Kommentar Euro-Zone: Osteuropa in der Währungsfalle
Es wird teuer, den Euro in den osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten einzuführen. Aber auch sie auf Dauer auszuschließen, wird den Euro schwächen.
Ulrike Herrmann ist finanzpolitische Korrespondentin der taz.
Auch eine Nicht-Nachricht kann eine Nachricht sein. Also: Die Finanzminister der Euroländer wollen nicht, dass der Euro demnächst in den osteuropäischen EU-Ländern eingeführt wird. Daraus lässt sich nur schließen, dass das Thema deutlich an Dringlichkeit gewonnen hat. Sonst hätten sich die Minister nicht damit beschäftigen müssen. Und wie schnell ein offizielles Nein in ein Ja kippen kann, hat sich in der Finanzkrise schon oft gezeigt.
Die Lage in Osteuropa ist bizarr: Viele Regierungen waren zurückhaltend mit ihren Ausgaben, die öffentlichen Defizite blieben eher gering. Privatleute und Firmen verschuldeten sich dagegen umso hemmungsloser im Ausland - in Euro oder in Schweizer Franken -, weil die Zinsen niedriger waren als daheim. Das wird zum Bumerang, seitdem die Ostwährungen stark an Wert verloren haben. Viele Schuldner können ihre Kredite nicht mehr bedienen. Dieser Währungsfalle würden die Osteuropäer entkommen, wenn sie in absehbarer Zeit und zu einem festgelegten Umtauschkurs den Euro einführen könnten.
Dagegen steht bisher die Sorge der Euro-Finanzminister, dass ihre Währung destabilisiert werden könnte, wenn auch noch die hoch verschuldeten Osteuropäer aufgenommen werden. Diese Sorge könnte sich jedoch alsbald erledigen - weil es den Euro auch schwächen dürfte, die Osteuropäer draußen warten zu lassen.
Denn die Ostschulden lagern vor allem bei österreichischen Banken. Rund 200 Milliarden Euro haben diese nach Osteuropa verliehen; das sind etwa 70 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukts. Erneut lässt sich ein typisches Phänomen dieser Finanzkrise besichtigen: Alle Beteiligten dachten, sie würden ihre Risiken schlau streuen - nur um hinterher festzustellen, dass sie sich bei einigen Banken gefährlich ballen.
Osteuropa ist längst ein "systemisches" Risiko wie so manche Pleitebank. Die Frage ist eigentlich nur noch, was billiger kommt: ein Eurobeitritt oder die riesigen Kreditprogramme der europäischen Entwicklungsbanken, die sonst fällig würden.
ULRIKE HERRMANN
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