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Die öffentlich-rechtlichen haben unter anderem den Auftrag die Öffentlichkeit über die politischen Prozesse neutral zu informieren und dadurch bei einer politischen Willensbildung unterstützend tätig zu sein. Das heißt für mich, dass eine Sendung, in der eine Diskussion der Spitzenkandidaten, der nach Maßgabe der Umfragen relevanten Parteien, geboten ist. Es ist elementarer Bestandteil der demokratischen Willensbildung. Das Argument, dass der Bürger sowieso schon allumfassend informiert wird, lasse ich nicht gelten, da bei einer Sendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine neutrale und vor allem vergleichende Herangehensweise geboten würde (zumindest sollte), und dies in einem für den Normalbürger zeitlich vertretbarem Rahmen geschähe. Mich, als Wähler der Landtagswahl Rheinland-Pfalz hat es sehr enttäuscht, dass eine Wahlkampfdebatte bisher nicht stattfinden konnte. Ein solches Format kann bei richtiger Umsetzung enorm viel zur Meinung beitragen.
Das Peinliche, Philipp Gessler, ist zunächst, dass Sie die Vor-Wahl-Diskussionsrunden mit den Nach-Wahl-Betrachtungen - nur diese sind als "Elefantenrunden" überkommen - munter und undifferenziert durcheinanderwerfen.
Ihrer Überschrift gebe ich recht: Das Nach-Wahl-Geblubber ist verzichtbar. Aber VOR der Wahl ist es überaus sinnvoll, maßgebliche Parteienvertreter über die Inhalte ihrer Wahlprogramme öffentlich diskutieren zu lassen. Voraussetzung, und daran hapert's leider oft: Eine nicht auf Klamauk, Quote und "Wer-Mit-Wem", sondern auf INHALTE fixierte, also intelligente und kompetente Moderation.
Wer zur Teilnahme eingeladen wird (ja, genau so!), ist unter zwei Aspekten
zu beurteilen:
"Demokratisch korrekt" wäre eine Einladung aller zur Wahl zugelassenen Gruppierungen. Da in diesem Rahmen eine sinnvolle Debatte offenkundig nicht möglich ist, muss die Teilnehmerzahl beschränkt werden. Dabei ist jedes Kriterium zwangsläufig angreifbar.
"Journalistisch" ist die Teilnahme einer monothematischen Partei wie der AfD (gälte derzeit auch für die CSU) kontraproduktiv: Das Kontern populistischer Thesen durch Zurückführung auf Fakten, Vertiefung hinsichtlich der detaillierten Konsequenzen und Einordnung in einen Gesamtzusammenhang ist überaus aufwendig und sprengt jeden zeitlichen Rahmen eines derartigen Formats. Es ist deshalb sinnvoll, die (notwendige!) vertiefte Befassung mit dem Flüchtlingsthema außerhalb einer Vor-Wahl-Runde anzusiedeln - und das geschieht nach meinem Eindruck ausgiebig, wenn auch (je nach Moderationsqualität, sh.o.) nicht immer hinreichend faktenorientiert.
@Bitbändiger Kann ich 100% zustimmen!
Richtige Analyse. Derlei "demokratische" Veranstaltungen sind wenig mehr als vom GEZ-Kujonierten auf dem Wege der verschleierten Parteienfinanzierung bezahlte product-placement-Veranstaltungen. Die Versprechungen sind faktisch fast so kurzlebig wie das Nachglühen des TV-Apparats. Jedenfalls nach Schließen des Wahllokals potentielle Makulatur.
Das Einzige was auch ohne alle diese Mausrunden sicher ist: die sich nur in dieser Hinsicht wie "Elefanten" Verhaltenden - nämlich in Hinsicht des Porzellanladens - werden weiter ihre gesamte Kraft zur Vervielfachung des Chaos zu Lasten der BürgerInnen verwenden.
Das Problem ist doch nicht, ob es die Elefantenrunden noch weiterhin gibt.
Das Problem liegt in der völlig indiskutablen Vorstellung von demokratischen Verhalten. Wenn von vornherein demokratische Parteien nach Gutdünken ausgeschlossen werden (nicht durch ein Gericht, das die Verfassungswidrigkeit der Partei festgestellt hat), entspricht das nicht dem Geist des Grundgesetzes.
Der schmale Pfad der "Mitte" (d.h. dessen was als "politisch korrekt" angesehen wird) wird immer schmaler. Offenbar wird es für die Parteien der Mitte immer schwerer, sich signifikant untereinander abzugrenzen. Wenn sie z.B. in der Flüchtlingsfrage eine Gegenposition zur AfD formulieren, können sie es nicht allzu deutlich tun, weil ihnen sonst die eigenen Parteimitglieder an die Gurgel springen.
Sowas ist doch nur als Schlagzeile für die Presse interessant. Sinnvoll war sowas noch nie.
Hans-Ulrich Grefe
Das "Polit-Theater" ist der Nährstoff für die Medienlandschaft nur gemeinsam schaffen sie ein symbiotisches Verhältnis
für den Zuschauer und den Leserin ein unterhaltsames Spektakel.Nicht mehr und nicht weniger - ganz ohne Friedhof.
Hübsch - Der Deus ex - Machina;)) 2.0 - odr? ~>
Wasser vs Wein & Predigen vs Saufen du taz;!!)
"Kommentar Elefantenrunde im Fernsehen
Eine Runde für den Friedhof
Alle streiten wegen der AfD-Teilnahme bei den Wahltalkrunden. Dabei sollten wir uns fragen, warum es diese Fernsehfossilien überhaupt noch gibt.…"
Erstaunlicher - Vorschlag - Newahr¿!
