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Kommentar Eigenes BankkontoDas Ende des Teufelskreises

Kommentar von Svenja Bergt

Die Selbstverpflichtung der Banken für das Recht auf ein eigenes Konto war ein Täuschungsmanöver, sie hat nicht gegriffen. Es wird Zeit, dass dies gesetzlich geregelt wird.

Ohne Konto gibt es auch kein Bargeld am Automaten. Bild: dpa

E s beginnt häufig mit einem finanziellen Engpass – und endet in einem Teufelkreis. Ein kleiner Kredit, der nicht abbezahlt wird, reicht, und die Bank kündigt das Konto.

Dann: ein negativer Schufa-Eintrag, Ablehnung bei der nächsten Bank. Miete, Strom, Telefonrechnung – wie zahlen? Bar? Oder mit einer Überweisung ohne eigenes Konto, für die die Banken richtig abkassieren?

Nachdem die Branche in Deutschland jahrzehntelang erfolgreich darin war, eine gesetzliche Regelung für das Recht auf ein Konto mit einer vagen und nicht erfüllten Selbstverpflichtung zu verhindern, ist es gut, dass nun die EU-Kommission eingreift. Und das Recht auf ein Konto festschreiben will.

Denn so problematisch die Geschäftspolitik vieler Banken ist: Wem ein Konto verweigert wird, für den wird das Leben meist kompliziert und teuer. Betroffene nutzen daher häufig Konten von Bekannten. 9 Prozent der Kontolosen in Deutschland helfen sich laut EU-Kommission mit diesem Trick.

Svenja Bergt

ist Redakteurin im Wirtschaftsressort der taz.

Natürlich kommt es auf die Details an: Was ist mit den überhöhten Gebühren, die oft zur Abschreckung bei Guthabenkonten verlangt werden? Werden letztlich alle Banken zu dem neuen Basiskonto verpflichtet oder reicht – wie es die Kommission derzeit vorsieht – eine pro Mitgliedstaat?

Und was passiert mit Kunden, die von dieser Bank unrechtmäßig gekündigt werden? Bleiben die bis zu einem Gerichtsurteil doch unfreiwillig kontolos? Wenn es den federführenden Kommissaren ernst ist, müssen sie auch solche Fragen klar regeln.

Und wenn das Recht auf ein Konto dann unter Dach und Fach ist, könnte sich die EU-Kommission einem weiteren Problem der Bankenbranche zuwenden, bei dem vor allem finanziell Schwache unverhältnismäßig belastet werden: den völlig überhöhten Dispozinsen.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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12 Kommentare

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  • H
    Hasso

    Die Parteien bekommen doch Parteispenden (außer der Linken)von den Banken. Warum sollten die sich mit denen anlegen?Die Lobbyisten bestimmen die Politk mit. Da muss schon die EU-Kommission etwas machen.

  • W
    Werner

    Es gibt doch bereits den Kontrahierungszwang für öffentlich-rechtliche Banken.

    Die werden allerdings von der Politik gerne zum Sündenbock gemacht. Frau Aigner und die Kurzdenker von den Verbraucherzentralen wollen ja, dass Halbasoziale, die gerne hohe Zinsen und niedrige Gebühren bei Internetbanken abgreifen, die Automaten von Banken fast umme nutzen dürfen, die Dienstleistungen in der Fläche und Arbeitsplätze schaffen.

    Mein Vorschlag: Kontrahierungszwang ausbauen, kostenloses Guthabenkonto bei allen Sparkassen. Dafür dann auch: Freiheit für Sparkassen und Volksbanken, ihre Automatengebühren für Nichtkunden beliebig zu gestalten.

  • H
    @Hanno

    Überhöhte Benzinpreise gibt es überhaupt nicht, schliesslich werden die auch noch mit Panzern subventioniert. Öl kommt aus Dikaturen, Tankstellenpächter und -kunden sind also Massenmörder.

     

    DESHALB Gegen Autos WÄHLEN - Alle Autofahrer kommen als Terroristen in den Knast!

     

    GEGEN AUTOS, die Partei mit der man in 10 Jahren die Rente einfährt

  • CN
    Carsten Neumann

    Jeder hat bei der örtlichen Sparkasse Anspruch auf Eröffnung eines Guthaben-Kontos. Niemand ist gezwungen, gerade bei der Deutschen Bank ein Konto zu eröffnen.

     

    Im Übrigen mischt sich die EU in alles ein, wozu sie keine demokratische Legitimation hat.

  • W
    wauz

    "Recht" auf eigenes Konto - zu welchen Bedingungen?

     

    Es hört sich nach einer netten, gut gemeinten Idee an. Aber ist es auch wirklich gut?

    Schon jetzt hat jeder Leistungsempfänger nach SGB II und III die PFLICHT, ein Konto einzurichten. Wenn er das nicht tut, wird er sanktioniert, es sei denn er kann nachweisen, dass es nicht geht. Dieses Konto ist dann für die Behörden zur Einsicht offen, weil für Leistungsempfänger das Bankgeheimnis faktisch abgeschafft ist. (Und auch sonst wird es immer löchriger).

    Wenn es ein Recht auf ein eigenes Konto gibt, mutiert das sogleich zur Pflicht. Das heißt aber nicht, dass es für Arme dann einfacher und billiger wird. Auch ein P-Konto ohne Kredit ist teuer und kostet gut und gerne unterm Strich 20 Euro im Monat.

