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Kommentar EU-GipfelBlockade gelockert

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Der EU-Gipfel zeigt, dass sich die Eurozone nicht mehr alles von Deutschland bieten lässt. Das ist der Weg zum wirklich gemeinsamen Währungsraum.

Ihr Missfallen ist ein Indiz für Fortschritt: Angela Merkel und Europa passen gerade nicht so gut zusammen. Bild: dapd

D er jüngste Gipfel in Brüssel hat mehr Entscheidungen gefällt, als im Vorfeld erwartet worden war. Die Einsatzmöglichkeiten der Rettungsschirme werden ausgeweitet und vereinfacht.

Dass Finanzhilfen direkt an die Banken fließen können, ohne dabei die Staatsschulden weiter hochzutreiben, ist sinnvoll; dass Staaten wie Italien, die sich bereits ein scharfes Sparprogramm verordnet haben, Hilfe beantragen können, ohne den Sparkurs weiter verschärfen zu müssen, macht ebenfalls Sinn.

Doch die nun beschlossenen Maßnahmen lösen die Probleme in der Eurozone allenfalls kurzfristig. Auf längere Sicht wird der einheitliche Währungsraum nur Bestand haben, wenn die Mitgliedstaaten sich auf eine gemeinsame Haushaltspolitik einigen – und auf eine gemeinsame Haftung für zumindest einen Teil ihrer Schulden.

Bild: taz
Malte Kreutzfeldt

ist Parlamentskorrespondent der taz mit Schwerpunkt Ökologie und Wirtschaft. Er twittert unter @MKreutzfeldt.

Die eigentliche gute Nachricht vom Gipfel ist, dass auch die Chancen für eine solche langfristige Lösung gestiegen sind. Denn Bundeskanzlerin Angela Merkel ist mit ihrem starren Blockadekurs krachend gescheitert. Die anderen EU-Staaten haben sich dem deutschen Diktat nicht gebeugt, sondern den Konflikt eskaliert. Mit ihrer Drohung, andere Beschlüsse wie den Wachstumspakt zu blockieren – den Merkel wiederum für die notwendige Zweidrittelmehrheit bei der Fiskalpakt-Abstimmung im Bundestag unbedingt braucht – haben sie die Kanzlerin zum Einlenken gezwungen.

Der Erfolg dieser harten Haltung lässt hoffen, dass der Rest von Europa in Zukunft den Druck auf Deutschland verstärkt. Letztlich läuft es auf eine klare Entscheidung hinaus: Entweder Deutschland will im Euro bleiben und weiter von den großen Vorteilen der Gemeinschaftswährung profitieren – dann muss das Land aber auch alle notwendigen Maßnahmen zur Rettung mittragen. Oder Deutschland verweigert sich effektiver Hilfe – und zieht dann aber auch die Konsequenz, den Euro zu verlassen.

Vor diese klare Alternative gestellt, wird die in Deutschland derzeit dominierende Wahrnehmung, dass es sich bei der Hilfe für Staaten mit Finanzierungsproblemen um milde Gaben handelt, hoffentlich der Einsicht weichen, dass die Unterstützung die logische Konsequenz des einheitlichen Währungsraums sind, an dem der deutsche Wohlstand hängt.

Eins ist jetzt jedenfalls klar: Den derzeitigen deutschen Weg, die Vorteile wie extrem niedrige Zinsen und feste Wechselkurse gern mitzunehmen, effektive Maßnahmen gegen die korrespondierenden Nachteile in den anderen Euro-Staaten aber zu blockieren, lassen sich die Partner nicht länger bieten.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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28 Kommentare

 / 
  • ES
    ESM stoppen!

    wenn der Autor bitte anfangen würde sich eigenständig zu informieren und nicht einfach Phrasen nachkauen würde:

    http://www.youtube.com/watch?v=7CPW7zzpsfg&feature=related

    Prof. Christian Kreiß von der Hochschule Aalen zum Thema Deutschland profitiert vom Euro (ab Minute 38).

