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Kommentar ElektromobilitätMobilität muss sich ändern

Kommentar von Svenja Bergt

Wer denkt, sobald alle Autofahrer statt über einem Tank über einer Batterie sitzen, ist die Welt sauber, der täuscht sich.

K lar, auf den ersten Blick haben sie etwas Niedliches: Sie sind meist klein, sie surren leise und sogar ihr Name soll klar machen, dass das hier nichts mit Dreck, Staub und Umweltverschmutzung zu tun hat: Elektromobile.

Doch so einfach ist es nicht. Wer denkt, sobald alle Autofahrer statt über einem Tank über einer Batterie sitzen, ist die Welt sauber, der täuscht sich. Nicht nur, weil Elektrofahrzeuge nicht zwangsläufig mit Strom aus erneuerbaren Energien angetrieben werden. Sondern auch, weil eine neue Antriebsform die restlichen Probleme des Autoverkehrs nicht löst: Feinstaub durch Abrieb, Flächenverbrauch durch Straßen und Parkplätze, Energieaufwand der Produktion, Unfälle.

Wenn die Umwelt sauberer und Innenstädte lebenswerter werden sollen, dann müssen die Menschen ihre Mobilität verändern. Nicht nur mit Bus und Bahn, Fahrrad und Fuß statt des Autos. Sondern auch mit spontaneren und flexibleren Formen des Carsharing.

Nicht die Elektromobilität braucht also Förderung. Sondern alternative Formen der Mobilität. Gleichzeitig darf es Autofahrern nicht immer einfacher gemacht werden - durch neue Straßen oder Nummernschilder zum Wechseln - und allen anderen schwerer durch fiese Ampelschaltungen und getilgte Radspuren an Baustellen. Zuerst braucht es einen politischen und gesellschaftlichen Wandel weg von der Freie-Fahrt-für-freie-Bürger-Mentalität. Der dann übrig bleibende Rest an Autos darf gerne mit Strom aus regenerativen Energien betrieben werden.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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4 Kommentare

 / 
  • TD
    Tank die Batterie

    Die Leute haben totale Angst mitten in der Nacht bei Vollmond in einem Nazi-Dorf oder unter Vampiren und Werwölfen mit dem E-Auto liegen zu bleiben. Die Steuer-Subventionen sind daher egal und nur Tarnung und absichtlich heute schon etabliert damit sie schon halb ausgelaufen sind, wenn die E-Autos wirklich am Markt verfügbar werden. Denn Merkel ist nicht dumm. Der einzig wahre Verbreitungs-Grund für E-Autos ist die Verfügbarkeit von E-Tankstellen.

     

    Heise letzte Woche und ein DAF-Interview vor ein paar Wochen hat doch aufgedeckt, das in ganz Deutschland nur 4100 (viertausend-einhunder) Elektroautos existieren:

    "heise online - Pkw-Zulassungen: Elektroautos bleiben Exoten". Die Taz sollte die Namen auf einer Ehrenliste führen oder wie in den USA auf so Steintafeln listen. Wieso haben Künast und Trittin kein E-Auto im Dauer-Einsatz und essen immer nur Tofu ?

     

     

    Subventions-Förderung hilft keinem. Nur Juristen und Verwaltungs-Strombergs.

    Aldi und Lidl müssen sich absprechen können und E-Tankstellen bauen. Alles offen und transparent kalkuliert. Dann die nächste Tankstelle wenn die letzte Tankstelle die ersten 50 Euro eingespielt hat. Usw. So wie Tic-Tac-Toe oder beim Ess-Wettbewerb o.ä. Sparkassen und alle Geldgeber wissen das und werden nur dort selber E-Tankstellen aufbauen wo Aldi, Lidl, Penny Plus Real Netto Norma Edeka Rewe Kaufland ... kein Interesse zeigen. Die Landkarte ist bei Open-Streetmap. Wer zu langsam ist, kann die anderen schnelleren nicht blockieren. Er kann höchsten das Revier um seinen Firmensitz im Namen der Benzin-Mafia so langsam ausbauen, das dort die Konkurrenz-Tankstellen als letztes aufgebaut werden.

    Das wäre selbstwachsende kapitalistisch selbstfinanzierte Förderung ohne einen Steuercent ! Wer nicht will, braucht auch nicht mitmachen. Der Kapitalismus kann sich transparent finanzieren und man kann seinem Schwager keine überteuerten Monopol-Aufträge geben, weil es ja peinlich wäre, wenn der Konkurrent die E-Tankstelle für den halben Preis aufgebaut bekäme.

    Das alle LandKartenprogramme Deutschlands eine Option anzeigen, die nächsten ETankstellen aufzulisten, sollte klar sein. Alle ETankstellen müssen kollaborieren um das Wachstum zu maximieren. Aber die Grünen wollen wohl erst 100000 Beamte einstellen und Milliardensubventionen geben. So ähnlich wie die Solarbranche die bald abgewickelt wird weil Trittin und Nahles nicht besonders nachhaltig waren. Dabei könnten Solarzellen auf Firmendächern die E-Autos der Mitarbeiter aufladen.

     

    Das ist wie EReader: Sie überschwemmten den Markt, als sie $99 und weniger kosteten. Oder die Netbooks mit dem Startpreis von $199. Wenn die Akkus doppelt so viel aufnehmen können, haben die E-Autos gewonnen und die Benziner werden eine Nische wie damals die Audio-CD (DVD, BluRay, PKW) die Schalplatten, VHS und DVDs und Pferdekutschen in die Nische verbannte.

    Die sind aktuell noch einen Tick zu schwach und ineffizient. Wie ein Fahrrad ohne Ölung. Wenn die Technologie weit genug ist, boosten sie die Benziner von der Straße wie die Laptops die dicken Desktop-PCs vernichteten.

  • AS
    autofreie Schnecke

    Guter Artikel. In einer verau-TOTEN Gesellschaft sticht man damit wohl in ein VWespennest.

     

    Ein erster unabdingbarer Schritt wäre es die schwachsinnigen brot- und Spiele-Veranstaltungen des Motorsports abzuschaffen.

  • X
    xonra

    Diese Verliebtheit in Elektroautos ist typisch für unsere Gesellschaft. Das Problem der Mobilität hat schon Frederic Vester mit seiner Fordstudie 1990 (damals Goedevert CEO)"Ausfahrt Zukunft" ausführlich beschrieben. Integrierte Mobilität ist etwas anderes, als Fossilmotor raus, Elektroantrieb rein. Das Bewußtsein muß sich ändern. Da wir keine Umerziehungslager für unbelehrbare Fahrschisten (Ramsauer, ADAC, Zetsche, Vettel etc.)wollen, muss dies in einem langfristigen gesellschaftlichen Prozeß und über mehrere Generationen stattfinden. Da die Politik an permanenter Begriffsstutzigkeit leidet, werden wir wohl doch mit Vollgas gegen die Wand fahren bevor sich etwas ändert.

  • RR
    Robert Rädel

    Wie schön, dass das mal so klar aufgeschrieben wurde. Die Städte gehören den Menschen, und nicht den Autos! Egal, wie sie angetrieben werden.

     

    R. Rädel

    autofrei leben! e.V.