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Kommentar Endlagergesetz im BundestagChance für eine Lösung

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Ideal ist der neue Gesetzentwurf leider nicht. Für einen Neustart hätte Gorleben als Standort ausgeschlossen werden müssen.

Wohin mit dem Atommüll: Das Lager in Morsleben. Bis 1998 wurden in dem ehemaligen Salzbergwerk 37.750 Kubikmeter schwach- und mittelaktiver Atommuell eingelagert Foto: ap

D ass Vertreter*innen von Grünen und CDU einmal so einmütig ein Gesetz zur Endlagersuche verteidigen, wäre über viele Jahrzehnte undenkbar gewesen. Der Kampf für oder gegen die Atomkraft hat die Gesellschaft lange gespalten. Damit ist es nun vorbei. Nach dem Beschluss über den Atomausstieg bis zum Jahr 2022 und der Neuregelung der Endlagerfinanzierung sind sich Union, SPD und Grüne nun auch über die Suche nach einem Endlager einig.

Ideal ist der Gesetzentwurf, auf den sie sich geeinigt haben, leider nicht. Für einen wirklichen Neustart der Suche hätte der Standort Gorleben ausgeschlossen werden müssen. Denn sonst besteht stets die Gefahr, dass er aufgrund der dort bereits investierten Gelder am Ende ausgewählt wird, obwohl andere Orte besser geeignet sind.

Ein solcher Gorleben-Ausschluss war mit der Union nicht zu machen. Doch es ist immerhin gelungen, dafür zu sorgen, dass eine (Fehl-)Entscheidung für Gorleben weniger wahrscheinlich ist. Die Kriterien für den künftigen Endlagerstandort schließen den Salzstock im Wendland zwar nicht aus; aber wenn sie ernst genommen werden, wird sich zeigen, dass andere Standorte besser geeignet sind. Zudem wurde verhindert, dass auf Wunsch von Bayern Granitformationen als Endlager ausgeschlossen werden und dass potenzielle Standorte vorab sabotiert werden können.

Auch die bereits beschlossene Neuregelung der Endlagerfinanzierung macht eine Alternative zu Gorleben wahrscheinlicher. Dass für Mehrkosten künftig der Staat aufkommen muss, mag ungerecht sein – aber es sorgt zumindest dafür, dass die Energiekonzerne nicht klagen können, wenn ein neuer Standort ausgewählt wird, der höhere Kosten bedeutet.

Die Neuregelung zur Endlagersuche macht eine Alternative zu Gorleben wahrscheinlicher

Dass eine vernünftige Lösung gefunden wird, ist mit dem nun vorliegenden Gesetz keineswegs sicher. Es ist aber zumindest möglich – sofern die Öffentlichkeit ihre Mitwirkungsrechte nutzt und weiterhin Druck auf die Politik macht.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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5 Kommentare

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  • Ich denke auch, anstatt in Jahrtausenden zu rechnen, wäre es sinnvoll, eine Lösung für sagen wir mal 200 Jahre zu finden. In den Unterschied zwischen natürlicher Radioaktivität, z..B. Uran und Radon in der Erdkruste, und den Gefahren, die von dem zu verstauendem Zeug ausgehen, muss ich mich erstmal einarbeiten. Hysterie mit "Halbwertzeit liegt bei Miliarden Jahren" ist sicher nicht angebracht.

    • @Energiefuchs:

      Es geht hier nicht um Hysterie - Tatsache ist aber nun mal, daß die Endlagerung für Lebewesen - mit einer in Erdzeitaltermaßstäben überhaupt nicht mehr messbaren Lebensspanne - wie uns nicht mal ansatzweise plan- und handelbar ist.

      Das Einschalten eines AKWs bedeutet klar es in Kauf zu nehmen, daß folgende Generationen (sei es in 10 oder auch 1000 Jahren) irgendwann noch ihren "Spaß" mit unserem Dreck haben können. Ich trete meinen eigenen Kindern damit in den Arsch, sollen sie sich doch drum scheeren.

       

      Das ist nun mal eine Folge der hohen Halbwertszeiten. Wären diese, sagen wir 10 Jahre, könnte man das Thema anders betrachten.