  • AR
    Adam Riese

    Die 3stelligen Milliarden-Bürgschaften zu Lasten dt. Steuerzahler und Sparer verschweigt die taz, die 3stelligen Millionen-Zinsvorteile überbetont die taz: Leserverdummung? Beleg:

     

    „Eins ist jetzt jedenfalls klar: Den derzeitigen deutschen Weg, die Vorteile wie extrem niedrige Zinsen und feste Wechselkurse gern mitzunehmen, effektive Maßnahmen gegen die korrespondierenden Nachteile in den anderen Euro-Staaten aber zu blockieren, lassen sich die Partner nicht länger bieten.“

    ???

    Nicht länger vermeidbar ist nun grundsätzliche Orientierung: Die EU hat viele NATO-Mitglieder. Sie ist dennoch keine Teilmenge.

     

    Eine Währungsunion muss analog keine Teilmenge der EU bleiben. Eine neue Währung mit Norwegen und den anderen skandinavischen Staaten, mit der Schweiz, Luxemburg, Österreich, den Niederlanden und Deutschland verbände weder nur EU-Mitglieder noch nur NATO-Mitglieder. Diese zusätzliche Währungsunion hätte aber ökonomisch eine homogenere Basis als das auseinander treibende EURO-Gebiet.

     

    Der EURO muss weich werden, damit die Subventionierung von Spekulanten aufhört, damit die Mehrheit bisheriger EU-Länder wettbewerbsfähiger gegenüber Deutschland usw. werden kann, damit Energie nicht mehr im Kampf um Fiskalkontrollen zwischen zu ungleichen Nachbarn vergeudet wird und damit große EURO-Länder und wichtige Banken Überschuldungen bewältigen.

     

    Ein gemeinsamer Franken der Nordländergruppe wäre gegen niemand gerichtet, sondern natürliches Pendant zur tatsächlichen ökonomischen Verwobenheit und gemeinsamen ökonomischen Kultur dieser unmitelbaren Nachbarn.

     

    Schon Bismarcks Friedenssicherung gründete auf einem Netz überlappender internationaler Verträge. Als Option ist nötig, nun endlich diplomatisch einen ähnlichen Weg zu sichern und vorzubereiten ohne Bruch, solange das geht. Wer könnte das?

  • N
    nanina

    "...Entweder Deutschland will im Euro bleiben und weiter von den großen Vorteilen der Gemeinschaftswährung profitieren..."

     

    Welche großen Vorteile waren das denn?

    Rente mit 67?

    Minijobs?

    Kredite (der Steuerzahler) an die Südstaaten, damit die bei uns teure Autos kaufen können? Schuldenmachen von über 2 Billionen?

    Die Vorteile stehen auf tönernen

    Füßen.

     

    Demnächst werden sich die Ratingagenturen mit Deutschland beschäftigen müssen, wenn das Schuldenmachen der Südstaaten jetzt hemmungsloser vonstatten gehen kann... Was danach kommt steht in den Sternen.

  • R
    rudy

    dieses Konstrukt das da verabschiedet werden soll vestösst deszidiert gegen unsere Verfassung Punkt. BASTA...

     

    Es ist ein Machwerk ohne Ausstiegsklausel und ein Verbrechen an unseren Nachkommen nicht alle verfallen in diesen Hype den die Grünen da zelebrieren vielleicht sollte man auch mal DEN SOUVERÄN dazu befragen den um den sein Geld geht es...

  • J
    jenny

    Stimmungsmäßig erfasst M. Kreutzfeld die Situation

     

    gut, aber was er äußert ist nicht konsequent !

     

    Was helfen Spanien 100 Mia. aus dem ESM ohne strikte

     

    Auflagen zur Konsolidierung u. Schließung der maroden

     

    ImmokreditBanken ?

     

    Was hilft Italien die Senkung der Anleihezinsen durch

     

    den ESM, wenn M.Monti doch nur ein "piccolo Spar-

     

    programm" zustande gebracht hat u. vor grossen Struk-

     

    turveränderungen zurückgeschreckt ist !