    Wenn es erst ein "Recht" auf ein eigenes Konto gibt, werden wahrscheinlich alle Institutionen die Annahme von Bargeld verweigern. Dann sind wir an den Zuständen von Offenbarung 13,16 ganz nahe.

    Schon ist es in Schweden so weit...

  • D
    DerDemokrator

    Muss jetzt auch das TAZ-Forum mit dem typisch egoistischen Dauernörglern die sämtliche Internetforen verstopfen leben?

    Ich finde es gut, wenn jeder von Gesetzes wegen das Recht auf ein preiswertes Girokonto hat.

     

    Nachtrag: Es waren nach Rücksprache mit der Filialleiterin meiner Commerzbank Filliale die Kunden, die nicht wollten das sich Menschen die (in Berlin) auf der Straße leben (müssen) bei Eiseskälte nachts im Automatenraum aufwärmen dürfen. Deshalb wurde täglich ab 22 Uhr abgeschlossen und man konnte als P-Konto Inhaber kein Geld mehr abheben,problematisch insbes. bei mediz. Notfällen.

  • O
    Ober-Hartzer

    Leiden hier die letzten Beitragsschreiber unter geistiger Umnachtung? Eine solch' wirre Weltsicht gehört vielleicht zu einem schwäbischen Prenzlberg-Bewohner, der seinen SUV mittels Lift neben seiner Loft parkt, aber wohl kaum zu einem Bürger, der einer geordneten Erwerbstätigkeit nachgeht.

     

    Die Kündigungsgründe für ein Sparkassenkonto, z.B. bei der Stadtsparkasse Goslar, müssen nicht auf einem geplatzten Kredit beruhen. Es reicht aus, wenn eine Rücklastschrift erfolgt ist, weil widerrechtlich ein Betrag vom Konto abgebucht wurde und dennoch der Abbuchende zum zweiten Male versucht den strittigen Betrag von diesem Konto einzuziehen.

     

    Ich erinnere ferner an das Scoring, welches mit Sippenhaftung gleichzusetzen ist. Die Kreditinstitute haben sich ein Herrschaftsgebiet erschlossen, welches dank der korrupten CDU/CSU/FDP gesichert wurde, entgegen den Initiativen der Oppositionsparteien. Ich konnte es nicht fassen, als ich als junger Student in den Niederlanden einfach ein Girokonto eröffnete und ich auf mein Praktikantensalär noch Guthabenszinsen bekam. Bei einem deutschen Geldinstitut hätte man mich für verrückt erklärt. Mein Kommilitone in Deutschland wollte ein Girokonto bei der Deutschen Bank eröffnen und von ihm verlangte man eine Bareinlage oder eine Bürgschaft in Höhe von DM 7500.-

     

    Ich kann aus diesen Beiträgen nur blanken Hass lesen und durchaus bestätigen, was in diesem Staate wirklich vor sich geht. Wie 1933 wird eine Bevölkerungsgruppe zum Sündenbock erklärt, diskriminiert und unterdrückt, damit bei die hetzenden Kleingeister der Illusion treu bleiben, dass das "Abstandsgebot" gewahrt bleibt. So kommen diese "Möchtegerneliten" nicht auf die Idee, dass sie eigentlich genauso wie das von ihnen gehasste Prekariat nur "Grobzeug" sind. Die wahren Herrschenden dagegen setzen sich immer weiter von dieser Gesellschaft ab - es ist halt die Herrenrasse.

     

    Diese Zustände sind unhaltbar und es ist beschämend, dass erst seitens der EU versucht wird etwas dagegen zu tun.

  • H
    Horcher

    @ Christophe T

     

    Wenn es die EU nicht gäbe, dann wären die Steuern um ca. 30 % niedriger, selbst wenn man die unfassbar hohen Gehälter der deutschen Beamten gleich lassen würde. Da würde ich die 5,99 für Auslandsabhebungen gerne bezahlen. Ich glaube, Sie haben den Gesamtzusammenhang nicht verstanden oder sind EU-Beamter mit EUR 15.000 Monatsnetto plus Zulagen.

  • CT
    Christophe T.

    Hallo - ist das ein Bankenlobbytreffen ?? Wenn die EU nicht eingegriffen haette wuerde ich immer noch 5 euro fuer jede Uberweisung ins Ausland zahlen ... und 4-15 euro jedesmal wenn ich im Ausland Geld aus dem Kasten lasse - 99% Profit - kein schlechtes Geschaeftsmodell!!

  • H
    Hanno

    Genau, die völlig überhöhten Dispozinsen! Und dann noch die völlig überhöhten Benzinpreise! Und die überhöhten Mieten!

     

    Warum verweist die taz nicht mal auf den völlig überhöhten Preis der taz? Bei der taz sollen immer nur die anderen blechen, die taz selber will nur ihren eigenen Profit maximieren. Sehr verlogen.

  • V
    vic

    Genau: Wir brauchen unbedingt mehr Gesetze und mehr gesetzlichen Zwang! Ein ganz toller, ganz neuer, super kreativer Vorschlag der taz!

     

    Da weiß man echt nicht mehr, ob die taz solche Artikel ernst meint oder ob es sich um eine Satire handeln soll.

  • G
    Georg

    Die Problematik ist zweifellos da, aber die vorgeschlagene Lösung wird alles nur noch schlimmer machen: Denn eine Bank in einem Problemgebiet kann dann nur noch eins machen: Schließen, denn sie wird nicht mehr kostendeckend arbeiten können. Die angeschmierten sind dann die übrigen Kunden.