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Kommentar Ethnische EntmischungDas Ende des Zusammenlebens

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Die Nassauische Heimstätte Wohnstadt bricht ein Tabu. Das Einteilen von Wohnblocks nach ethnischen Kriterien fördert die Ghettoisierung.

I st die Integration gescheitert? Für eine Wohnungsbaugesellschaft in Hessen offenbar schon. Sie will ganze Wohnblocks in Zukunft nach ethnischen Kriterien vergeben: Türkische Mieter sollen künftig zu Türken ziehen, Russlanddeutsche zu Russlanddeutschen. Die ethnische Entmischung der Wohnbevölkerung, oft mit Schreckworten wie "Ghettoisierung" und "Rückzug in die Parallelgesellschaft" umschrieben, wird damit nicht nur akzeptiert. Sie wird damit bewusst gefördert.

Bild: taz

Daniel Bax, 37, ist taz-Meinungsredakteur.

Ist das jetzt eine besonders perfide Variante des Multikulturalismus? Oder liegen gar Begriffe wie "Apartheid" und "Rassentrennung" näher?

Keine Frage, die Nassauische Heimstätte Wohnstadt bricht ein Tabu. Dabei vollzieht sie nur nach, was sich bundesweit in vielen "Problembezirken" beobachten lässt: Die Mittelschicht wandert ab; zurück bleibt eine ethnisch segregierte Unterschicht. Schon jetzt gibt es gar nicht so wenige Vermieter, die ihre Wohnungen nicht an Mieter mit ausländisch klingenden Namen vergeben; da hilft auch kein Antidiskriminierungsgesetz. Doch wenn eine öffentliche Wohnungsbaugesellschaft die ethnische Entmischung ihrer Wohnblöcke zum offiziellen Programm erhebt, wird daraus ein Politikum. Denn damit stellt sie die Idee der Integration von Zuwanderern in Frage.

Natürlich kann man niemanden zwingen, zusammenzuleben. Wenn sich Mieter partout nicht vertragen, sollten sie besser nicht zusammenwohnen - egal, ob sie nun einen vietnamesischen, russischen oder gar keinen Migrationshintergrund besitzen. Und klar ist auch, dass Wohnungsbaugesellschaften damit überfordert sind, den Rückzug in kulturelle Enklaven zu stoppen, wo sich das Hartz-IV-Prekariat sammelt. Kapitulieren dürfen sie vor dieser Entwicklung aber nicht.

Umgekehrt gilt: Wenn 15 Nationalitäten in einem Haus leben, ist die Integration noch längst nicht gelungen. Wichtiger ist, wie es im Viertel, an Schulen und am Arbeitsplatz aussieht: Das sind die wahren Orte der Integration. Parallelgesellschaften entstehen überall dort, wo es an Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe fehlt. Wo dagegen Bildungserfolg und gesellschaftlicher Aufstieg winken, da klappts meist auch mit den Nachbarn.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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1 Kommentar

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  • S
    spital8katz

    Hallo Herr Bax,

    mit den von Ihnen genannten Ethnien gibt es nicht mehr Probleme als unter garantiert echten Deutschen.

     

    Auch bei den Menschen, mit denen das Zusammenleben doch ganz offenbar nicht einfach bis unmöglich ist,stellt die Herkunft oder Nationalität nicht das Problem dar.

     

    Das Problem ist deren Religion und die daraus resultierenden Denk-und Handlungsweisen.

     

    Daß dieser Sachverhalt nicht einmal angedeutet wird, ist das Traurige an Ihrem und tausenden anderen Presseartikeln zu diesem Thema.