     

    In Italien werden jährlich bis zu 140 Mia. Eu. Steuern hinterzogen, bei effektiver Finanzverwaltung

    könnte Italien viel schneller seine Schulden abbauen u. bräuchte überhaupt kaum mehr Kredite !

     

    Die grosse Gefahr ist doch, dass der gerade mühsam

     

    konstruierte ESM-Rettungsschirm binnen 1 -2 Jahren

     

    leer ist bei dieser unkonditionierten Freigiebigkeit!

     

    Sicher ist es von Merkel falsch unflexibel auf

     

    absolutem Spaarprogramm zu beharren, aber mit dem

     

    gestrigen Einknicken wird den Südländern nur sehr

     

    kurzfristig geholfen u. wenn der ESM leer ist, eher

     

    früher als später, dann holt diese Länder ein wahrer

     

    Zinstsunami ein, statt 3% unter dem ESM müssten sie

     

    dann - bei fehlenden Reformen! - am freien Markt

     

    über 10% Zinsen zahlen - die ESM-Mittel können auch

     

    nur 1 x ausgegeben werden:

     

    Spätestens 2014 platzt der Euro !!

  • RB
    Reinhart Buck

    Nochmal die Frage: Warum können sich die Staaten nicht direkt unterstützen, ohne den Umweg über die Banken, die nur Gewinne auf Kosten der Bevölkerung machen wollen?

  • D
    DJ.

    Leute, hört auf, Politikern und Journalisten zuzuhören - hier eine kompetente Stimme jenseits des albernen links/rechts-Schemas. Wo bleibt die neue demokratische Partei mit Dirk Müller als führendem Mitglied?

     

    http://www.youtube.com/watch?v=H311SNGWPGo&feature=plcp

  • M
    Mozart100

    Hier noch eine kurze Anektdote, die meinen Standpunkt illustriert:

    Als Julius Cäsar im Aufstieg begriffen war machte er hemmungslos Schulden. Er begründete, dass seinen Freunden gegenüber, die Angst um ihn hatten, damit, dass man im Gegenteil nicht aufhören, sondern immer mehr Schulden machen sollte, denn dann würde man für die Gläubiger so wertvoll, dass sie einem den Weg zur Macht ebnen würden. So geschah es. Als er im Glanz der Macht angekommen war, verwandelte er sich in den sparsamen Hausvater und beglich seine Schulden. Das Ergebnis war, dass er ermordet wurde.

    Wer denkt dabei an systemrelevante Banken und Staaten?

  • M
    Mozart100

    Sie schreiben

     

    wenn die Mitgliedstaaten sich auf eine gemeinsame Haushaltspolitik einigen – und auf eine gemeinsame Haftung für zumindest einen Teil ihrer Schulden.

     

    Das ist richtig, es ist jedoch anscheinend so, dass die Krisenstaaten eben Haftung ohne Haushaltspolitik wollen. Sie wollen mit der Finanz- und Fiskalpolitik die Probleme lösen. Eingriffe in die nationale Selbstbestimmung lehnen sie entweder offen ab, wie jetzt geschehen, oder unterwandern diese. Die Politik von Frau Merkel kontern sie mit dem Argument "in the long run we are all dead". Strukturreformen machen wir gerne, aber später. Wie vertrauenswürdig ist dies von einem Land das Jahrzehnte einen Berlusconi mit all seinen Begleiterscheinungen gewählt hat? Wollen die Iren ihre Unternehmenssteuer aufgeben? Lassen die Spanier sich von der nächsten Immobilienblase abbringen? Griechenland wird sich anschließen. Die schiefe Ebene des Kreditausfalls ist jedenfalls gesetzt. Die ständig neuen Kredite machen einen Ausstieg unmöglich. Der Ausfall ist nicht mehr tragbar. Daher auch das Selbstbewußtsein von Monti und anderen. Sie wissen die Schulden-Kreditfalle ist zugeschnappt. Allerdings werden sie Opfer ihrer eigenen Strategie werden. Die Kapitalmärket sind beruhigt, aber für wie lange? Ein Monat, zwei Monate ..., dann aber wir auch die Vergemeinschaftung nicht mehr die Strukturschwächen aufwiegen, die von den Finanzmärkten analysiert werden. Diese sind bekanntermaßen immer einen Schritt voraus. Daher wird es früher oder später zur Lösung von den Kapitalmärkten und einem neuen Finanzierungsweg kommen, der alleine noch gangbar erscheint. Die direkte Finanzierung über die EZB, also das Geld drucken, die Inflation und damit beginnt dann eine neue Geschichte.