       

      Ob wir in Zukunft einen Weg finden (sowas wie die vielgerühmte aber praktisch bis heute nicht vernünftig umsetzbare Transmutation), das Zeug irgendwie WIRKLICH sicher los zu werden ist gelinde gesagt unklar und derzeit kein Argument.

       

      Daneben noch "ganz nebenbei" die Tatsache, daß diverse Störfälle bis heute viele Millionen von Menschen das Leben gekostet und/oder runiert hat. Millionen! Noch heute gibt es Unmengen von Mißgeburten in der Folge von Tschernoby, Kyschtym und Co.

       

      Weg mit dem Dreck!

      • @Nachtvogel:

        Und trotzdem bin ich der Meinung, dass die Hysterie ber Radioaktivität unangebracht ist. Die Schäden sind gut bekannt, das ist wahr. Schutzmechanismen sind bekannt. Die Schäden, die durch die schleichende Anreicherung von hormonell wirkenden synthetischen Stoffen (PVC, Flammhemmer, Bisphenol-A) oder jeder anderen Substanz wie Pflanzenschutzmittel oder chemische Kampfstoffe ausgelöst werden, betreffen genauso Millionen Menschen und keiner wird hysterisch. Wer unterstützt denn den Kampf gegen Plastik oder gegen die weltweite Aufrüstung?

  • Ein erster Schritt zu mehr Ehrlichkeit wäre die Umbenennung in "MiniZwischenlager-Gesetz".

     

    Wir reden hier z.B. von:

     

    Thorium 232 mit sportlichen 14,05 Milliarden Jahren

    Uran 238 mit "überschaubaren" 4,468 Milliarden Jahre

    Plutonium ist quasi ein Schnäppchen mit lächerlich geringen 24.110 Jahren

     

    Einige kleinere hochradioaktive Spaltungsnebenprodukte gehen bis in die Dimension von 10 hoch 24 Jahren ("Quadrillionen"). Das gibt ein paar Kerzen mehr auf der Geburtstagstorte ...

     

    Ich glaube der Begriff "Halbwertszeit" ist vielen Leuten noch immer nicht bewußt, nur zur Erinnerung, das Zeug ist dann immer noch da und strahlt.

     

    Nur mal zum Vergleich: Das Gesamtalter der Erde wird auf 4,6 Milliarden Jahre geschätzt.

     

    Und hier erdreisten sich Menschen, anderen Menschen zu erzählen, sie können ein ENDlager finden, das die sichere Isolation solchen Materials über Zeiträume garantiert, die man nur noch in Exponentialschreibweise vernünftig darstellen kann ...

    • @Nachtvogel:

      ein durchaus den "Normalbürger" zurecht aufrüttelnder Beitrag. Dennoch hat er auch Fehler nämlich in der implizierten Annahme das es nirgendwo auch nur Ansatzweise ein sicheres Endlager geben könnte.

      Dies ist aber falsch - zum einen ist es erwiesen das es Zonen auf der Erde gibt die über Milliarden von Jahren geologisch stabil bleiben nämlich sämtlich alle Zonen in den irgendein Erz oder fossiler Brennstoff abgebaut wird.

      Wären diese Zonen im Laufe der Jahrmilliarden auseinandergedriftet wären diese Gebiete heute nicht als Lagerstätten bekannt.

       

      Man kann nun eine solche Gesteinsformation suchen die nachgewiesenermaßen in den letzten paar Milliarden stabil war (ehemalige Bergwerke). Wenn man nun ganz ausgefuchst ist als Wissenschaftler wählt man eine die in einer kontinentalen Subduktionszone liegt (also in einer Zone in der die "Platte" auf der ein Kontinent liegt ins Erdinnere absinkt) und damit wäre die Sache erledigt.

      Eingebracht würde in solche Stollen die altbekannten Atommüllfässer welche falls es um hochradioaktiven Müll ginge im Prinzip nur Staffage wären. Dieser Müll ist eingegossen in Borosilikatglas und dies ist eine der wiederstandfähigsten Substanzen die der Mensch erfunden hat.

      Das gelbe Blech drumrum könnte in salzigem Wasser wegrosten und der Borsilikatglass Kern würde keinerlei strahlende Partikel entlassen.

      Bis hierhin erstmal :)