Als Anhänger einer dagegen ja glatt
Mammuth-Fossilie - Herr Gessler -
Gehts's noch?
&
Ja wie? Mal mit Verlaub - Gefragt! ~>
Gott ist tot - by Friedrich Nietzsche¿!
Davon wollenSe doch auch nix wissen¿!!
Na - ok - WE ala taz =
Wahrheit du taz 2.Ordnung;))
& als Buurensmitsozialisierter
Tipp ich mal -
Der Glaube versetzt bekanntlich - Berge
Ever ook dissen - Mesthuppen - Nich;!
An sich ist die Prämie eine gute Idee. Doch das eigentliche Problem ist der geringe Lohnabstand – ein höherer Mindestlohn könnte kurzfristig helfen.
Kommentar Elefantenrunde im Fernsehen: Eine Runde für den Friedhof
Alle streiten wegen der AfD-Teilnahme bei den Wahltalkrunden. Dabei sollten wir uns fragen, warum es diese Fernsehfossilien überhaupt noch gibt.
Als Elefanten noch große Tiere waren... Foto: dpa
Die Aufregung um die Teilnahme der AfD bei den Elefantenrunden in Mainz (und in Stuttgart) ist schwer verständlich – denn eigentlich wäre Jubel angebracht. Endlich führt sich dieses traurige Relikt einer untergegangenen Medien- und Politiklandschaft so ad absurdum, dass wir bald keine Elefantenrunden mehr haben werden. Welch eine Erlösung!
Es ist nicht zu verleugnen: Wer noch das Privileg hatte, in den 70er und 80er Jahren Franz-Josef Strauß in Elefantenrunden der ARD oder ZDF nach Bundes- oder Landtagswahlen zu erleben, zugeschaltet vom Bayerischen Rundfunk aus München, schwitzend, betrunken und polternd – das war großes Kino.
Auch Willy Brandt, Joschka Fischer oder Herbert Wehner hatten, zumindest der Erinnerung nach, da ganz große Momente. Das war scharf, bissig, lustig oft und auf jeden Fall unterhaltsam. Der Niedergang der Kunstform Elefantenrunde begann, wie vieles, mit Helmut Kohl, aber das ist eine andere Geschichte.
Was wir dagegen seit Jahren als Elefantenrunden erleben, ist ein Elend, ein langweiliges zumal. Da kommen Politikerinnen und Politiker zusammen, die zunächst wortreich allen danken, die sie gewählt haben oder im Wahlkampf geholfen haben. Dann wird das eigene Wahlergebnis auf eine jede Intelligenz beleidigende Art und Weise schöngeredet, und sei es noch so desaströs.
taz.am wochenende 23./24.01.2016
Köln ist bis heute ein Social-Media-Phänomen. Wie selten beeinflusst es auch die Berichterstattung. Was aus den Medien wird, wenn Emotion Erkenntnis schlägt, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 23.1. Außerdem: Eine syrische Familie ist vor Lesbos ertrunken. Damit ihre Seelen Ruhe finden können, riskiert der Vizebürgermeister seinen Job. Und: Helfen Joghurts gegen Darmbeschwerden? Eine Sachkunde über das autonom arbeitende Bauchhirn. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.
Schließlich fragen überforderte Medienleute die Fragen, die sie fragen müssen: nach zukünftigen Koalitionen vor allem – und die Antwort muss natürlich sein: Das bespreche ich erst einmal mit meinen Parteigremien, na klar, so muss es sein in einer Demokratie, die kluger Weise auch innerparteiliche Demokratie einfordert. Das Ganze ist so vorhersehbar und öde, dass der Griff zur Fernbedienung fürs Weiterzappen beinahe zur Notwendigkeit einer geistigen Gesundheit wird: Das ist nicht mit anzusehen!
Elefantenrunden hatten vielleicht ihren Sinn in einer Medienlandschaft, in der es nur zwei bundesweite TV-Anstalten und eine Handvoll überregionale Zeitungen gab – in Zeiten also, in denen sich Politik viel weniger als heute dauernd in vielen, vielen Medien erklärte oder erklären musste. Es gab zudem noch keine oder nur wenige Talkshows, in denen das politische Spitzenpersonal sich und seine Politik darstellen oder für politische Positionen werben konnte.
Die Koalitionsmöglichkeiten waren geringer, man musste sich in den Elefantenrunden weniger mit festlegenden Aussagen zurückhalten. Denn es war ja eigentlich schon klar, wer mit wem konnte – und wer nicht. Und es gab, im Großen und Ganzen, mehr kantige Frauen und Männer in der Politik, die nicht durch die Dauerüberwachung der Medien- und Erregungsgesellschaft über Jahre glatt geschliffen worden waren. Nicht, dass dadurch die Politik besser war, natürlich nicht, aber sie war zumindest unterhaltsamer.
Wenn nun die Zeit der Elefantenrunden zu Ende geht, ist das nur gut: Man sollte ihnen keine Tränen nachweinen. Nicht zuletzt die öffentlich-rechtlichen Sender wären von einer Last befreit – Gott sei Dank sind auch sie in der Regel nicht mehr so umklammert von der Parteipolitik. Sie haben die Freiheit, den schon fossilierten Elefantenscheiß namens Elefantenrunde zu entsorgen.
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Schwerpunkt Landtagswahlen
Kommentar von
Philipp Gessler
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