  • T
    thomsen

    Man sollte mal durchrechnen, was der Ausstieg aus der Währungsunion kosten würde - und dann vielleicht doch den Sprung wagen.

     

    Dann können die anderen selbstverständlich ohne Deutschland glücklich wirtschaften.

     

    Aus Fairness sollten wir aber Ländern wie Finnland, Estland, Benelux, Österreich, Slovakei, Slovenien, Irland die Möglichkeit geben, gemeinsam mit uns auszusteigen.

     

    Eine Ehe kann man heutzutage ja auch leicht wegen Zerrüttung bzw. gegenseitiger Unverträglichkeit (incompatibility of temper) scheiden.

     

    Nun, diese Währungsunion ist offensichtlich zerrüttet.

     

    Der Autor kann natürlich gerne drinbleiben ...

  • JS
    Jan Sobiesky

    Es ist ja mittlerweile bekant, dass Journalisten ihre Informationen heutzutage aus wikipedia beziehen. Anders kann ich mir das gebetsmühlenartige Wiederholen des Unsinns "Deutschland profitiert vom Euro " nicht erklären. Wir hatten bis Mitte der 2000 er Jahre 5 Milionen Arbeitslose und waren der "kranke Mann Europas". Wir hatten Nettoinvestitionsabflüsse - das Geld ist in den Club Med geflossen, wo man es munter verkonsumiert anstatt investiert hat. Seit 2008 profitieren zugegebenermaßen, weil die Märkte den Südländern mit Recht nicht mehr vertrauen und weil wir unsere Hausaufgaben gemacht haben. Und zum Thema: wir "verkaufen unsere Produkte in den EURO Raum": Das Hütechenospiel funktioniert folgendermaßen: Man kauft Deutsche Produkte auf Pump, bezahlt den Krdit aber nicht mehr zurück sondern nimmt den Rettungsschurm in Anspruch, d.h. am Ende bezahlt der deutsche Steuerzahler seine eignen Produkte, die aber dan den Griechen oder Italienern gehören.

    Ich werde Europs bald verlassen - der Kontinent ist dem Untergang geweiht. Man kann das Drehbuch dazu übrigens teilweise im "Untergang und Verfall des römischen Reiches" nachlesen. Der einzige Trost ist, dass die Italiener mit Ihren hohen Privatersparnissen selbst Opfer ihrer inflationären Politik sein werden.

  • A
    AusMadrid

    "Der Erfolg dieser harten Haltung lässt hoffen, dass der Rest von Europa in Zukunft den Druck auf Deutschland verstärkt. "

     

    WIE BITTE????? Ich glaub es einfach nicht. Pfui Teufel.

     

    Leider wieder einmal ein Grund NICHT Genosse bei der TAZ zu werden. Tut mir sehr leid aber das ist unglaublich.

     

    Ich lebe derzeit in Madrid und Frankfurt. Was ich derzeit in Madrid erleben muss ist unfassbar. Kaum Einsehen in eigene Fehler - wenn, dann nur von einer gut Qualifizierten Schicht ohne Arbeit - statt dessen: Beim Bier wird sich über Merkel ausgelassen und beim Fußball für Italien gejubelt.

