Kommentar Fair Phone: Der Wille zum Konsum
Billig und ethisch korrekt, so will das neue Fair Phone sein. Den Umgang der großen Firmen mit der Fairness wird es aber nicht verändern.
D as erste ethisch korrekte Smartphone soll nächstes Jahr auf den Markt kommen. Das ist gut, aber noch lange nicht gut genug. Die sehr begrenzte Auflage von 10.000 Geräten zeigt, dass es sich beim „Fair Phone“ nur um ein Nischenprodukt handelt – mehr Zeichen als echtes Konkurrenzprodukt.
Es ist traurig, dass Anstrengungen um ethisch korrekte Produktionsabläufe offensichtlich nicht mit einer Gewinnorientierung vereinbar sind, die Firmen am Leben hält. Es ist kein unwesentliches Detail, dass das „Fair Phone“ von einer NGO, nämlich der niederländischen „Waag Society“, entwickelt wird. Die Nachricht dahinter lautet: Profit lässt sich mit einem solchen Produkt nicht machen.
Die großen Firmen wie Apple, Samsung, Nokia oder Sony werden sich in puncto Fairness also nicht wesentlich ändern. Druck seitens Gewerkschaften, Forderungen nach korrekten Löhnen und Arbeitsbedingungen wird man auch zukünftig mit dem Argument abschmettern, das Unternehmen könne sich solche Maßnahmen nicht leisten, wenn es auf dem Markt bestehen wolle.
ist freie Autorin der taz.
Auf diesem Argument ruhen sich allerdings bereits zu viele Konzerne aus. Das „Fair Phone“ wird daran nichts ändern. Das dahintersteckende Unternehmen ist zu klein, um spürbar Konsumentenmassen anzuziehen und traditionellen Telefonherstellern das Wasser abzugraben. Entsprechend ist das Ziel Inspiration, nicht Konfrontation.
Das ist eine verpasste Chance. Eine wirksame Drohkulisse der Elektronikindustrie gegenüber wurde nicht geschaffen. Erfolgsgeschichten gibt es durchaus. Der Wille zum ethischen Konsum ist aber vorhanden. Die „Soja-Latte-Fraktion“ ist schon lange kein Randphänomen mehr. Man sollte mehr auf sie bauen.
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