wird Arbeitsplätze kosten.
Reiner Metzger ist stellvertretender Chefredakteur der taz.
So weit, so schlecht. Doch was wäre zu tun? Die Vorschläge der Politik zur besseren Aufsicht der Finanzindustrie kratzen nur an der Oberfläche. Selbst wenn man in der Wirtschaftslogik bleibt und an die Funktion und den Segen moderner Finanzmärkte glaubt, gilt es doch ein Grundübel zu beseitigen: Die Investmentbanker, Hedgefonds-Manager oder Kreditwettenhändler arbeiten mit anderer Leute Geld und ohne nennenswertes eigenes Risiko. Sie kassieren typischerweise jährliche Gebühren und nehmen darüber hinaus 20 Prozent aller Gewinne, tragen aber die Verluste nicht mit.
In diesem System rechnet es sich prächtig, Anleger zu risikoreichen Wetten zu überreden: Der Geldmanager gewinnt immer. Und seine Vorstände obendrüber freuen sich auch, weil ihre Gehälter mit hochgezogen werden. Schließlich darf ein Vorstandschef nicht wesentlich weniger verdienen als einer seiner angestellten Millionenjongleure. Dieses System produziert einen unheimlichen Anreiz, jede noch so ausgeklügelte Aufsicht zu umgehen.
Was würde helfen? Zum Beispiel, wenn Finanzmanager sich mit einem bedeutenden Teil ihres Geldes an den von ihnen gemanagten Fonds u. Ä. beteiligen, also mit eigenem Geld spielen müssten. Oder sie ihre Gewinne in den Fonds investieren und diese viele Jahre dort gebunden bleiben würden. Aus keinem EU-Land sind derartige Vorschläge bekannt. Man mag sich nicht ausmalen, wie groß eine Krise sein müsste, damit Finanzpolitiker grundlegende Maßnahmen angehen. Dabei ist es doch nicht so schwer einzusehen: Nur die Angst um das eigene Vermögen hält die Gier der Banker in Schach.
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