     

    Ich habe große Zweifel, dass Spanien und Italien auch nur einen Pfennig nach Deutschland überweisen würden, wenn die Situation ungekehrt wäre. Deutschland täte gut daran, zunächst einmal RESPEKT einzufordern - hier ist die Politische Kaste gemeint. Bevor die Bürger dieser Länder verstehen, dass Deutschland HELFEN muss, weil IHRE Regierungen und Banken Mist gebaut haben, sollte es keinen Pfennig geben. Die Titelblätter sind zum kotzen - siehe Italien heute. Widerlich! Und die Taz beschmutzt fleißig mit.

  • M
    Mareike

    Ja,es ist schon echt hart, unser Geld zu nehmen. Warum sollen wir demnächst nicht gleich alle Schulden aller Länder tilgen?

  • MG
    Maik G

    Dann halt raus aus dem Euro. Es kann doch nicht sein, dass andere Staaten ganz offensichtlich Fehlwirtschaften, aber nicht von ihrem Kurs abweichen wollen, sondern stattdessen verlangen, dass dritte (nicht nur Deutschland!) ein kaputtes System gegenfinanzieren. Was hier immer groß geredet wird, dass ein Auseinanderbrechen des Euros auch für Deutschland finanzielle, negative Konsequenzen bringen würde ist doch kompletter Mist. Die Milliardenhilfen, die in die EU gepumpt werden sind auch harte Kosten, die letztlich jeden hier betreffen.

     

    Im Prinzip ist es okay, den anderen EU-Staaten finanzielle Unterstützung zu bieten. Solange es eine Sache zwischen den Ländern bleibt. Aber es kann einfach nicht sein, dass man sich hier tot ackert damit Deutschland die Finanzmittel aufbringen kann und von anderen Ländern dann nur dritten die Arbeit überlassen wird. Dann müssen diese eben auch ein System einführen, das sich finanzieren kann, aber dort wird auch gewählt, klar - wer wird schon gewählt, wenn er der eigenen Bevölkerung einen sauren verspricht.

  • V
    vic

    Offen gestanden weiß ich nicht ob es es richtig ist, wenn Finanzhilfen direkt an die Verursacher der Krise fließen.

    Denn diese "Staatsgelder" stammen von den 99 percent, die nichts mit der Entstehung der "Krise" zu tun haben. Von mir, zum Beispiel.

  • H
    Hans

    Diese Nacht wird bei der CDU einen ziemlichen Kater verursachen, denn bislang hat gerade diese Partei die Karte der harten Haltung der Kanzlerin gespielt. Jetzt hat sich die EU aus den Klauen von Berlin (früher mit Paris) befreien können. Die echte Herausforderung liegt aber weder im Sparen, noch in Haushaltsdisziplin oder dem Hin- und Herschieben von Verantwortung, sondern darin, wieder Wachstum in der Euro-Zone zu schaffen. Aus politischen Gründen haben einige Länder Negativwachstum und wie kommen sie dort wieder heraus? Diese Fragen klammern die hohen Herren und Damen lieber aus, denn eine (überzeugende) Antwort haben sie nicht.

     

    Die Bevölkerungen in Südeuropa sind aber längst in einem Verarmungsstrudel angelangt und da frage ich mich, ob diese Nacht eine Kehrtwende in der europäischen Wirtschaftspolitik ist oder eine schlechte Nacht für Merkel? Gerade die Wirtschaftspolitik in Deutschland ist einzig und alleine auf den Ausbau der Exporte ausgerichtet, Arbeitslosigkeit, sinkende Löhne und nachlassende Produktentwicklungen zeigen, dass Deutschland selber seine Hausaufgaben machen muss, sonst kommt diese Krise auch hier an.

