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Kommentar Europäisches Geld für den IWFKompliziert und blöd

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Mit der Überweisung an den IWF soll nur verschleiert werden, dass die Notenbanken Staatshaushalte zu finanzieren bereit wären. Damit umgehen sie die offizielle Doktrin.

W arum einfach, wenn es kompliziert geht. Dies scheint das geheime Motto bei allen Euro-Rettungsaktionen zu sein. Jüngstes Beispiel: Die europäischen Notenbanken werden bis zu 200 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) überweisen, damit dieser bei Bedarf das Geld an Italien oder Spanien weiterreicht.

Was der Umweg über Washington soll, ist nicht zu erkennen. Der IWF wird offenbar nur eingeschaltet, um zu verschleiern, dass die Notenbanken bereit sind, den italienischen oder spanischen Staatshaushalt zu finanzieren. Denn offiziell gilt ja noch immer: Auf gar keinen Fall dürfen Notenbanken aktiv werden, um Euro-Staaten zu retten.

Dabei ist die Europäische Zentralbank (EZB) längst überall im Einsatz. So rücken ihre Beamten jetzt beim EU-Rettungsschirm ein, da dort das nötige Know-how fehlt. Die EZB kauft auch schon Staatsanleihen auf und hat inzwischen Papiere im Wert von 211 Milliarden Euro im Depot. Außerdem werden die Banken mit Billigkrediten geflutet, weil sonst viele Institute pleite wären. Ohne die EZB wäre die Eurozone längst zusammengebrochen.

Bild: taz
ULRIKE HERRMANN

ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.

Daher ist die Diskussion müßig, die viele Deutsche bewegt und die auch Kanzlerin Angela Merkel am liebsten führt: EZB - ja oder nein? Denn die Zentralbank ist unumgänglich, wenn man den ganz großen Crash vermeiden will. Die Frage ist nur noch, ob sie direkt eingreifen darf - oder zu Umwegen gezwungen wird.

Dieser Unterschied ist nicht trivial, denn Umwege sind teuer. IWF und private Banken lassen es sich bezahlen, wenn sie Kredite vergeben sollen. Sie verlangen höhere Sicherheiten oder höhere Zinsen - während die Eurozone auf den Risiken sitzen bleibt. Das ist nicht nur kompliziert, sondern blöd.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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1 Kommentar

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  • D
    dieter

    Das ist nur "blöd" für die Gesellschaft, nicht für die Privatleute die davon profitieren. Vielleicht strebt Frau Merkel ja eine Bank-Karriere an, wenn sie mit dem Laden fertig ist...