     

    Exporte alleine schaffen auch nicht den Schub, den Deutschland braucht. Alleine die neuen Bundesländer im Osten haben teilweise schockierende statistische Werte, was Wachstum, Arbeitslosigkeit, Wohlstand, Wirtschaft, Produktentwicklungen oder überhaupt Fortschritt angeht. Eigentlich müsste die Bundesregierung dort auch den Lebensstandard weiter senken, Krankenversorgung und Renten reduzieren, aber stattdessen gibt Hartz, Bürgergeld und ein paar Subventionen. Was Angela Merkel an Härten für andere Länder parat hat, macht sie in ihrem Wahlkreis lieber nicht.

     

    Das Kernproblem dieser Regierung liegt m.M. einfach im Verständnis: Die CDU will einfach weitermachen, nicht aufwachen. Jetzt haben die anderen Europäer diesen Kurs mal durchbrochen, aber wird es nützen? Was passiert in Griechenland, wenn 2013 wieder Negativwachstum kommt? Wenn noch mehr Leute entlassen werden, mehr Betriebe schließen? Spanien und Italien haben eine andere Größe - deren Pleite wäre tatsächlich zu groß, deswegen haben sie wohl den besseren Hebel gegen Merkel, aber auf Dauer muss Wachstum her, damit Schulden abgetragen und bedient werden können.

  • U
    Unbequemer

    "Der Erfolg dieser harten Haltung lässt hoffen, dass der Rest von Europa in Zukunft den Druck auf Deutschland verstärkt. Letztlich läuft es auf eine klare Entscheidung hinaus: Entweder Deutschland will im Euro bleiben und weiter von den großen Vorteilen der Gemeinschaftswährung profitieren – dann muss das Land aber auch alle notwendigen Maßnahmen zur Rettung mittragen. Oder Deutschland verweigert sich effektiver Hilfe – und zieht dann aber auch die Konsequenz, den Euro zu verlassen."

     

    Ja leidet der Autor denn an Realitätsverlust? Ihm gefällt es wohl, wenn man auf "Deutschland den Druck verstärkt". Und wie kann man von einem "MItragen der Rettungsmaßnahmen" reden? Der Autor verwerndet die Vorsilbe MIT beim tragen. Nein - wir tragen nicht MIT, an uns hängt alles. Oh - das wird den Gutmenschen gut tun, wenn wir Deutschen unter der Last für Resteuropa zusammenbrechen. Hoffentlich wird dann endlich euer Irrsinn geheilt.

  • MS
    Maximilian S.

    Hallo Herr Kreitzfeldt, ich kann Ihrem Kommentar nicht folgen, können Sie bitte Ihre Position untermauern? Zum Beispiel mit Zahlen. Stehen die Gewinne durch niedrigen Zinsen und die Lasten durch (mit Sicherheit ausfallende) Bürgschaften in einem vernünftigen Verhältnis? Wohl kaum. Was lässt sich beispielsweise Spanien nicht länger bieten? Dass sie bei halber Einwohnerzahl etwas doppelt so gut ausgebaute Infrastruktur haben wie Deutschland in Schnellbahntrassen, Flughäfen oder Autobahnen? Größtenteils bereits mit deutschen Steuergeldern bezahlt. Was lässt man sich also in Spanien nicht bieten? Dass Deutschland sich weigert, diesen Kurs weiterhin zu alimentieren und die Schulden zu übernehmen? Dass die Märkte das Verhalten Spaniens durch hohe Zinsen für das hohe Ausfallrisiko bezahlen lassen? Was lässt man sich nicht mehr von Deutschland bieten? Dass die Löhne in Deutschland in kurzer Zeit um 0,8 und in Spanien um 80 Prozent gestiegen sind - lässt man sich das nicht bieten, dass Deutschland das nicht alimentiert? Also wirklich, eine Frechheit von Deutschland, dass man seine Rechnungen zahlen sollte ist einfach nicht zumutbar! Ich weiß nicht, Herr Kreutzfeld, wo Sie sich informieren. Vielleicht lesen Sie auch mal etwas über Target 2, über ELA Kredite oder über die Nachteile des Euros und fragen sich, warum Schweden nicht in den Euro will, die würden doch sonst genau so super profitieren wie Deutschland.

  • H
    HamburgerX

    Es ist doch ein schlechter Witz, dass sich Merkel von der Drohung Montis hat erpressen lassen, der meinte, den Wachstumspakt nicht absegnen zu wollen.

     

    Der Wachstumspakt ist eine Idee Hollandes und ein vornehmlicher Wunsch der Südländer. Merkel hätte sagen können, der Pakt wäre in erster Linie im Sinne der verschuldeten Problemländer, und wenn Monti vor die Presse treten möchte, um kundzutun, eine solchen Pakt nicht zu wollen, solle er das doch gerne tun. Was schert es Deutschland?

     

    Deutschland profitiert von Euro nicht besonders, im Gegenteil. Wachstumsraten, BIP-Produkt pro Einwohner, starker Export in Nicht-Euroländer und andere Kennziffern zeigen, dass Deutschland auch mit der D-Mark sehr gut gefahren wäre, siehe Schweiz, Dänemark. Daher sollte sich Merkel jederzeit bereit halten, die Währungsunion zu verlassen. Diese Aussicht dürfte die jämmerlichen Versuche mancher Südländer-Politiker, ihre Bequemlichkeit bei Strukturreformen und das Kuschen vor dauerstreikenden Gewerkschaftern aufrecht zu erhalten, im Keim ersticken.

     

    Eines ist klar: Ohne eine deutliche Angleichung bei Arbeitsmarktrecht, Wirtschaftsrecht, Steuern, Wettbewerbskultur, Subventionen, Staatsanteil und Bildungskultur wird der Euro immerwieder an seinen innenwohnenden Fliehkräften zu zerbrechen drohen.

     

    Eine solche Angleichung aber ist gerade mit so vielen Mitglieder sehr unrealistisch. Jedenfalls in den nächsten 10-20 Jahren.

  • D
    Desconocido

    Deutschland hätte besser auf dem Gipfel schon den EURO Austritt erklären sollen.

    Jetzt ist die Büchse der Pandora geöffnet und Deutschland wird einen wahnsinnigen Preis zahlen müssen, nur um den sowieso sterbenden EURO noch 2-3 Jahre künstlich am leben zu halten.

  • R
    Ralf

    "Oder Deutschland verweigert sich effektiver Hilfe – und zieht dann aber auch die Konsequenz, den Euro zu verlassen."

     

    Das ist doch lächerlich :-))

    Selten so gelacht. In welcher Welt lebt den der Schreiber?

    Wenn Deutschland denn Euro verlässt, ist der Euro tot!

    Die Märkte würden doch keinen Cent auf die ökonomischen Versprechungen der übrigen Länder setzen.

    Dieser letze Absatz ist so was von naiv-mir fehlen weitere Worte.

  • A
    aurorua

    Dass Finanzhilfen direkt an die Banken fließen können, ohne dabei die Staatsschulden weiter hochzutreiben, ist sinnvoll; dass Staaten wie Italien, die sich bereits ein scharfes Sparprogramm verordnet haben, Hilfe beantragen können, ohne den Sparkurs weiter verschärfen zu müssen, macht ebenfalls Sinn.

     

    Herr Malte Kreutzfeldt,

     

    für mich macht es keinen Sinn das Steuergelder an Banken fließen die allesamt über zu Wenig Eigenkapital verfügen, die völlig frei und unreguliert bis in die Insolvenz zocken können um dann gerettet zu werden. Natürlich schaffen die leitenden Angestellten vor dem Zusammenbruch, der ohnehin vom Steuerzahler aufgefangen wird, soviel wie möglich Vermögen unwiederbringlich in ihre privaten Taschen.

    Wo macht das Sinn??? Wenn im Grunde nur die Vermögen der Reichen und Superreichen Abzocker und Ausbeuter gerettet werden, immer auf Kosten der Armen, Kranken und Ehrlichen, in allen betroffenen Staaten.

    Ihre Denke forciert ja diesen bedingungslosen Raubtierkapitalismus regelrecht. Schämen SIE sich.

    Die Staaten sind zwar Schuldner, aber nicht ausnahmslos schuld daran, sondern getrieben durch unregulierte, betrügerische Tricks und Kniffe an den Finanzmärkten (künstliches hochtreiben der Ölpreise, der Nahrungsmittelpreise usw. usf.) immer zum persönlichen Vorteil der Bosse und Aktionäre mit Insiderwissen.

    Sinn machen würde ein europaweites Staatsinsolvenzgesetz, ähnlich der Privatinsolvenz, damit diese Bankster endlich einmal schnallen, abkassieren auf ewig geht dann auch nicht.

  • D
    Dreist

    Da hatte D doch wirklich die Dreistigkeit, eine Zeitlang auf bestehende Verträge zu pochen. Wie mich die rotgrünen Argumentationsmuster in der Eurofrage anwidern.

  • A
    argi

    "Der Erfolg dieser harten Haltung lässt hoffen, dass der Rest von Europa in Zukunft den Druck auf Deutschland verstärkt. Letztlich läuft es auf eine klare Entscheidung hinaus: Entweder Deutschland will im Euro bleiben und weiter von den großen Vorteilen der Gemeinschaftswährung profitieren – dann muss das Land aber auch alle notwendigen Maßnahmen zur Rettung mittragen. Oder Deutschland verweigert sich effektiver Hilfe – und zieht dann aber auch die Konsequenz, den Euro zu verlassen. "

     

    das ist wirklich zu simpel. wie wäre es wenn die taz sich mal besser in das thema einarbeitet? wäre es wirklich so schlimm, wenn die währungsunion auseinandergeht? wie stellt sich der autor cor die verschuldung zukünftiger generationen vor? wohin geht das geld? normalerweise kriegen die "leute auf der strasse" wenig davon zu sehen. ich finde die entwicklugn schrecklich. und manche teile der linken sollte mal tiefere fragen sich stellen, statt sich mit einem falsch verstandenen solidaritätsgedanken vor den karren der finanzindustrie spannen zu lassen!

  • M
    Marcel

    "...nicht mehr alles von Deutschland bieten lässt" Da frage ich mich: Deutschland, wer oder was genau ist das?

     

    Ich und meine Bekannten gehören dann schon mal nicht dazu denn wir halten Merkel für völlig kurrupt in Verflechtung mit Banken und Großkapital gegen Europa und gegen Arbeitnehmerinteressen

  • DK
    der Kieler

    Wir zahlen also wieder noch mehr für die schlechten Leistungen anderer ( Staaten und Banken )ohne Gegenleistung. Dann können sie ja so weitermachen wie bisher, zu billigeren Konditionen. Noch nicht einmal ein erzieherischer effekt ist damit verbunden.

    Wenn das Ziel ein einheitliches Europa ist, sollte man erst einmal Steuer- und Sozialpolitik angleichen, danach kann man sich über gemeinsame Wirtschaftspolitik verständigen.

  • R
    Rudi

    Der Artikelschreiber muss in einem Paralleluniversum leben. ;-)

    Er findet die Aushebelung nationaler Demokratien und Souverenität wirklich gut. Junge, Junge ....

     

    http://www.fiskalpakt-stoppen.de/aktuell/eurokrise/fiskalpakt/10-fragen/

     

    :-(

  • A
    andreas

    Eigentlich wurde Gestern nur beschlossen das die Finanzwelt ihr CASINO weiter betreiben darf...nicht mehr und nicht weniger...

    Italien und Spanien bringen aktuell nur am meisten Spass , da hier nun noch schneller Geld zu holen ist.

     

    Das die TAZ das toll findet liegt nur daran ,das Deutschland Hauptzahler ist.

    Doch auch die kleinen Länder im Norden die solide haushalten schauen jetzt schlecht aus , denn die bezahlen mit.

     

    Wird das alles den Euro retten? ...NEIN